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Zu den Schriftstellern, auf die das Klischee von Genie und Wahnsinn leider zutrifft, gehört Guy de Maupassant (1850 bis 1893): Er litt seit 1877 an Syphilis und starb im besten Mannesalter in einer Nervenklinik. Aus dem Schrecken heraus entstanden Texte, die das Thema beeindruckend gestalten: Der bekannteste ist "Der Horla". Melanie Walz präsentiert nun fünf von ihr übersetzte, teils verspielte, teils abgründige Wahnsinns-Erzählungen. Die längste, ein Kleinod, erscheint dabei erstmals auf Deutsch: "Dr. Gloss und die Seelenwanderung" erzählt von einem friedlichen Privatgelehrten, der ein Manuskript findet. Mit deftiger Ironie beschreibt Maupassant, wie Dr. Gloss, dessen Name Candides unverbesserlichen Lehrer evoziert, erst einen Affen und dann sich selbst für eine Reinkarnation des Pythagoras hält: ". . . nichts bedeutet diese Freude neben der, die Doktor Héraclius Gloss überkam, als er nach so langem Schlingern in der Dünung der Philosophen und auf dem Floß der Ungewissheiten endlich triumphierend und erleuchtet in den Hafen der Seelenwanderung einfuhr." Des Einen Triumph ist des anderen Spott: Als Dr. Gloss sich nicht damit begnügt, mit seinem Hund zu reden, sondern zum militanten Vegetarier wird, erregt er öffentliches Ärgernis - der Weg ins Irrenhaus ist vorgezeichnet. Dort wartet eine Überraschung . . . Die anderen Erzählungen präsentieren einen Mann, den Eifersucht auf ein Pferd quält, einen mordenden Richter, einen Seher unsichtbarer Wesen und einen Liebhaber der Nacht. Als Kaminlektüre unbedingt empfohlen! (Guy de Maupassant: "Dr. Gloss und die Seelenwanderung". Erzählungen. Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Melanie Walz. Verlag C. H. Beck textura, München 2012. 126 S., br., 14,95 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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