»Barbara kommt«, sagte Schwester Angela. »Sie hat Dienst.« »Na klar, es ist ja zehn vor acht«, bemerkte Dr. Thiele schmunzelnd. »Habt ihr schon mal erlebt, daß sie auch nur eine Minute später gekommen wäre?« Nein, das hatte noch keiner während der drei Monate erlebt, die Schwester Barbara nun schon Dienst an der Prof.-Kayser-Klinik tat. Sie war die Gewissenhaftigkeit in Person. Dr. Laurin hätte sie gern als Tagschwester gehabt, aber gerade das war nicht möglich, denn im Privatleben hieß Nachtschwester Barbara Frau Klausner und hatte einen siebenjährigen Sohn zu betreuen. Sie war sehr froh, an der Prof.-Kayser-Klinik tätig sein zu können, denn ganz leicht war es nicht, ihre Mutterpflichten mit dem Beruf zu vereinbaren. Dirk war ein lebhafter Junge, und ein siebenjähriger Junge tat manchmal etwas, dessen Folgen unabsehbar waren. Heute hatte er nur die Blumen auf dem Balkon gießen wollen und dabei die Hauswirtin mit einem Wasserschwall überschüttet. Es hatte einen ganz schönen Krach gegeben, denn Barbaras Freundin Dorle war wütend geworden, als Frau Liebmann Dirk einen unerzogenen Bengel schimpfte. Dorothee Knoll teilte mit Barbara Klausner die Vierzimmerwohnung, die Barbara allein zu teuer gewesen wäre. Dorle, wie sie liebevoll genannt wurde, hatte ein heißblütiges Temperament. Es kam schon mal vor, daß sie über Frau Liebmann schimpfte, allerdings nicht so laut, daß diese es hören konnte. Schließlich wollte man keine Kündigung riskieren, aber alles nahm Dorle doch nicht hin. All die sorgenvollen Gedanken, die Barbara eben noch bewegt hatten, schwanden, als sie den wunderschönen Blumenstrauß auf ihrem Platz im Schwesternzimmer stehen sah - und dazu noch ein Päckchen. »Heute sind Sie drei Monate bei uns, Barbara«, sagte Schwester Angela, die selbst erst einen Monat hinter sich gebracht hatte. »Und das muß gefeiert werden.« »Das finden wir auch«, sagten Dr. Thiele und Schwester Marie.
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