Ein einsam gelegenes Ferienhaus. Tief unten das Tal mit seinen würfelkleinen Häusern, eine Serpentinenstraße führt hinauf. Das kalte Blauweiß der Gletscher, schroffer Granit, die Wälder im Dunst - es ist Dezember, Vorweihnachtszeit. Ein junges Ehepaar mit Kind hat sich für ein paar Tage dieses komfortable Haus gemietet, doch so richtig aus der Welt sind sie nicht: Das Kind erzählt wirre Geschichten aus dem Kindergarten, die Frau tippt Nachrichten auf dem Telefon, und der Mann - ein Drehbuchautor, von dem ein Produzent den zweiten Teil seiner erfolgreichsten Komödie erwartet - schreibt Ideen und Szenen in sein Notizbuch. Aber mehr und mehr notiert er auch anderes - eheliche Spannungen, Zwistigkeiten, vor allem die seltsamen Dinge, die rings um ihn geschehen. Denn mit dem Haus stimmt etwas nicht. Daniel Kehlmanns phantastische Erzählung ist im doppelten Wortsinn unheimlich, die Spirale in den Abgrund entwickelt einen starken Sog - umso mehr, als dem Schrecken etwas zur Seite gestellt wird: die wechselnden Stimmungen in der Familie, das Nebeneinander von Liebe und Gereiztheit, die Sorge um das Kind. «Das Geheimnis ist, dass man sich ja doch liebt.» Ist es so? Allmählich verschwimmen die Konturen, und der Boden beginnt zu wanken.
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buecher-magazin.deDie Idylle in Daniel Kehlmanns Novelle "Du hättest gehen sollen" ist trügerisch. Was als Familienausflug in die Berge beginnt, entpuppt sich als Auftakt zu einem Psychothriller. Mit Tochter und Frau hofft der Ich-Erzähler dort Inspiration zu finden, um das Drehbuch zu dem Film "Allerbeste Freundin II" zu schreiben. Neben der Dokumentation dieser seichten Story gibt sein Notizbuch auch tiefe Einblicke: in eine erkühlte Ehe und ein Haus, in dem das Unheimliche Gestalt annimmt. Als der Protagonist fremde Menschen in Spiegeln sieht und Stimmen hört, fühlt sich der Leser in einen Hollywoodschmöker versetzt. Waldeinsamkeit mit Gänsehauteffekt - und noch viel mehr: Kehlmann wäre nicht Kehlmann, wenn er sich nicht erneut eines ästhetischen Coups bedient hätte. Es ist das unzuverlässige, die Wirklichkeit erschütternde Erzählen, welches die Verführungskraft des Buches ausmacht. Je mehr die Halluzinationen sich mit der Realität verbinden, desto mehr wird die Welt zur Verschwörung. Mehr und mehr entsteht ein Universum zum Irregehen. Man denkt an Maria Rubinstein aus Kehlmanns "Ruhm". Sie verschwindet auf ähnlich mysteriöse Weise wie der Drehbuchautor. Sein Schöpfer ist eben ein Grenzvermesser zwischen Spuk und Wahrheit, ein Reiseführer in das menschliche Unterbewusstsein.
© BÜCHERmagazin, Björn Hayer
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2016Gespenstische Zusammentreffen
96 Seiten Horror: Daniel Kehlmann hat eine Erzählung geschrieben, die daran erinnert, wie groß gerade kleine Kunstwerke sind
Der große Schriftsteller Daniel Kehlmann hat ein kleines Buch geschrieben. Es hält einen düsteren Abend lang und verlängert ihn mit Schrecken in die Nacht. Man findet nicht in den Schlaf, verflucht den Einfall, das Buch, weil es so schmal und kurz wirkt, mit ins Bett genommen zu haben, und versucht, im Dunkeln, die Bilder abzuschütteln, die es erzeugt.
Ein Mann ohne Spiegelbild. Ein Zimmer, aus dem hinaus es wieder nur hineinführt. Und ein anderes Zimmer, wo gestern noch keins war, und noch eins, und noch eins.
Ein Weg vom Berg hinunter, der wieder nur hinaufführt. Ein Kind, das ins Babyphone schreit, obwohl es fest und still schläft. Eine alte Frau mit schmalen Augen, ihr Gesicht erst im Traum, dann als Bild an der Wand, dann beim Zappen im Vormittagsprogramm. Ein anderer Mann, der von der Decke herabsteht.
