Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Dolmetschen / Übersetzen, Note: 1,8, Universität Leipzig (Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Diskursverarbeitung als der große Abschnitt der Informationsaufnahme – der Rezeption – beim Dolmetschen ist in der Fachliteratur erst in Ansätzen untersucht worden. Dies gilt insbesondere für das dynamische bilaterale Dolmetschen, das in vorliegender Arbeit theoretisch und praktisch unter Verwendung des Sprachenpaares Deutsch – Russisch hinsichtlich der Rezeptionsphase untersucht wird. Ganz offensichtlich trägt eine solche Untersuchung zur Erweiterung des Theoriegebäudes der Dolmetschwissenschaft bei. Insofern aber theoretisches Wissen das praktische Handeln und die Dolmetschleistung des Dolmetschers positiv beeinflussen kann, ist vorliegende Arbeit auch praktisch relevant: Wenn die aus der Analyse gewonnenen Ergebnisse für die universitäre Ausbildung eingesetzt werden, kann eine Optimierung der Rezeptionsqualität der Studenten und somit der zukünftigen Dolmetscher erreicht werden. Die Rezeptionsphase des Dolmetschers ist methodologisch nur schwer zu untersuchen, denn es handelt sich um kognitive Prozesse, die von außen weitestgehend unsichtbar im Kopf des Dolmetschers – in der sogenannten „black box“ – ablaufen. Zeitlich ist die Rezeptionsphase nicht eindeutig von der Transposition und auch kaum von der (Re-)Produktion zu trennen, denn mitunter kann sich der Prozess des Verstehens bis in diese anderen Phasen erstrecken. Da ein unmittelbarer Zugang des Verstehensvorganges derzeit nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich ist, muss also auf die Korrelation zwischen Original und Translat zurückgegriffen werden, um Rückschlüsse bezüglich der Rezeptionsphase zu ziehen. Nach einer übergreifenden Einordnung des weiteren Untersuchungsbereiches – des bilateralen Dolmetschen – und des engeren Untersuchungsbereiches – die Rezeptionsphase im bilateralen Dolmetschen – werden Untersuchungsmethode und -kriterien zur empirischen Auswertung des aufgenommenen Tonbandmaterials hinsichtlich der Rezeptionsphase entwickelt. Es erfolgt im eigentlichen Hauptteil der Arbeit eine graphische Darstellung von theoretisch möglichen Existenzformen der kognitiven Gliederung. Im vierten Kapitel wird die theoretische Fundierung der Rezeptionsphase mit den praktischen Erkenntnissen zusammengeführt, um didaktische Konsequenzen für Gestaltung und Optimierung der universitären Ausbildung hinsichtlich der Rezeptionsphase beim Dolmetschen im Allgemeinen und beim bilateralen Dolmetschen im Besonderen zu erarbeiten.