Die einzige Schwäche ist etwas, was wohl nur linguistisch interessierte Leser stören wird: krude Fantasy-Sprachen, die mich an so gut wie jedem Roman stören, der meint, so etwas einbauen zu müssen. Nehmen wir dieses Wort, ein Begriff der Romanwelt, und machen ein Ratespiel, was es wohl heißen mag:
Sprakar-Godwis-Historig-Rúnhalar. Man wird wohl mit nur wenig Denkaufwand erahnen können, was sich…mehrDie einzige Schwäche ist etwas, was wohl nur linguistisch interessierte Leser stören wird: krude Fantasy-Sprachen, die mich an so gut wie jedem Roman stören, der meint, so etwas einbauen zu müssen. Nehmen wir dieses Wort, ein Begriff der Romanwelt, und machen ein Ratespiel, was es wohl heißen mag: Sprakar-Godwis-Historig-Rúnhalar. Man wird wohl mit nur wenig Denkaufwand erahnen können, was sich dahinter verbirgt, was zum Kernproblem führt. Eine unserer Welt völlig fremde Welt kann nie und nimmer Sprachkontakt zu unseren Sprachen erhalten haben. Damit sind so große Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen der Romanwelt und unserer eigentlich unmöglich.
Abgesehen davon kann man wirklich nicht viel meckern! Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist aber stets spannend und man legt das Buch nur ungern zur Seite, selbst wenn der Dozent eigentlich das Seminar beginnen will …
Die Welt, die hier aufgebaut ist, ist spannend und abwechslungsreich. Steamfantasy scheint ohnehin nicht das allzu häufigste Genre zu sein, und Zwerge kann es ruhig öfters als Hauptprotagonisten geben. Auch das ganze Drumherum von Drúdirs Heimat ist schön ausgestaltet. Schon fast schade, als es vorbei war, und man nicht weiter darin abtauchen konnte.
Die Dialoge konnten ebenfalls überzeugen. Sie wirkten natürlich und locker und hin und wieder fehlte auch nicht ein gewisser Witz. Auch die Charaktere waren wirklich toll und können mit einigen wirklichen Charakterköpfen aufwarten. Besonders die elfischen Agenten, Drasirai genannt, waren wirklich faszinierende Protagonisten, von denen man unbedingt mehr haben wollte, obwohl sie einem einen kalten Schader bescheren!
Die Dynamik der Charaktere sorgte für einige Spannung, da sich zwei Parteien gezwungen sehen, plötzlich miteinander zu arbeiten, da sie mehr oder weniger dasselbe Ziel haben, obwohl sie so wirklich Freund eigentlich nicht sind. Da knistert es förmlich zwischen ihnen, was wirklich klasse ist.
Wo es auch knistert, ist zwischen der Automata, eine Maschine, der Leben eingehaucht wurde, und einem der Protagonisten. Das war ein besonders spannender Aspekt des Romans. Die Automata, die von allen am Anfang noch nur als intelligente KI und Maschine betrachtet wurde, entwickelt auf einmal Emotionen, die wir eigentlich als humanoid einstufen würden. Was ist sie also? Maschine oder Zwerg? Das ist eigentlich eine sehr aktuelle Frage, wie ich finde; etwas Ähnliches wurde auch einmal und wesentlich zentraler im sehr empfehlenswerten Film »Her« mit Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson bearbeitet, einer Liebesgeschichte zwischen einem Menschen und seinem hochintelligenten Operation System.
Die selbstverlegte Ausgabe, die ich noch gelesen habe, wartet noch mit ein paar kleinen Rechtschreibfehlern auf, die der Verlag dann hoffentlich im Oktober ausgebessert haben wird.
Alles in allem ein wirklich sehr empfehlenswerter Roman! Wer nicht immer nur die gängigen Klischees von Elfen und Zwergen und Magiern lesen will, findet hier eine erfrischend andere Bearbeitung der üblichen Tropes. Es gibt nur wenig zu meckern. Zwar reißt es mich nicht so sehr vom Hocker, wie es Tolkien und Sanderson vermögen, aber »Drúdir« ist und bleibt ein sehr guter Roman und eine klare Empfehlung.
Ich danke der Autorin für die Bereitstellung des Rezensionexemplares!