At 9.51 p.m. on Tuesday 13th February 1945, Dresden's air-raid sirens sounded as they had done many times during the Second World War. But this time was different. By the next morning, more than 4,500 tons of high explosives and incendiary devices had been dropped on the unprotected city. At least 25,000 inhabitants died in the terrifying firestorm and thirteen square miles of the city's historic centre, including incalculable quantities of treasure and works of art, lay in ruins. In this portrait of the city, its people, and its still-controversial destruction, Frederick Taylor has drawn on archives and sources only accessible since the fall of the East German regime, and talked to Allied aircrew and survivors, from members of the German armed services and refugees fleeing the Russian advance to ordinary citizens of Dresden.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2005Barbarisch und inhuman
Die Angriffe der anglo-amerikanischen Bomberflotten auf das Drehkreuz Dresden am 13./14. Februar 1945
Frederick Taylor: Dresden. Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror? Aus dem Englischen von Friedrich Griese. C. Bertelsmann Verlag, München 2004. 224 Seiten, geb., 26,- [Euro].
In diesen Tagen steht die sächsische Landeshauptstadt im Banne der Erinnerung an jene Katastrophe, die anglo-amerikanische Bomberflotten am 13./14. Februar 1945 ausgelöst haben. Es war nicht der erste Luftangriff auf die Metropole, und es folgten ihm weitere - so wie fast alle deutschen Großstädte bombardiert wurden, die noch nicht der Kontrolle Hitlers entrissen worden waren. Die Alliierten zeigten sich entschlossen, die Besetzung des Deutschen Reiches und damit den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Nur so konnte ein mörderisches Blutbad für beide Seiten, wie es der Diktator in seinem Berliner Bunker ersehnte, verhindert werden.
Anfang Februar suchte die britische Führung nach einer Möglichkeit, den sowjetischen Vormarsch im Osten demonstrativ zu unterstützen. Die Militär- und Rüstungsstadt Dresden war das größte noch aktive Drehkreuz hinter der bröckelnden deutschen Ostfront - aus der Sicht der Alliierten ein nicht minder legitimes Ziel als Berlin, Köln oder München. Daß die barocke Altstadt ein besonderes kulturelles Kleinod darstellte, interessierte die militärischen Planer auch in diesem Falle nicht. Das Ergebnis ist bekannt. Der systematisch entfachte Feuersturm entwickelte eine mörderische Wirkung, die durch eine Reihe unerwartet günstiger Bedingungen und Fehler auf deutscher Seite verstärkt wurde. Mindestens 25 000 Menschen fanden den Tod, weniger als beim Feuersturm 1943 in Hamburg, aber doch erheblich mehr als bei anderen Bombenangriffen im Frühjahr 1945.
Wenn Dresden auch nach 60 Jahren noch als Symbol des Bombenkrieges gilt, dann ist das einerseits auf eine fanatische Haßpropaganda der Nazis zurückführen, die sich nicht scheute, die Opferzahlen ins Unermeßliche zu verfälschen. Andererseits nutzte auch die SED-Diktatur die Erinnerung an den Brand von Dresden, um jahrzehntelang den Haß auf den Westen zu schüren und eine heuchlerische Friedenspropaganda zu entfalten. Der Mißbrauch des Gedenkens an eine humanitäre Katastrophe findet heute seine Fortsetzung durch die NPD im Sächsischen Landtag, die in schrillen Tönen von Kriegsverbrechen und Völkermord zu sprechen wagt, um gleichzeitig das Gedenken an den Holocaust zu verweigern.
Der britische Historiker und Schriftsteller Frederick Taylor hat die historischen Ereignisse noch einmal nachrecherchiert. Seine exzellente Darstellung beruht auf einer sorgfältigen und nüchternen Analyse deutscher und britischer Quellen sowie der Auswertung der umfangreichen Sekundärliteratur. Ein besonderer Gewinn liegt in der Einbeziehung der jüngsten lokalhistorischen Forschung. Auch im Falle Dresden haben die traumatischen Erlebnisse bei manchen Zeitzeugen die Erinnerungen so beeinflußt, daß bis heute Legenden und Behauptungen kolportiert werden, die der Überprüfung nicht standhalten, dem politischen Mißbrauch und der Geschichtsklitterung aber Vorschub leisten. Dazu gehören Mutmaßungen über die Höhe der Opferzahlen, die von bis zu mehreren hunderttausend Toten ausgehen. Dresden würde damit selbst Hiroshima übertreffen. Weil diese irrlichternde Diskussion geeignet ist, das Ansehen der Stadt und das Andenken an die Opfer zu beschädigen, hat der Oberbürgermeister kürzlich eine Historikerkommission eingesetzt. Sie soll die Opferzahl überprüfen und abschließend klären. Taylor hat die vorliegenden amtlichen Quellen verwendet, die rund 25 000 Tote nachweisen können, und läßt eine Schätzung bis zu 40 000 zu.