Fast möchte man aufstehen und das Buch ins Wohnzimmer bringen, damit es einen in Ruhe lässt, damit man es nicht wieder aufschlägt, weil man weiterlesen muss. "Du hättest gehen sollen" heißt Daniel Kehlmanns neue Erzählung. Sechsundneunzig Seiten, gelesen in zwei Stunden.
Heute geht die Frankfurter Buchmesse zu Ende. Seit Jahren schon stellen die Verlage dort jedes Mal Tausende über Tausende Neuerscheinungen vor. Sie hoffen alle auf das eine Buch, das herausragt aus der Masse. Oder sogar "bleibt", wie man dann so sagt. Ein Buch, das überdauert. In den Kanon wandert und in Bücherschränke, wo es dann neben anderen Büchern steht, die man haben sollte, wenn man Bücher hat. So wie "Die Vermessung der Welt", jener historische Roman über Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, der Daniel Kehlmann vor elf Jahren berühmt gemacht hat. Ein Klassiker. Und die Welt der Kunst wird halt in Klassikern vermessen.
"Mir wird immer klarer", hat Joachim Kaiser, selbst ein Klassiker der Kritik von Musik und Literatur, vor Jahren in seine Memoiren geschrieben, "dass mein Leben in einem beinah gespenstischen Maße aus dem Zusammentreffen mit großen Kunstwerken besteht." Kaiser meinte damit, sinngemäß: Dieses eine Klavierkonzert von Mozart. Diese andere Sinfonie von Beethoven. Sieben Schubert-Lieder. Und drei Romane von Thomas Mann, nein: eher vier. Fünf.
Und Joachim Kaiser hat natürlich recht: Mit ein paar dieser Werke (oder am besten allen davon) sollte man in seinem Leben unbedingt einmal heftig zusammengetroffen sein. Aber es müssen ja nicht immer große Zusammentreffen sein. Es reicht vielleicht auch, gestreift zu werden von etwas Kleinerem. Die Vorstellung, dass man sein Leben nur mit großen Kunstwerken verbringt, ist angsteinflößend: wie eine Abiturprüfung, die nicht enden will. Und vielleicht ist diese Vorstellung auch unrealistisch.
Denn es spricht viel dafür, dass unsere kulturelle Bildung stärker geprägt wird von den vielen, viel kleineren Kunstwerken, mit denen man im Laufe des Lebens so zusammentrifft. Von Kunstwerken, die einen nur streifen und vielleicht auch nicht viel mehr wollen als das. Vom zweiten Teil einer Blockbuster-Serie, von einem Buch, das jemand in der Ferienwohnung stehen gelassen hat und das man dann auch liest, weil es halt da ist. Von Liedern, die man drei Wochen lang hintereinander immer wieder hört und dann mit jedem Tag etwas weniger, bis man sie vergessen hat - und dann holen sie einen Jahre später wieder ein und stellen gemeinsam mit anderen einen Zusammenhang her.
Aufs ganze Leben gerechnet, ist das doch eigentlich unsere Lesepraxis, Kinopraxis, Musikpraxis: Wir kehren zu den großen Werken immer wieder zurück, ja, oder nehmen uns das jedenfalls vor. Aber dazwischen sind die vielen, vielen kleinen Werke.
Und dieses lange Dazwischen ist ja eigentlich unser Leben. Bahnfahrtlektüren, Ferienbücher, Sommerhits.
Daniel Kehlmanns kleine Horrorgeschichte ist äußerst konzentriert geschrieben und effektiv inszeniert, filmisch im Grunde. Der Horror schlägt in kürzer und kürzer werdenden Abständen zu. Nur fünf Figuren tauchen auf, zwei weitere melden sich telefonisch, per Anruf oder SMS. Das Genre, in dem sich Kehlmann bewegt, zitiert das Buch ähnlich ökonomisch, das Setting erinnert schnell an Stephen Kings "Shining": ein schreibender Vater, Mutter und Kind allein in den Bergen, der Winter kommt - und dann wendet sich der Ort, an dem sie wohnen, gegen seine drei Gäste.
"Shining" ist ein Klassiker der Horrorliteratur - aber zuallererst der Roman einer scheiternden Ehe. Und ähnlich ist es auch bei Kehlmann: Die Mutter flieht vor dem Vater und aus ihrer kriselnden Liebe, bevor der Vater mit der Tochter aus dem Haus vor dem Haus fliehen kann.
