Nichts ist für die Figuren dieses Romans erstaunlicher als der Umstand, noch am Leben zu sein. ›Dodgers‹ beginnt in einem Drogenviertel von L.A. Die Helden: der sensible East, sein schießwütiger Bruder Ty, der Gamer Michael und der dicke, clevere Walter. Nach einer Razzia müssen sie fliehen, quer durch die USA, einen Mordauftrag im Gepäck. Doch die vier Möchtegern-Killer sind Teenager und noch nie aus L.A. rausgekommen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2020NEUE TASCHENBÜCHER
Die Hölle
dauert ewig
Zumindest ihre Baseball-Trikots signalisieren, dass die vier Jungs ein Team sind: der verschlossene East, sein Bruder Ty, der dicke Walter und der Student Michael. Drogenboss Fin hat sie ihnen gekauft, denn er schickt die Teenager 3000 Kilometer von LA nach Wisconsin, um einen Auftragsmord zu erledigen. „Weiße mögen die Dodgers“, so die Logik, und vier schwarze Teenager in einem Van dürfen nicht auffallen. „Dodgers“ heißt auch das Debüt des amerikanischen Autors Bill Beverly. Wie die Protagonisten ist der Roman getarnt, denn was als Drogenkrimi und Coming-of-Age-Roadtrip beginnt, wird dank Beverlys Gespür für Menschen unaufgeregt zum einfühlsamen Gesellschaftsbild. „Wir sind bloß ein paar verlogene Motherfucker, die quer durch Amerika fahren“ geben sie sich anfangs großspurig. East ist bald auf sich allein gestellt, so gondelt dieser seltsam lebensüberdrüssige, dennoch naive 16-Jährige ziellos durch den Mittleren Westen. „Die Hölle dauert ewig“, stellt er einmal lakonisch fest. „Nicht nur vier Jahre.“ Selten war das Staunen über das eigene Land so greifbar und das Versprechen der unendlichen Weite so klaustrophobisch bedrohend wie hier. SOFIA GLASL
Bill Deverly: Dodgers.
Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2020.
400 Seiten, 12 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die Hölle
dauert ewig
Zumindest ihre Baseball-Trikots signalisieren, dass die vier Jungs ein Team sind: der verschlossene East, sein Bruder Ty, der dicke Walter und der Student Michael. Drogenboss Fin hat sie ihnen gekauft, denn er schickt die Teenager 3000 Kilometer von LA nach Wisconsin, um einen Auftragsmord zu erledigen. „Weiße mögen die Dodgers“, so die Logik, und vier schwarze Teenager in einem Van dürfen nicht auffallen. „Dodgers“ heißt auch das Debüt des amerikanischen Autors Bill Beverly. Wie die Protagonisten ist der Roman getarnt, denn was als Drogenkrimi und Coming-of-Age-Roadtrip beginnt, wird dank Beverlys Gespür für Menschen unaufgeregt zum einfühlsamen Gesellschaftsbild. „Wir sind bloß ein paar verlogene Motherfucker, die quer durch Amerika fahren“ geben sie sich anfangs großspurig. East ist bald auf sich allein gestellt, so gondelt dieser seltsam lebensüberdrüssige, dennoch naive 16-Jährige ziellos durch den Mittleren Westen. „Die Hölle dauert ewig“, stellt er einmal lakonisch fest. „Nicht nur vier Jahre.“ Selten war das Staunen über das eigene Land so greifbar und das Versprechen der unendlichen Weite so klaustrophobisch bedrohend wie hier. SOFIA GLASL
Bill Deverly: Dodgers.
Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2020.
400 Seiten, 12 Euro.
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