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Die Finnin Mia Kankimäki macht ein Sabbatjahr in Kyoto - und nutzt das ums Jahr 1000 verfasste "Kopfkissenbuch" der Hofdame Sei Sh nagon als Anleitung zur Selbstsuche und Entschleunigung. Als ein Idol in Sachen Emanzipation und "Stilfragen" wird sie ihr zur Seelenschwester in imaginären Zwiegesprächen zwischen Zeiten und Kulturen - dabei wechseln Bilderbögen des Hoflebens mit denen des postmodernen Kyoto. Auf atmosphärischen Zeitreisen, Identitätsverwirrungsspielen und Übungen zur Versenkung ins klassische Japan lässt sich Mia Kankimäki einen zwölflagigen Kimono anlegen, macht auf einem Berg ein "Waka-Gedichte-Schreibexperiment" oder gibt sich im Stil Sei Sh nagons der Magie der Listen von berückenden oder aber der beklagenswerten Dingen hin. In den Augen der Autorin amalgamieren in Kyoto alte Hochkultur und Postmoderne, wenn McDonald's über Steingärten verfügen oder bei der Hanami-Blütenschau der Kirschblüten-Tourismus Japans einstige Kultur der Stille überlagert. Das dicke Buch vermittelt klug die Modernität Sei Sh nagons als Provokateurin, "Prä-Kolumnistin" und "Ur-Bloggerin". Erhellende Exkurse schildern die Rezeption und das künstlerische oder feministische Nachleben dieses Klassikers der Weltliteratur auch als Kulturgeschichte der Kürzungen, Verleumdungen und Missverständnisse. sg
"Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" von Mia Kankimäki. btb Verlag, München 2021. 528 Seiten. Broschiert, zwölf Euro.
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