Er ist der »Meister«, das vielkopierte und unerreichte Original: Mit seinem Dracula hat Bram Stoker den Mythos des Vampirs dem kollektiven Gedächtnis eingeprägt. Der Roman wurde in 45 Sprachen übersetzt, zahlreiche Filme, Serien und Comics entstanden nach seiner Vorlage. Der Graf ist der Antiheld der Populärkultur. Bram Stokers Dracula ist aber viel mehr als eine Vam- pirgeschichte, in der ein guter Dr. Van Helsing gegen den bösen Fürsten der Finsternis antritt. In diesem frühen Montageroman geben sich die großen Oppositionen des 19. Jahrhunderts ein Stelldichein. Da ringt die Wissenschaft mit dem Glauben, die Empirie mit der Intuition, der Protestantismus mit dem Katholizismus, der Westen mit dem Osten, das Sichtbare mit dem Unsichtbaren. Selbst auf die kommende Frauenemanzipation weist dieser Roman hin, der seine Protagonistinnen nicht auf die Opferrolle beschränkt. Die Neuübersetzung des Weltklassikers verbindet literarische Qualität mit höchster Spannung und erzählt unerhört viel über den Aufbruch der Moderne und die Ängste und Abgründe einer Gesellschaft im Wandel.