"Du hättest gehen sollen": sechs Tage Anfang Dezember, vielleicht auch sieben. Der Vater weiß irgendwann nicht mehr, ob es schon nach Mitternacht ist. Die Geister sind ihm sowieso längst schon tagsüber erschienen. "Vorhin war ein Mann im Zimmer", notiert der Vater irgendwann, er führt eine Art Tagebuch über die erschreckenden Dinge, die ihm geschehen: Irgendwann tut er das auch, um für die Nachwelt Zeugnis abzulegen von dem Horror, der ihm widerfährt. Was wiederum über Stephen King hinweg weiter und tiefer hinein in die älteren Traditionen der Schauerliteratur führt. Wo jemand in alten Papieren eine Geschichte seltsamster Ereignisse findet und sie uns Heutigen, die wir an so etwas nicht mehr glauben, nacherzählt.
Daniel Kehlmann, geboren 1975, ist in den vergangenen Jahren auch zu einem Repräsentanten seines eigenen Berufs geworden. Das gehört bei einem Erfolg, wie es die "Vermessung der Welt" war und ist, wohl auch irgendwann unweigerlich dazu: eine Poetik-Professur, ein Band mit essayistischen Texten über Kunst und Literatur, ein heiß erwarteter neuer "großer" Roman, Verfilmungen des einen Klassikers und eines früheren Romans, öffentliche Auftritte.
All das tritt jetzt aber kurz hinter der Geschichte zurück, die Kehlmann hier erzählt. Man bewundert, wie sehr er seine Fertigkeiten im Griff hat, wie leicht es ihm fällt, erzählend zu manipulieren - man bewundert aber auch, wie Kehlmann sich hier über die Ansprüche und Erwartungen seines Publikums hinwegzusetzen versucht, und sicher auch über die Erwartungen an sich selbst - um eine kleine Geschichte zu schreiben.
Mehr nicht. Eine kleine Geschichte. Eine Geschichte zum Lesen - was, wenn man es so hinschreibt, nicht nur total banal klingt, sondern auch total beknackt: Wozu sollten Bücher denn sonst da sein, wenn nicht zum Lesen? Aber Bücher großer Autoren transportieren oft genug auch eine Vorstellung von sich selbst über den Platz in der Welt, den sie für sich beanspruchen. "Du hättest gehen sollen" ist frei von solcher Prätention.
Es ist ein Buch für einen späten Abend und eine unruhige Nacht. Ein Buch, das einen daran erinnert, endlich mal den Band viktorianischer Schauergeschichten zu lesen, der seit Ewigkeiten im Schrank herumsteht, neben all den anderen Büchern, die alles, was sie kurz herausragen ließ, mit der Zeit wieder verloren haben, aber trotzdem eine Erfahrung verdichteten, eine Leidenschaft verstärkten, eine Sehnsucht kitzelten: nach diesem Zustand, nach diesem Rausch, nach ein wenig Weltteilhabe - und dann weiter, das nächste Buch, noch mal dieser Input, noch mal, noch mal.
In Kehlmanns neuer Erzählung spielt ein Geodreieck eine entscheidende Rolle: Der Vater zeichnet rechte Winkel damit, aber sie stimmen nicht, wie oft er auch misst: Der rechte Winkel ergibt neunzig Grad, aber die Winkel, aus denen er sich zusammensetzt, ergeben nur vierzig und zweiundvierzig. An was messen wir, was unser Bild von der Welt prägt? Was sind unsere Maßstäbe?
Als der Literaturkritiker Denis Scheck kürzlich von Christian Krachts neuem Roman "Die Toten" behauptete, der bedeute für die Literatur das, was der Tonfilm für den Film bedeutet habe, ist er ausgelacht worden dafür. Wer weiß, vielleicht stimmt's ja sogar, eines Tages? Aus diesem glutamatisierten Geschmacksurteil spricht jedenfalls erst mal vor allem das Bedürfnis, der eigenen Begeisterung Ewigkeitswert zu verleihen: Ich kann das doch nicht einfach nur gelesen haben, das wäre zu wenig.