Er bemüht sich insgesamt um eine objektive und verständnisvolle Sicht der Ereignisse und ihrer Folgen. Seine Rekonstruktion der britischen Motive, der technokratisch perfekt und eiskalt kalkulierten Angriffsverfahren sowie der Versäumnisse und Maßnahmen auf deutscher Seite entspricht dem Stand der Fachwissenschaft. Neu dürfte für viele Leser die oft übersehene militärische und rüstungswirtschaftliche Bedeutung Dresdens sein, die dem britischen Angriff als Legitimation diente. Seine Absicht, nicht nur die Bombardierung zu schildern, sondern auch ein detailliertes Porträt der Stadt zu liefern, ist vollauf gelungen. Einfühlsam schildert er das Schicksal der Menschen und zitiert die Berichte von Zeitzeugen: der Bomberbesatzungen auf der einen Seite, der Soldaten und Zivilisten auf der anderen. Es geht um teilweise grausame Szenen eines Feuersturms, der keinen Unterschied machte: ob Nazis, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und die kleine Gruppe der noch lebenden jüdischen Bürger oder die große Zahl von Frauen und Kindern, Bewohnern der Stadt, Fremde oder Flüchtlinge.
Taylor läßt keinen Zweifel daran, daß er das Angriffsverfahren der Briten als barbarisch und inhuman einschätzt. Seine nüchterne Darlegung der alliierten Gründe hat bei der Boulevard-Presse zu dem Mißverständnis geführt, daß er den Angriff rechtfertigen würde. Doch der Autor vermittelt statt dessen eine ausgewogene und lesenswerte, gut dokumentierte und illustrierte Interpretation, die dem Anliegen einer Mehrheit der Dresdner Bürger förderlich ist: in der Erinnerung an den Schrecken des Krieges den Wiederaufbau der Frauenkirche als Symbol für die deutsch-britische Freundschaft und Aussöhnung feiern zu können.
ROLF-DIETER MÜLLER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Angriffe der anglo-amerikanischen Bomberflotten auf das Drehkreuz Dresden am 13./14. Februar 1945
Frederick Taylor: Dresden. Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror? Aus dem Englischen von Friedrich Griese. C. Bertelsmann Verlag, München 2004. 224 Seiten, geb., 26,- [Euro].
In diesen Tagen steht die sächsische Landeshauptstadt im Banne der Erinnerung an jene Katastrophe, die anglo-amerikanische Bomberflotten am 13./14. Februar 1945 ausgelöst haben. Es war nicht der erste Luftangriff auf die Metropole, und es folgten ihm weitere - so wie fast alle deutschen Großstädte bombardiert wurden, die noch nicht der Kontrolle Hitlers entrissen worden waren. Die Alliierten zeigten sich entschlossen, die Besetzung des Deutschen Reiches und damit den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Nur so konnte ein mörderisches Blutbad für beide Seiten, wie es der Diktator in seinem Berliner Bunker ersehnte, verhindert werden.
Anfang Februar suchte die britische Führung nach einer Möglichkeit, den sowjetischen Vormarsch im Osten demonstrativ zu unterstützen. Die Militär- und Rüstungsstadt Dresden war das größte noch aktive Drehkreuz hinter der bröckelnden deutschen Ostfront - aus der Sicht der Alliierten ein nicht minder legitimes Ziel als Berlin, Köln oder München. Daß die barocke Altstadt ein besonderes kulturelles Kleinod darstellte, interessierte die militärischen Planer auch in diesem Falle nicht. Das Ergebnis ist bekannt. Der systematisch entfachte Feuersturm entwickelte eine mörderische Wirkung, die durch eine Reihe unerwartet günstiger Bedingungen und Fehler auf deutscher Seite verstärkt wurde. Mindestens 25 000 Menschen fanden den Tod, weniger als beim Feuersturm 1943 in Hamburg, aber doch erheblich mehr als bei anderen Bombenangriffen im Frühjahr 1945.
