Inhaltsangabe:Einleitung: Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten -/einseitige Diät: man nährt sein Denken/mit nur einer Art von Beispielen. (WITTGENSTEIN) Ich will nicht behaupten, dass die zeitgenössische Wahrnehmungsphilosophie krank ist. Aber ihr Speiseplan gefährdet ihre Gesundheit definitiv. Sie ernährt sich fast ausschließlich von Beispielen aus der Sphäre der visuellen Wahrnehmung, urteilt aber gern über Wahrnehmung im Allgemeinen. Diese Arbeit unternimmt den Versuch, die Patientin mit einem ausgewogeneren Menu zu konfrontieren; ob ihr Verdauungssystem dem gewachsen ist, wird sich zeigen. Es ist in der zeitgenössischen Erkenntnistheorie allgemein üblich, Argumente anhand von Beispielen aus der visuellen Wahrnehmung zu entwickeln, um dann entweder stillschweigend oder nach dem Hinweis, das Gesagte habe für alle Modalitäten Gültigkeit, eine These über die menschliche Wahrnehmung im Allgemeinen zu formulieren. Meine Untersuchung richtet ihre Aufmerksamkeit auf eine These, die in der Wahrnehmungstheorie eine Rolle spielt: Die These der direkten Wahrnehmung. Sie besagt, dass wir uns in der Wahrnehmung normalerweise demonstrativ auf die Welt beziehen können, richtet sich also gegen repräsentationalistische Theorien der Wahrnehmung. Im ersten Teil dieser Arbeit werden letztere charakterisiert und schließlich nach einer adäquaten Definition des Terminus direkte Wahrnehmung gesucht. Der zweite Teil stellt die Frage nach dem Wesen der Sinne. Zwar werde ich mich in der Beantwortung der zentralen Frage dieser Arbeit auf eine Untersuchung der ¿klassischen¿ fünf exterozeptiven Sinne beschränken, es erscheint mir aber nützlich, ein wenig Klarheit darüber zu gewinnen, welche besondere Rolle die ¿fünf Sinne¿ innerhalb der vielfältigen Wahrnehmungsmöglichkeiten, über die wir verfügen, spielen. Meine Antwort wird lauten, dass der alltägliche Begriff der fünf Sinne ¿ anders als beispielsweise von der Biologie verwendete Sinnesbegriffe ¿ auf kontingenten Zusammenfassungen nach weitgehend pragmatischen Kriterien beruht. Im dritten Teil wird die Frage untersucht, ob und in wieweit sich das Konzept der direkten Wahrnehmung, dass im ersten Abschnitt formuliert wurde, auf Wahrnehmungen in den fünf klassischen Modalitäten der Exterozeption ¿ Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten ¿ anwenden lässt. Das Ergebnis ist ein negatives: Es gibt eine ganze Reihe alltäglicher Wahrnehmungen, von denen man wohl sagen muss, dass es sich um indirekte handelt, wobei [...]
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.