Aber das meiste liest man eben doch einfach nur. Oder hört es nebenbei, schaut es einmal, zweimal an, das lagert sich trotzdem ab. Und schärft das Bewusstsein - und die Urteilskraft - auf Dauer vermutlich intensiver als es eine ständige Konfrontation mit den "Fahrraddieben", "Rot und Schwarz" und der "Waldstein-Sonate" könnte. Mal abgesehen davon, dass so was ja kaum auszuhalten wäre, immer nur Kunst am Limit, olympisch, überragend: Man muss sich zwingend auch mal unterfordern, um die Perspektive zu behalten. Man kann Meisterwerke nicht immer nur an anderen Meisterwerken messen, dann verliert man jeden Maßstab. Den menschlichen vor allem.
Es wird sicher keinem Schriftsteller gefallen zu hören, ein richtig gutes Buch geschrieben zu haben, das man trotzdem bald wieder vergisst. Aber es erinnert daran, dass man ohne solche Bücher nicht auskommt.
TOBIAS RÜTHER.
Daniel Kehlmanns Erzählung "Du hättest gehen sollen" ist bei Rowohlt erschienen (96 Seiten, 15 Euro). Den Umschlag gestaltete Thomas Demand.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
96 Seiten Horror: Daniel Kehlmann hat eine Erzählung geschrieben, die daran erinnert, wie groß gerade kleine Kunstwerke sind
Der große Schriftsteller Daniel Kehlmann hat ein kleines Buch geschrieben. Es hält einen düsteren Abend lang und verlängert ihn mit Schrecken in die Nacht. Man findet nicht in den Schlaf, verflucht den Einfall, das Buch, weil es so schmal und kurz wirkt, mit ins Bett genommen zu haben, und versucht, im Dunkeln, die Bilder abzuschütteln, die es erzeugt.
Ein Mann ohne Spiegelbild. Ein Zimmer, aus dem hinaus es wieder nur hineinführt. Und ein anderes Zimmer, wo gestern noch keins war, und noch eins, und noch eins.
Ein Weg vom Berg hinunter, der wieder nur hinaufführt. Ein Kind, das ins Babyphone schreit, obwohl es fest und still schläft. Eine alte Frau mit schmalen Augen, ihr Gesicht erst im Traum, dann als Bild an der Wand, dann beim Zappen im Vormittagsprogramm. Ein anderer Mann, der von der Decke herabsteht.
Fast möchte man aufstehen und das Buch ins Wohnzimmer bringen, damit es einen in Ruhe lässt, damit man es nicht wieder aufschlägt, weil man weiterlesen muss. "Du hättest gehen sollen" heißt Daniel Kehlmanns neue Erzählung. Sechsundneunzig Seiten, gelesen in zwei Stunden.
Heute geht die Frankfurter Buchmesse zu Ende. Seit Jahren schon stellen die Verlage dort jedes Mal Tausende über Tausende Neuerscheinungen vor. Sie hoffen alle auf das eine Buch, das herausragt aus der Masse. Oder sogar "bleibt", wie man dann so sagt. Ein Buch, das überdauert. In den Kanon wandert und in Bücherschränke, wo es dann neben anderen Büchern steht, die man haben sollte, wenn man Bücher hat. So wie "Die Vermessung der Welt", jener historische Roman über Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, der Daniel Kehlmann vor elf Jahren berühmt gemacht hat. Ein Klassiker. Und die Welt der Kunst wird halt in Klassikern vermessen.
"Mir wird immer klarer", hat Joachim Kaiser, selbst ein Klassiker der Kritik von Musik und Literatur, vor Jahren in seine Memoiren geschrieben, "dass mein Leben in einem beinah gespenstischen Maße aus dem Zusammentreffen mit großen Kunstwerken besteht." Kaiser meinte damit, sinngemäß: Dieses eine Klavierkonzert von Mozart. Diese andere Sinfonie von Beethoven. Sieben Schubert-Lieder. Und drei Romane von Thomas Mann, nein: eher vier. Fünf.
Und Joachim Kaiser hat natürlich recht: Mit ein paar dieser Werke (oder am besten allen davon) sollte man in seinem Leben unbedingt einmal heftig zusammengetroffen sein. Aber es müssen ja nicht immer große Zusammentreffen sein. Es reicht vielleicht auch, gestreift zu werden von etwas Kleinerem. Die Vorstellung, dass man sein Leben nur mit großen Kunstwerken verbringt, ist angsteinflößend: wie eine Abiturprüfung, die nicht enden will. Und vielleicht ist diese Vorstellung auch unrealistisch.
