Vlad Draculea starb 1477. Dracula aber lebt weiter. Kaum eine andere Persönlichkeit der Geschichte wirft einen so langen und düsteren Schatten in den Phantasien der Menschen. Der durch Dichtung und Filmkunst verzerrte Karpatenfürst mag noch heute manchen aus dem Schlaf schrecken. Über das historische Vorbild weiß man hingegen in der Regel nur sehr wenig. Heiko Haumann erschließt mit diesem gleichermaßen spannenden und informativen Buch die geschichtlichen Zusammenhänge, aus denen Dracula hervorging, erhellt das Phänomen des Vampirismus und erschließt zahllose Mythen, die sich um den Ahnherrn aller Blutsauger ranken.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Von wegen Mythos. So gut der Autor hier auch die Fäden zusammenführt (zwischen dem grausamen Brauch des Pfählens und dem Pfahl im Herz des Vampirs), um die Entstehung des Dracula-Bildes zu erläutern, so wenig wird es wohl dazu beitragen, die Herabsetzung Südosteuropas gegenüber dem Westen aus der Welt zu schaffen. Und die, da ist sich Wieland Elfferding sicher, hat todsicher mit dem Grafen aus Transsilvanien zu tun, dessen Geschichte der Historiker Heiko Haumann hier so präzise als möglich nachzeichnet. Die Lücken und Unwägbarkeiten in der Forschung aufzuzeigen, ist dabei laut Elfferding mindestens ebenso wichtig, wie die Analyse dessen, was man die Konstruktion eines Vampirs nennen könnte. Wie die beiden Mythenkreise, Vlad Draculea hier, Vampirismus dort, einst zusammengerührt wurden, vermag das Buch dem Rezensenten zu offenbaren. Noch weiter ausschöpfbar erscheinen dem Rezensenten indes die Bezüge, sozialpsychologisch, literarisch, historisch, die der Autor immerhin dankenswerterweise herstellt zum Blutsauger aus Siebenbürgen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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