Mit knapp dreiig hat Nilou alles erreicht. Wer hatte je geglaubt, dass sie eine Eliteuniversitat besuchen, einen weltgewandten Juristen heiraten und ihre eigene Wissenschaftskarriere beginnen wurde? Als Kind ist sie mit ihrer Mutter aus dem Iran geflohen - in die tiefste amerikanische Provinz, wo man sie nicht eben offenherzig empfangen hat. Doch sie hat ehrgeizig nach den Idealen der westlichen Welt gestrebt und sich komplett neu erfunden. Alles konnte also gut sein, ware da nicht Nilous Vater, ein opiumsuchtiger Verehrer altpersischer Lyrik, der ihr vom Iran aus die Kluft vor Augen fuhrt, die die Familie voneinander trennt. Als Nilou in Amsterdam auf eine Gruppe iranischer Exilanten trifft, mit ihnen kocht und ihren Erzahlungen lauscht, erwacht eine alte Sehnsucht in ihr: nach einer Heimat, in der sie ganz einfach sie selbst sein darf.
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buecher-magazin.deNilous Leben ist in zwei Stücke geschnitten. Da ist die glückliche Kindheit mit ihrem geliebten Baba im Iran. Nach der Flucht mit Mutter und Bruder dann die neue Heimat, eine Eliteuni, der akademische Aufstieg und das Ankommen im amerikanischen Wohlstand. Mit knapp 30 führt Nilou mit ihrem Mann Guillaume in Amsterdam das Leben, auf das sie immer hingearbeitet hat. Ihre größte Angst ist es jedoch, die Kontrolle zu verlieren. Überall, wo sie hinkommt, sucht sie diese eine Ecke, die ihr allein gehört. Als sie durch Zufall in die Gemeinschaft von Exiliranern gerät, sind es der Geschmack ihrer Kindheit und die geteilten Erinnerungen, die Nilou anziehen und von Guillaume entfremden. Dina Nayeri teilt die Fluchterfahrung, es ist ihre eigene Geschichte. Doch es sind vor allem die inneren Konflikte ihrer Figuren, die Nayeri so eindrucksvoll herausarbeitet. Denn, auch wenn man bleibt, kann man alles verlieren. Diese Erfahrung macht in einem zweiten Erzählstrang Nilous Baba, Dr. Hamidi, der opiumsüchtige Liebhaber altpersischer Lyrik. Wo finden wir Zuflucht, was bedeutet Heimat? Nilou und ihr Baba müssen beide auf sehr unterschiedliche Art lernen loszulassen, um in sich selbst wieder Halt zu finden.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
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