Die römische Republik war im Inferno der Bürgerkriege untergegangen: Seit den sechziger Jahren des ersten Jahrhundertsv.Chr. hatte das Recht immer mehr der Willkür weichen müssen, war der Friede dem Morden privater Banden und dem organisierten Schlachten der Heere zum Opfer gefallen. Caesar hatte sein Leben unter den Dolchen der Verschwörer gelassen, Cicero war aus taktischen Erwägungen seinem Todfeind Marcus Antonius preisgegeben worden, und die ägyptische Königin Kleopatra hatte den Selbstmord jenem Schicksal vorgezogen, das sie in den Händen des Siegers erwartet hätte. Diese Ereignisse prägten das politische und geistige Klima in Rom, wo ein junger Adliger - der Großneffe und Adoptivsohn des ermordeten Dictators - heranwuchs, zu einem der Protagonisten des Geschehens wurde und schließlich als Triumphator aus dem Grauen hervorging. Als es so weit war, lechzte die römische Welt nach Frieden. Da erhob in einem seltsamen Schauspiel der traurige Rest der alten Elite den Sieger faktisch zum Monarchen und schmückte ihn mit dem Ehrennamen Augustus. "Der Erhabene" begnügte sich im Gegenzug damit, "der erste der Bürger", der Princeps, zu sein und die Republik pro forma bestehen zu lassen. Dann machte er sich unter dem Applaus und mit Unterstützung seiner Zeitgenossen daran, die Welt der Römer so grundlegend umzugestalten, dass die Spuren seines Wirkens bis heute in Geschichte, Kunst und Dichtung allenthalben sichtbar geblieben sind. Den Verlauf dieser Epoche zu beschreiben, das Monumentale wie das Subtile ihrer archäologischen Zeugnisse zu erläutern und die Schönheit dieser literarischen Blütezeit zu vermitteln - das ist das Ziel der drei Autoren, die miteinander dieses außergewöhnliche Buch geschrieben haben. So gestaltet sich der vorliegende reich bebilderte Band gleichermaßen als spannende und informative Biographie, als kluge archäologische Wegleitung und als brillante Literaturgeschichte des saeculum Augustum.
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Es ist das zweitausendste Todesjahr des römischen Kaisers Augustus und aus diesem Anlass haben sich der Althistoriker Martin Zimmermann, der Archäologen Ralf von den Hoff und der Philologe Wilfried Stroh für eine neue Biografie zusammengetan, berichtet Simon Strauß. Das besondere Augenmerk von "Divus Augustus" liegt auf den politischen Paradoxien seiner Herrschaft, auf der Vereinigung von Republik und Monarchie, auf dem Gegensatz des grausamen frühen und des späteren "Dichter"-Kaisers, so der Rezensent. Die Autoren haben davon abgesehen, einen spröden Lebenslauf zu präsentieren und zeigen stattdessen in einzelnen Abschnitten und entsprechend ihrer jeweiligen Expertise das Ineinandergreifen von politischen, militärischen, architektonischen und kulturellen Instrumenten, derer sich Augustus bediente, um seine Macht zu festigen, lobt Strauß. In seinem neuen Rom ist die Stadt selbst ein "visuelles Propagandaschlachtfeld", alles unterliegt einer scharfen Kontrolle, besonders das Bild des Kaisers in der Öffentlichkeit, was eine scharfe Zeichnung des Menschen Augustus im Nachhinein allerdings praktisch unmöglich macht, weiß der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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