An dem Tag, an dem der neue Assistenzarzt Dr. Lars Petersen seinen Dienst in der Prof.-Kayser-Klinik antrat, machte Dr. Leon Laurin die Bekanntschaft von Tamara Roth. Irgendwie war ihm der Name gleich vertraut, als Hanna Bluhme ihm die neu ausgeschriebene Karteikarte auf den Schreibtisch legte. Vor ein paar Tagen war Leon Laurin auf Drängen seiner Zwillinge zu einer Elternversammlung in die Schule gegangen. Insgeheim hatte er zwar die Hoffnung gehegt, daß man ihn nicht in den Elternbeirat wählen würde, da es eine ganze Anzahl anderer Bewerber gab. Konstantin und Kaja hatten ihn so lange beschwatzt gehabt, bis er sich ihnen zuliebe nominieren ließ. Er war nun mal Vater von vier Kindern, und da hatte man eben gewisse Pflichten. Mit Kritik hielt er dann auch nicht zurück und so entfielen auf ihn die meisten Stimmen. An diesem Abend hatte er auch den Lehrer seiner Zwillinge, Jürgen Roth, kennengelernt. Er war ein kluger und toleranter Pädagoge. Leon Laurin hatte sich lange mit ihm unterhalten. Er hatte den allerbesten Eindruck von ihm gewonnen, und das gleiche konnte er nun sagen, als Tamara Roth, die junge Frau des Lehrers, ihm gegenübersaß. Tamara Roth war schon im sechsten Monat der Schwangerschaft, aber man sah ihr noch gar nicht soviel an. »Jetzt möchte ich aber doch so langsam wieder mal wissen, ob alles in Ordnung ist«, sagte sie zu Dr. Laurin. Es war nicht das erste Mal, daß eine Patientin zu ihm kam, die so sorglos die Zeit der Schwangerschaft durchlebte. »Haben Sie einen Mutterpaß?« fragte er nur. Sie sah ihn verlegen an. »Nein.«
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