Denn es spricht viel dafür, dass unsere kulturelle Bildung stärker geprägt wird von den vielen, viel kleineren Kunstwerken, mit denen man im Laufe des Lebens so zusammentrifft. Von Kunstwerken, die einen nur streifen und vielleicht auch nicht viel mehr wollen als das. Vom zweiten Teil einer Blockbuster-Serie, von einem Buch, das jemand in der Ferienwohnung stehen gelassen hat und das man dann auch liest, weil es halt da ist. Von Liedern, die man drei Wochen lang hintereinander immer wieder hört und dann mit jedem Tag etwas weniger, bis man sie vergessen hat - und dann holen sie einen Jahre später wieder ein und stellen gemeinsam mit anderen einen Zusammenhang her.
Aufs ganze Leben gerechnet, ist das doch eigentlich unsere Lesepraxis, Kinopraxis, Musikpraxis: Wir kehren zu den großen Werken immer wieder zurück, ja, oder nehmen uns das jedenfalls vor. Aber dazwischen sind die vielen, vielen kleinen Werke.
Und dieses lange Dazwischen ist ja eigentlich unser Leben. Bahnfahrtlektüren, Ferienbücher, Sommerhits.
Daniel Kehlmanns kleine Horrorgeschichte ist äußerst konzentriert geschrieben und effektiv inszeniert, filmisch im Grunde. Der Horror schlägt in kürzer und kürzer werdenden Abständen zu. Nur fünf Figuren tauchen auf, zwei weitere melden sich telefonisch, per Anruf oder SMS. Das Genre, in dem sich Kehlmann bewegt, zitiert das Buch ähnlich ökonomisch, das Setting erinnert schnell an Stephen Kings "Shining": ein schreibender Vater, Mutter und Kind allein in den Bergen, der Winter kommt - und dann wendet sich der Ort, an dem sie wohnen, gegen seine drei Gäste.
"Shining" ist ein Klassiker der Horrorliteratur - aber zuallererst der Roman einer scheiternden Ehe. Und ähnlich ist es auch bei Kehlmann: Die Mutter flieht vor dem Vater und aus ihrer kriselnden Liebe, bevor der Vater mit der Tochter aus dem Haus vor dem Haus fliehen kann.
"Du hättest gehen sollen": sechs Tage Anfang Dezember, vielleicht auch sieben. Der Vater weiß irgendwann nicht mehr, ob es schon nach Mitternacht ist. Die Geister sind ihm sowieso längst schon tagsüber erschienen. "Vorhin war ein Mann im Zimmer", notiert der Vater irgendwann, er führt eine Art Tagebuch über die erschreckenden Dinge, die ihm geschehen: Irgendwann tut er das auch, um für die Nachwelt Zeugnis abzulegen von dem Horror, der ihm widerfährt. Was wiederum über Stephen King hinweg weiter und tiefer hinein in die älteren Traditionen der Schauerliteratur führt. Wo jemand in alten Papieren eine Geschichte seltsamster Ereignisse findet und sie uns Heutigen, die wir an so etwas nicht mehr glauben, nacherzählt.
Daniel Kehlmann, geboren 1975, ist in den vergangenen Jahren auch zu einem Repräsentanten seines eigenen Berufs geworden. Das gehört bei einem Erfolg, wie es die "Vermessung der Welt" war und ist, wohl auch irgendwann unweigerlich dazu: eine Poetik-Professur, ein Band mit essayistischen Texten über Kunst und Literatur, ein heiß erwarteter neuer "großer" Roman, Verfilmungen des einen Klassikers und eines früheren Romans, öffentliche Auftritte.
All das tritt jetzt aber kurz hinter der Geschichte zurück, die Kehlmann hier erzählt. Man bewundert, wie sehr er seine Fertigkeiten im Griff hat, wie leicht es ihm fällt, erzählend zu manipulieren - man bewundert aber auch, wie Kehlmann sich hier über die Ansprüche und Erwartungen seines Publikums hinwegzusetzen versucht, und sicher auch über die Erwartungen an sich selbst - um eine kleine Geschichte zu schreiben.
