Die Empfehlungsliste mit dem Titel ?100 Kurzfilme für die Bildung? (im folgenden ?Kurzfilmkanon? genannt) dient vor allem Lehrkräften als Diskussionsgrundlage und Anregung, um Kurzfilme besser in die Bildungsarbeit zu integrieren. Dieser Kanon ist der Ausgangspunkt für diese Arbeit, in welcher ein neuer Ansatz der digitalen Diskurskultur in der (Film-) Bildung theoretisch fundiert und praktisch umgesetzt wird. Einerseits soll dieser Ansatz den demokratisch strukturierten öffentlichen Diskurs im Allgemeinen und andererseits den konkreten Diskurs über den Kurzfilmkanon ermöglichen. Die praktische Umsetzung des digitalen Systems ermöglicht höchste Informationsqualität (IQ) bei maximalem Innovationspotenzial und kann als Blaupause für zukünftige digitale Bildungsdiskurse (z. B. auf MOOCit.de) dienen. Der digitale Diskurs hält für Filme, die Bildung und die Wissenschaft neue Qualitäten bereit. Die kapitelübergreifende Fragestellung dieser Arbeit lautet: Warum ist eine Diskurskultur in der (Film-) Bildung im digitalen Zeitalter wichtig? In der Einleitung (Kapitel 1) werden Desiderate bestimmt, der aktuelle Stand der Forschung dargestellt, die Ziele der Arbeit formuliert sowie Methoden vorgestellt. Für die Notwendigkeit eines digitalen Diskurses steht nicht zuletzt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland Pate. Anhand der Grundrechte wird dargelegt, wie digitale Themen unseren Alltag auf essenzielle Art und Weise beeinflussen, da im Silicon Valley mehr als nur ein paar neue Apps entwickelt werden. Wir müssen darauf achten dass Alphabet und Co. unser Bildungswesen nicht überrollen. Häufig sind Online-Diskussionen geprägt von Uneinheitlichkeit, Divergenzen, Polarisierungen, dogmatischen und performativen Widersprüchen. Sie hemmen durch ihre Begrenzungen im Zugang, dem Mangel an Intermedialität und unzureichende IQ-Entwicklungsmöglichkeiten. Es fehlt an einer direkteren demokratischen Beteiligung und an Transparenz im offenen Diskurs. Für die theoretischen Grundlagen (Kapitel 2) wurden verschiedene kommunikations- und sprachwissenschaftliche Studien herangezogen, um eine Ausgangsbasis für die Analyse von Diskursen zu schaffen. Ausgehend von der Informations- über die Diskursqualität (DQ) und einem neu entwickelten Kommunikationsmodell (IBW-DQ-Modell) wurden 60 DQ-Kriterien definiert, welche die Analyse von Online-Portalen und ein Diskursqualitätsmanagement (DQM) in einem exemplarischen, multimedialen Portal ermöglichen. Anhand der DQ-Kriterien wurden Standards formuliert und Online-Portale im Hinblick auf den digitalen Diskurs kritisch analysiert (Kapitel 3). Unter anderem wurden Facebook, YouTube, Wiki(pedia), Iversity, Arte, Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), die Homepage des Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) und das Kultusportal-BW analysiert. In der Kombination von Redaktionsseiten, Expert_Innen-Foren und Open Space Netzwerken wird ein Weg gesehen, die Vorteile unterschiedlicher Seitentypen zu vereinen und die Nachteile zu minimieren. Die wesentlichsten Voraussetzungen für dieses Vorhaben sind die Herrschaftsberücksichtigung, die Dauerevaluation, eine Reputationsausweisung unter Anonymitätsoption und vor allem die strukturierte Einbindung von internen und externen Expert_Innen. Die praktische Umsetzung (Kapitel 4) eines zeitgemäßen Internetportals für Kurzfilme mit dem Titel ?Kurzfilmkanon für die Bildung? (Kurzfilmkanon.de) basiert auf dieser Analyse. Es handelt sich dabei um die digitale Fortführung der Empfehlungsliste ?100 Kurzfilme für die Bildung?. Das Ziel war es, die Kurzfilme auf einer Internetplattform zu präsentieren, für den Diskurs zu öffnen und damit die Integration des Kurzfilms in den Schulalltag bzw. die Bildungsarbeit zu ermöglichen. In der Verknüpfung von Web 1.0 mit Web 2.0 liegt die Innovation dieser Plattform. Der Kurzfilmkanon schlägt eine Brücke zwischen offenen, innovativen aber unstrukturierten, unwissenschaftlichen Crowdsourcing-Seiten (Open Space Ebene); qualitativ hochwertigen, aber häufig abgeschlossenen Expert_Innen-Foren (Expert_Innen-Ebene) und klar strukturierten, aber starren Redaktionsseiten (Redaktionsebene). Die Ebenen werden auf einer Plattform verbunden, damit die jeweiligen Vorteile genutzt werden können. Der Kurzfilmkanon.de beinhaltet neben Informationen über Kurzfilme auch verschiedene interaktive Bausteine. Dazu gehören u.a. (Dauer-) Feedback- und Evaluationsmöglichkeiten, Unterrichtsangebote sowie Anregungen zur Eigenproduktion. Das durchlässige Diskurssystem durchbricht bestehende hierarchische Strukturen durch den Einsatz einer digitalen ?Quorumsmembran?. Bestehende Reputationsgrenzen können so aufgebrochen werden und lassen eine Beitrags- und Talentförderung zu. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz einer multimedialen Kommunikationsbox (Addbox) und dem umfangreichen Einsatz von Bildungsfiltern. Kurzfilmkanon.de wurde durch einen Kurzfilmwettbewerb für Studierende, aber auch für SuS bekannt gemacht. Die Entwicklung der Rahmenbedingungen für eine digitale Diskurskultur kann exemplarisch für den Bildungssektor sein. In der Entstehungszeit dieser Arbeit haben sich ständig Neuerungen der technischen Möglichkeiten ergeben. Die Grundbedingungen für diesen Themenbereich haben sich durch die rasante Entwicklung in der digitalen Welt grundlegend geändert. Es sind neue Möglichkeiten für den Diskurs, den Kurzfilm und die Bildung entstanden. Der Kurzfilm wird für die Bildung immer entscheidender werden. Mit dem Smartphone haben User nicht nur zu jeder Zeit an jedem beliebigen Ort Zugriff auf unzählige Filme, sondern können auch in jeder Lebenssituation selbst neue Kurzfilme produzieren und mit der Welt teilen. Beinahe jeden Tag stehen für diese Arbeit relevante Themen in den Schlagzeilen: Einfluss auf diese Arbeit hatten sowohl aktuelle Themen wie die NSA- und Datenskandale, Schwarmintelligenz-Studien, Computer im Unterricht, Smartphone, Smart Home, Smart City, Smart Wearables, Film-Stream-Plattformen, Weiterentwicklungen der Netzwerke, dem Breitband, neue Applikationen oder Extensions, ausgeklügelte Synchronisierungsverfahren, der massive Einstieg der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender ins Netz, Entwicklung der Online-Universitäten als auch Fortschritte in extrem ausgefallenen Nischenbereichen. Forschungsergebnisse wurden durch die Auswertung öffentlich zugänglicher Expert_Innen-Interviews (vor allem in Videoform) ergänzt. Dabei wurde immer wieder festgestellt, dass viele dieser Entwicklungen kritisch zu betrachten sind und nicht selten unsere Demokratie in den Grundfesten erschüttern. Das Sammeln der persönlichen Daten unterschiedlicher Institutionen ist hierfür nur ein Beispiel. Dem muss entgegengewirkt werden. Es liegen aber auch ungehobene Schätze für die Bildung in der digitalen Evolution. Es gilt einen Weg zu finden, der Verantwortung zulässt, Sicherheit bietet, aber vor allem aufgrund der entstehenden Ängste Bildungsinstitutionen und damit die beteiligten Menschen nicht in Stagnation verfallen lässt. Der Diskurs ist die Methode der Demokratie. Von dieser These geht diese Arbeit aus. Ein strukturierter, systematischer digitaler Diskurs kann zu einer neuen Dimension der Bildung führen. Schwerpunkt der Arbeit ist aus diesem Grund neben der kommunikationswissenschaftlichen Einordnung des Diskurses und der Entwicklung einer exemplarischen digitalen Diskursplattform die Rückwirkung auf den Diskurs in der Bildung im Allgemeinen. Aufgrund der Fortschritte im Bildungsbereich, insbesondere der Sonderrolle des Kurzfilms in einem MOOC (Massive Open Online Course), wurde eine zusätzliche Ausführung (Kapitel 5) notwendig, welche keinen theoretischen, sondern einen ganz praktischen, realistischen Ausblick auf ein zukünftiges Online-Schuldiskursportal bietet. Mit dem auf Media-Wiki basierenden ?MOOCit.de? wird ein Übergang vorgestellt, der die reellen Bedingungen berücksichtigt und sich den aktuellen Entwicklungen stellen kann. Durch die Öffnung des Bildungsplans können Konzepte wie das ?Blended Learning? oder das ?Flipped Classroom? (Inverted Classroom) eine fortschrittliche Erweiterung zum bisherigen Unterricht bieten. Die Neugier ermöglichenden und Interesse fördernden Kontaktmöglichkeiten, die verantwortungsbewusste und reputationsgebundene neue Anonymität, lebenslaufdienliche Anreize, die relevanten, transparenten Entscheidungen und das Anerkennungspotenzial im Austausch können Basis-Elemente einer digitalen Schuldiskurskultur sein und dazu beitragen das Bildungssystem in Deutschland zu revolutionieren. Die heranwachsende Generation muss auf die modernen Entwicklungen vorbereitet werden. Wenn wir nicht im Informationsdschungel untergehen oder kostenpflichtige Bildung wollen, müssen anspruchsvolle, kommerzunabhängige, digitale Diskursmöglichkeiten für die Bildung entstehen. Bund und Länder, insbesondere die Kultusministerien, können es sich nicht mehr leisten, sich dem digitalen Diskurs zu verweigern. Diskurs ist nicht nur ein wissenschaftliches Konzept. Der Diskurs ermöglicht demokratische Prozesse. Der Film ist in diesem Zusammenhang nicht allein ein ?Kunstmedium?, sondern ein für alle Bildungsinhalte relevanter Kommunikationsgegenstand der durchdrungen werden muss. Filmbildung ist heute ein wesentliches Mittel zur (Selbst-) Bildung.
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