Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2, Universität Bayreuth, Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Noch immer ist der Autor des Schwankromans „Ein kurtzweiliges Lesen von Dil Ulenspiegel“ von 1511 nicht eindeutig zu benennen. Doch alle Hinweise im Volksbuch sprechen für den, schon vom Verfasser (Christian Walter) erwähnten, niedersächsischen Dichter und Zollschreiber Hermann Bote. Dieser Braunschweiger Zollbeamte und Landrichter rief wahrscheinlich die fiktive Figur des schalkhaften Landstreichers namens ‚Ulenspiegel’ ins Leben. Zwar sind Hermann Botes genaue biographische Daten unbekannt, so wird sein Tod, aufgrund seiner datierten beruflichen Tätigkeit, etwa in der Zeit von 1520 und 1525 vermutet. Aus seinem hohen und verantwortlichen Amt resultierte auch der gesellschaftliche Hass gegen ihn, denn das Bürgertum des 15. und 16. Jahrhunderts litt unter der herrschenden Ungerechtigkeit zwischen den Ständen. Oftmals wurde Bote misshandelt, mit Gefängnisstrafe und Amtsenthebung konfrontiert. Bote befand sich stets in einem Zwiespalt zwischen dem herrschenden Patriziat, dessen Fehler ihm wohl bekannt waren, und der um Gerechtigkeit flehenden Bevölkerung. Während der Braunschweiger Unruhen, der so genannten „Aufruhr der Armut“ um 1500 nahm der politisch und geschichtlich5 interessierte Bote eine eher konservative Haltung ein. Ziel dieser Widerstände und städtischer Verschwörungen war die Ankündigung der frühbürgerlichen Revolution. Vielleicht liegt der Ursprung des individuellen und geradlinigen Ulenspiegel – Charakters, für den Adel, Klerus und Bürger gleichgestellt sind, im Wesen Hermann Botes. Für Bote ist die mittelalterliche Gesellschaft ein Räderwerk einer Mühle, wobei jedes Rad seine spezifische und notwendige Funktion besitzt. Es herrscht ein System des Gebens und Nehmens zwischen den Menschen, woraus sich eine Abhängigkeit zwischen den Zünften und auch Ständen ableiten lässt. [...]