Mehr nicht. Eine kleine Geschichte. Eine Geschichte zum Lesen - was, wenn man es so hinschreibt, nicht nur total banal klingt, sondern auch total beknackt: Wozu sollten Bücher denn sonst da sein, wenn nicht zum Lesen? Aber Bücher großer Autoren transportieren oft genug auch eine Vorstellung von sich selbst über den Platz in der Welt, den sie für sich beanspruchen. "Du hättest gehen sollen" ist frei von solcher Prätention.
Es ist ein Buch für einen späten Abend und eine unruhige Nacht. Ein Buch, das einen daran erinnert, endlich mal den Band viktorianischer Schauergeschichten zu lesen, der seit Ewigkeiten im Schrank herumsteht, neben all den anderen Büchern, die alles, was sie kurz herausragen ließ, mit der Zeit wieder verloren haben, aber trotzdem eine Erfahrung verdichteten, eine Leidenschaft verstärkten, eine Sehnsucht kitzelten: nach diesem Zustand, nach diesem Rausch, nach ein wenig Weltteilhabe - und dann weiter, das nächste Buch, noch mal dieser Input, noch mal, noch mal.
In Kehlmanns neuer Erzählung spielt ein Geodreieck eine entscheidende Rolle: Der Vater zeichnet rechte Winkel damit, aber sie stimmen nicht, wie oft er auch misst: Der rechte Winkel ergibt neunzig Grad, aber die Winkel, aus denen er sich zusammensetzt, ergeben nur vierzig und zweiundvierzig. An was messen wir, was unser Bild von der Welt prägt? Was sind unsere Maßstäbe?
Als der Literaturkritiker Denis Scheck kürzlich von Christian Krachts neuem Roman "Die Toten" behauptete, der bedeute für die Literatur das, was der Tonfilm für den Film bedeutet habe, ist er ausgelacht worden dafür. Wer weiß, vielleicht stimmt's ja sogar, eines Tages? Aus diesem glutamatisierten Geschmacksurteil spricht jedenfalls erst mal vor allem das Bedürfnis, der eigenen Begeisterung Ewigkeitswert zu verleihen: Ich kann das doch nicht einfach nur gelesen haben, das wäre zu wenig.
Aber das meiste liest man eben doch einfach nur. Oder hört es nebenbei, schaut es einmal, zweimal an, das lagert sich trotzdem ab. Und schärft das Bewusstsein - und die Urteilskraft - auf Dauer vermutlich intensiver als es eine ständige Konfrontation mit den "Fahrraddieben", "Rot und Schwarz" und der "Waldstein-Sonate" könnte. Mal abgesehen davon, dass so was ja kaum auszuhalten wäre, immer nur Kunst am Limit, olympisch, überragend: Man muss sich zwingend auch mal unterfordern, um die Perspektive zu behalten. Man kann Meisterwerke nicht immer nur an anderen Meisterwerken messen, dann verliert man jeden Maßstab. Den menschlichen vor allem.
Es wird sicher keinem Schriftsteller gefallen zu hören, ein richtig gutes Buch geschrieben zu haben, das man trotzdem bald wieder vergisst. Aber es erinnert daran, dass man ohne solche Bücher nicht auskommt.
TOBIAS RÜTHER.
Daniel Kehlmanns Erzählung "Du hättest gehen sollen" ist bei Rowohlt erschienen (96 Seiten, 15 Euro). Den Umschlag gestaltete Thomas Demand.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rainer Moritz legt Daniel Kehlmanns Schauerroman schnell wieder beiseite. In "Du hättest gehen sollen" erzählt ein Drehbuchautor von seiner Schreibblockade und dem Urlaub, zu dem er mit Frau und quengelnder Tochter in die Berge aufbricht. Das Ferienhaus stellt sich bald als recht unheimlich heraus, und Moritz entgehen die Anspielungen an Stephen Kings "Shining" nicht. Schade nur, meint Moritz, dass Kehlmann "wenig Geschick zeigt, ein unheimliches Szenario aufzubauen". Stets behaupte er nur die Angst und den Schrecken seiner Figuren oder greife auf die Motive aus dem Standardsatz zurück, moniert Moritz, der das weder fantastisch noch unheilvoll findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.12.2016Spiegel
ohne Bild
Daniel Kehlmann, sein neues
Buch und ich. Von Ralf Bönt
Heute Morgen entdeckte ich im Spiegel mein Konterfei, und von dem Glück, das ich dabei empfand, handelt dieser Artikel. Dabei geht es eigentlich um das neue Buch von Daniel Kehlmann. Ja, Kehlmann, dessen Romane wir immer noch am Staffelsee oder Oberuckersee lesen, während er Urlaub auf den Bahamas macht. Über Kehlmann ist so viel geschrieben worden, dass ich mich manchmal frage, ob er im Spiegel morgens nicht längst Adriano Celentano grüßt. Das war jetzt ein Witz, den ich mir nicht verkneife, weil Witze wichtig sind. Vor allem Kehlmann sind sie wichtig, und Witze weiß er nicht nur zu reißen oder sachte einzuschieben, wenn man ihn auf Filmpremieren oder beim Michael-Althen-Preis mal trifft. Er wird sie auch zu nehmen wissen.