Wenn Dresden auch nach 60 Jahren noch als Symbol des Bombenkrieges gilt, dann ist das einerseits auf eine fanatische Haßpropaganda der Nazis zurückführen, die sich nicht scheute, die Opferzahlen ins Unermeßliche zu verfälschen. Andererseits nutzte auch die SED-Diktatur die Erinnerung an den Brand von Dresden, um jahrzehntelang den Haß auf den Westen zu schüren und eine heuchlerische Friedenspropaganda zu entfalten. Der Mißbrauch des Gedenkens an eine humanitäre Katastrophe findet heute seine Fortsetzung durch die NPD im Sächsischen Landtag, die in schrillen Tönen von Kriegsverbrechen und Völkermord zu sprechen wagt, um gleichzeitig das Gedenken an den Holocaust zu verweigern.
Der britische Historiker und Schriftsteller Frederick Taylor hat die historischen Ereignisse noch einmal nachrecherchiert. Seine exzellente Darstellung beruht auf einer sorgfältigen und nüchternen Analyse deutscher und britischer Quellen sowie der Auswertung der umfangreichen Sekundärliteratur. Ein besonderer Gewinn liegt in der Einbeziehung der jüngsten lokalhistorischen Forschung. Auch im Falle Dresden haben die traumatischen Erlebnisse bei manchen Zeitzeugen die Erinnerungen so beeinflußt, daß bis heute Legenden und Behauptungen kolportiert werden, die der Überprüfung nicht standhalten, dem politischen Mißbrauch und der Geschichtsklitterung aber Vorschub leisten. Dazu gehören Mutmaßungen über die Höhe der Opferzahlen, die von bis zu mehreren hunderttausend Toten ausgehen. Dresden würde damit selbst Hiroshima übertreffen. Weil diese irrlichternde Diskussion geeignet ist, das Ansehen der Stadt und das Andenken an die Opfer zu beschädigen, hat der Oberbürgermeister kürzlich eine Historikerkommission eingesetzt. Sie soll die Opferzahl überprüfen und abschließend klären. Taylor hat die vorliegenden amtlichen Quellen verwendet, die rund 25 000 Tote nachweisen können, und läßt eine Schätzung bis zu 40 000 zu.
Er bemüht sich insgesamt um eine objektive und verständnisvolle Sicht der Ereignisse und ihrer Folgen. Seine Rekonstruktion der britischen Motive, der technokratisch perfekt und eiskalt kalkulierten Angriffsverfahren sowie der Versäumnisse und Maßnahmen auf deutscher Seite entspricht dem Stand der Fachwissenschaft. Neu dürfte für viele Leser die oft übersehene militärische und rüstungswirtschaftliche Bedeutung Dresdens sein, die dem britischen Angriff als Legitimation diente. Seine Absicht, nicht nur die Bombardierung zu schildern, sondern auch ein detailliertes Porträt der Stadt zu liefern, ist vollauf gelungen. Einfühlsam schildert er das Schicksal der Menschen und zitiert die Berichte von Zeitzeugen: der Bomberbesatzungen auf der einen Seite, der Soldaten und Zivilisten auf der anderen. Es geht um teilweise grausame Szenen eines Feuersturms, der keinen Unterschied machte: ob Nazis, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und die kleine Gruppe der noch lebenden jüdischen Bürger oder die große Zahl von Frauen und Kindern, Bewohnern der Stadt, Fremde oder Flüchtlinge.
Taylor läßt keinen Zweifel daran, daß er das Angriffsverfahren der Briten als barbarisch und inhuman einschätzt. Seine nüchterne Darlegung der alliierten Gründe hat bei der Boulevard-Presse zu dem Mißverständnis geführt, daß er den Angriff rechtfertigen würde. Doch der Autor vermittelt statt dessen eine ausgewogene und lesenswerte, gut dokumentierte und illustrierte Interpretation, die dem Anliegen einer Mehrheit der Dresdner Bürger förderlich ist: in der Erinnerung an den Schrecken des Krieges den Wiederaufbau der Frauenkirche als Symbol für die deutsch-britische Freundschaft und Aussöhnung feiern zu können.
ROLF-DIETER MÜLLER
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'In narrative power and persuasion, he has paralleled in Dresden what Antony Beevor achieved in Stalingrad' Independent on Sunday