Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Christian-Albrechts-Universität Kiel (NDLM), Veranstaltung: Proseminar Dramenanalyse, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Exposition eines Dramas ist der „Einleitungsteil einer dramatischen Handlung, in dem in die Verhältnisse und Zustände, aus denen der dramatische Konflikt entspringt, eingeführt und die Vorgeschichte erklärt wird.“ Um jedoch eine Vorgeschichte zu erklären, damit der Zuschauer in das Drama eingeführt wird, muß etwas Vergangenes auf der Bühne vermittelt werden. Hier ergibt sich nun folgendes Problem : Etwas Vergangenes dramatisch darzustellen, ist nicht vereinbar mit dem Absolutheitsgrundsatz des klassischen neuzeitlichen Dramentyps. Nach Szondi ist das Drama absolut, d.h. es muß von allem Äußerlichen losgelöst sein. „Es kennt nichts außer sich.“ Demnach, ist das Drama aufgrund seiner Losgelöstheit nicht mit dem Autor in Bezug zu bringen, da der Autor das Drama nicht geschrieben hat, sondern „Aussprache gestiftet“ hat. Eine Absolutheit besteht auch zwischen dem Drama und dem Zuschauer, so kann das Drama keinesfalls an den Zuschauer direkt adressiert sein. Alle Vorgänge im Drama müssen im ablaufen; sie müssen gegenwärtig sein, dies bezeichnet Szondi als primär. „Das Drama ist primär.“ Die Primärität des Dramas ist nach Szondi ein anderer Aspekt für dessen Absolutheit. Da alle szenischen Darstellungen in der Gegenwart stattfinden, ist dies für Szondi ein Grund, „warum historisches Spiel allemal undramatisch ausfällt.“ Eine Exposition im Sinne der obigen Erläuterung, die eine Vorgeschichte, also etwas Vergangenes darstellt, wäre eigentlich undramatisch. In narrativen Texten wird die Exposition vom Erzähler geleistet, der jedoch im Kommunikationsmodell dramatischer Texte keinen Platz findet. Die Funktion des Erzählers in narrativen Texten wird in dramatischen Texten auf das „innere Kommunikationssystem verlagert“. Der Dialog der Figuren im Drama übernimmt die vermittelnde Aufgabe des Erzählers in der Erzählprosa. Das Drama besteht nach Szondi lediglich aus der Wiedergabe der zwischenmenschlichen Beziehungen, die nur durch den Dialog zum Ausdruck gebracht werden können. Die Dialoge der Dramenfiguren präsentieren alle Geschehnisse im Drama, entstehen aus den Umständen der Situation heraus und sind somit gegenwärtige Entschlüsse, die niemals mit der Ausbildung von Gefühlen und Ideen allein beschäftigt sind, sondern immer Absichten erreichen wollen, immer mit ihren Gedanken und Handlungen vorwärts in die Zukunft streben. Dies hat ständige Umwälzungen und Veränderungen des inneren und äußeren Zustandes von selbst und von außen zur Folge. [...]