Kehlmann ist ja ein ausgesprochen freundlicher Mensch und großzügig, allerdings im Lob, von dem ich einmal reichlich abbekam, genau wie im Tadel. Eine typisch deutsche Haltung zur eigenen Bedeutung, eine nämlich, die in Gebrochenheit, Scham und wütender Schuldlust aufginge, ist ihm vollkommen fremd. Ich gebe zu, ich mag das. Wenn einer ein Ziel hat. Wer Literaturkritiker mit Zahnärzten vergleicht und behauptet, letztere seien wenigstens fachlich gebildet, den darf man freilich auch ohne jedes Mitleid dabei beobachten, wenn er Prügel bezieht.
Oft, und auch in dieser Zeitung, wurde ihm seine Unreife vorgehalten, wo andere Frühvollendung sahen. Ach Kehlmann, möchte ich heute rufen, auch ich habe an dir gezweifelt, nur selbstverständlich ganz anders als all die anderen. Liebenswert fand ich deine Bücher, und unspannend. Musste, wenn ein Physiker auftrat, der Nobelpreis gleich daneben liegen? Witzig die Komödie über den Maler, obwohl sie handelte ja nicht vom Maler, sondern nur von seiner Karriere: war das so wichtig?
Und dann Gauß. Ganz ehrlich, dem deutschen Geniekult einen komödiantischen Roman zu widmen ist mehr als aller Ehren wert, zumal in einer Zeit, in der man wieder im Pfingstfest Halt sucht, statt endlich mal den Kindern die Entropie zu erklären. Aber muss dann Gauß, dieser Seltene, dessen Werk unüberschaubar ist und dessen Bekanntschaft den englischen Großwissenschaftler Humphry Davy mit Stolz erfüllte, sich im Bett verstecken?
Gauß sei von sehr hohem moralischem Stand, schrieb Humphry Davy, von einem intellektuellen Streben, das weniger Rang und Unterscheidung kennt, als man es in Frankreich oder England gewohnt sei, voller Freizügigkeit seien Gauß und seine Freunde. Und wie klein hast du ihn gemacht, Kehlmann, der du uns doch von Thomas Mann erlöst und gelehrt hast, was heute eine klare Sprache ist.
Zu deinem Ruhme. Nur aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass die Ehebruchsgeschichte in dem Erzählband mich berührte. Dass der Roman „F “lustig sein wollte, doch voll des Ernstes war, auf den ich wartete. Deine Züge waren markanter, als wir mal wieder an einer Theke standen, die Selbstironie federnder, Bemerkungen über Kinder häufiger. Mit denen fängt das echte Leben halt an. Und nun dieses kleine Buch, das so umwerfend große Kunst ist: „Du hättest gehen sollen“ (Rowohlt Verlag, Reinbek 2016. 96 S., 15 Euro. E-Book 14,99 Euro).
Ergreifend ist nicht nur das Fehlurteil mancher Kritiker, die dir nun Kunsthandwerk, und auch noch schlechtes attestieren. Ergreifend ist auch die lässige Präzision, mit der du den Mann zeigst, der eben noch mit Frau und Kind und Beruf bis zur Hüfte im Glück stand. Jetzt versteht er nicht, dass seine Hand noch bis zum Wasserhahn durch einen Raum mit drei Dimensionen gelangt, dank der Verwendung der Zeit. Um seine Tochter zu baden.
