Die Autorin, eine Musikerin, die in ihrer Biographie offenbar sowohl in der Ausbildung als auch im Privat- und Berufsleben mehrere Brüche hinter sich hat, trifft bei einer Veranstaltung als Atheistin auf einen katholischen Abt und weitere gläubige Menschen. Die sich daraus ergebende Konversation
scheint sie dazu zu bewegen, sich auf die Suche nach der Befriedigung eines spirituellen Bedürfnisses…mehrDie Autorin, eine Musikerin, die in ihrer Biographie offenbar sowohl in der Ausbildung als auch im Privat- und Berufsleben mehrere Brüche hinter sich hat, trifft bei einer Veranstaltung als Atheistin auf einen katholischen Abt und weitere gläubige Menschen. Die sich daraus ergebende Konversation scheint sie dazu zu bewegen, sich auf die Suche nach der Befriedigung eines spirituellen Bedürfnisses zu begeben; die ehemalige Tätigkeit in einem dem Anschein nach sektenartig organisierten Unternehmen für Persönlichkeitsentwicklung (man denkt dabei gleich an Scientology) scheint sie diesbezüglich nicht befriedigt zu haben.
Ihre weitere Beschäftigung mit dem Christentum lässt sie ihren Irrtum hinsichtlich der Einschätzung des christlichen Glaubens in der Vergangenheit auf Grund mangelnder Kenntnis der Grundlagen erkennen. Dennoch ist sie nach erstmaliger Lektüre der Bibel davon überzeugt, dass diese von den Christen trotz deutlich längerer Beschäftigung damit bisher falsch verstanden wurde. Hier scheint mehr ihr Hochmut als ihre scheinbare Umkehr durch.
Damit ihre sog. Bekehrung auch noch mit dem passenden Sahnehäubchen gekrönt wird, strebt sie die Taufe an. Da ihr bisheriger Lebenswandel davon nicht allzu sehr beeinträchtigt werden soll, kommt für sie der Eintritt in die katholische Kirche nicht in Frage. Deshalb freundet sie sich mit dem Protestantismus an, wobei sie in weiten Bereichen deutlich mehr über ihre Aktivitäten in der queeren Szene innerhalb dieser Kirche berichtet als über die Fortschritte in ihrem Glaubensleben; konsequenterweise lässt sie sich dann auch von einem Vikar und einem Diakon taufen, die in einer homosexuellen Beziehung leben.
Insgesamt kann ich in dem Buch nicht viel Tiefgang im Hinblick auf eine vorgegebene Bekehrung oder Umkehr finden. Da schreibt ein Mensch, der wie viele andere auch durch sein Leben irrt und hier und da nach Möglichkeiten der Sinnentfaltung sucht, dabei aber Vieles ausprobiert und dann wieder abbricht. Wenn man dann liest, dass die Taufe noch nicht einmal ein Jahr zurückliegt, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie dauerhaft diese Phase in einem sonst auch eher inkonsequent wirkenden Lebenswandel wohl sein wird. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoller gewesen, die Energie in eine tiefergehende spirituelle Entwicklung statt in ein Buchprojekt zu stecken, das dem Leser nicht viel Interessantes eröffnet. Es ist dies wieder ein Zeichen unserer schnelllebigen und ichbezogenen Zeit, in der man schon seine Autobiographie schreibt, wenn man das erste Mal auf dem Töpfchen war. Viel interessanter wäre es, darüber zu lesen, wenn die Autorin im Gegensatz zu den bisherigen Brüchen in ihrem Leben noch nach zwanzig Jahren diesem Glauben angehört - oder wird es dann schon wieder weitere Werke über andere passagere Erweckungserlebnisse bei ihr geben?
Insgesamt gibt es deutlich bessere Literatur über Bekehrungserfahrungen mit deutlich mehr Tiefgang und Glaubwürdigkeit, für deren Lektüre es sich weitaus mehr lohnt, Zeit zu investieren. Das Lesen dieses Buches empfand ich zumindest für mich als pure Zeitverschwendung; das Buch ist auch seinen Preis nicht wert. Noch weniger verstehe ich, wie sich der Abt für das Vorwort hergeben konnte.
Als Musikerin wäre sie kompetenter gewesen, ein einfaches Lied zu schreiben, um den Zeitaufwand geringer zu halten.