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  • Format: ePub

Die Deutschen sind - oder waren - das Volk der Dichter und Denker; aber eben auch das der Richter und Henker. Gerne wird dieses Bonmot zitiert, aber nur selten hat man sich im Ernst über diesen Zusammenhang Gedanken gemacht; über das eine oder andere Aperçu ist man dabei kaum je hinausgekommen. Eine der wenigen Ausnahmen ist Thomas Manns Alterswerk Doktor Faustus, das sich einer Musikerfigur bedient, um diesem Zusammenhang näher zu treten. Zugleich begibt sich der Leib- und Magendichter zweier deutscher Kriegsgenerationen schon allein durch den Titel auf das Feld der großen deutschen…mehr

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Produktbeschreibung
Die Deutschen sind - oder waren - das Volk der Dichter und Denker; aber eben auch das der Richter und Henker. Gerne wird dieses Bonmot zitiert, aber nur selten hat man sich im Ernst über diesen Zusammenhang Gedanken gemacht; über das eine oder andere Aperçu ist man dabei kaum je hinausgekommen. Eine der wenigen Ausnahmen ist Thomas Manns Alterswerk Doktor Faustus, das sich einer Musikerfigur bedient, um diesem Zusammenhang näher zu treten. Zugleich begibt sich der Leib- und Magendichter zweier deutscher Kriegsgenerationen schon allein durch den Titel auf das Feld der großen deutschen Geistestragödie, das bereits ja äußerst prominent besetzt ist: durch Goethes Faust. Das Faustmotiv, dramatisiert zum wohl bedeutendsten Dokument deutscher Geistigkeit, soll also die Folie bilden, auf der Mann seine Gedanken entfaltet. Die Interpretation führt auf den alten, aber als äußerst tief greifend sich erweisenden Gegensatz von christlichem (vor allem lutheranischem) und humanistischem Denken. Dieser Gegensatz schreibt sich letztlich daher, dass das christliche Denken mit dem Makel einer Erbsünde, einer inneren Negativität - oder eines unvermeidlichen Teufelspakts - anzuschwärzen sucht, was dem Humanismus schlechthin das Höchste und Positive ist, das es nur maßvoll und besonnen zu bilden gilt: das Wesen des Menschen. Das ganz Erstaunliche des Doktor Faustus besteht nun eben darin, dass hier ein sehr prononcierter bildungs- und gesittungsstolzer Humanismus sich hier im Angesicht der Katastrophe mit dem erzchristlichen Sündenmotiv zu bedienen oder in gewisse Kontinuität zu setzen sucht, und zwar nicht irgendwie beiläufig, sondern im Titel des Werkes. Heißt dies nicht für den Dichter selbst, den Teufelspakt zu wagen?

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Autorenporträt
Lutz Abeling ist ein deutscher Philosoph, der sich insbesondere mit Literaturinterpretationen im Umkreis von Goethe, Wagner und Thomas Mann beschäftigt hat.