Was bedeutet das? Eine poetischere Schilderung des Selbstverlustes durch Überforderung, Fragmentierung und dialektische Aufhebung aller eigentlichen Motive menschlichen Lebens kenne ich nicht, wenn ich das lese. Unser aller selbstgewählte Hölle aus Kind Mutter Vater plus Karriere plus Karriere plus Haushalt plus plus plus: tausend Leitartikel haben nicht einfangen können, dass man so nicht leben kann und doch muss und will. Dass die Grenzen des Ich sich auflösen, weil man Vorschüsse gewährt.
Wenn man dem Produzenten erzählt, was man schreibt, statt zu schreiben, dem Kind Aufmerksamkeit schuldet, statt welche zu haben, sich fragt, warum man sich nicht fragt, warum man keine Nähe zur Frau mehr empfindet, statt sich zu antworten, aber der Produzent ist schon wieder am Telefon und man kann ihm nicht sagen, was man angeblich gerade schreibt, weil das Kind einen nicht ausreden lässt.
Und wo ist jetzt die Frau? Gar nicht trivial, wenn man selbst die Nagelschere nimmt und sich säuberlichst aus dem Bild schneidet, ohne es zu merken, weil man doch alles nur gut meint und es später einlösen wird, bis man in den Spiegel schaut und dort kein Bild mehr ist. Genau so ist das. Man muss eben leben. Für die Kunst. Die man zum Leben braucht.
Ralf Bönt, geboren 1963 in Lich in Hessen, lebt in Berlin. Er studierte Physik, arbeitete unter anderem im Cern Genf und ist seit 1994 freier Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm der Roman „Das kurze Leben des Ray Müller“ (2015).
Tausend Leitartikel
haben nicht einfangen können,
dass man so nicht leben kann
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
ohne Bild
Daniel Kehlmann, sein neues
Buch und ich. Von Ralf Bönt
Heute Morgen entdeckte ich im Spiegel mein Konterfei, und von dem Glück, das ich dabei empfand, handelt dieser Artikel. Dabei geht es eigentlich um das neue Buch von Daniel Kehlmann. Ja, Kehlmann, dessen Romane wir immer noch am Staffelsee oder Oberuckersee lesen, während er Urlaub auf den Bahamas macht. Über Kehlmann ist so viel geschrieben worden, dass ich mich manchmal frage, ob er im Spiegel morgens nicht längst Adriano Celentano grüßt. Das war jetzt ein Witz, den ich mir nicht verkneife, weil Witze wichtig sind. Vor allem Kehlmann sind sie wichtig, und Witze weiß er nicht nur zu reißen oder sachte einzuschieben, wenn man ihn auf Filmpremieren oder beim Michael-Althen-Preis mal trifft. Er wird sie auch zu nehmen wissen.
Kehlmann ist ja ein ausgesprochen freundlicher Mensch und großzügig, allerdings im Lob, von dem ich einmal reichlich abbekam, genau wie im Tadel. Eine typisch deutsche Haltung zur eigenen Bedeutung, eine nämlich, die in Gebrochenheit, Scham und wütender Schuldlust aufginge, ist ihm vollkommen fremd. Ich gebe zu, ich mag das. Wenn einer ein Ziel hat. Wer Literaturkritiker mit Zahnärzten vergleicht und behauptet, letztere seien wenigstens fachlich gebildet, den darf man freilich auch ohne jedes Mitleid dabei beobachten, wenn er Prügel bezieht.
Oft, und auch in dieser Zeitung, wurde ihm seine Unreife vorgehalten, wo andere Frühvollendung sahen. Ach Kehlmann, möchte ich heute rufen, auch ich habe an dir gezweifelt, nur selbstverständlich ganz anders als all die anderen. Liebenswert fand ich deine Bücher, und unspannend. Musste, wenn ein Physiker auftrat, der Nobelpreis gleich daneben liegen? Witzig die Komödie über den Maler, obwohl sie handelte ja nicht vom Maler, sondern nur von seiner Karriere: war das so wichtig?
Und dann Gauß. Ganz ehrlich, dem deutschen Geniekult einen komödiantischen Roman zu widmen ist mehr als aller Ehren wert, zumal in einer Zeit, in der man wieder im Pfingstfest Halt sucht, statt endlich mal den Kindern die Entropie zu erklären. Aber muss dann Gauß, dieser Seltene, dessen Werk unüberschaubar ist und dessen Bekanntschaft den englischen Großwissenschaftler Humphry Davy mit Stolz erfüllte, sich im Bett verstecken?
Gauß sei von sehr hohem moralischem Stand, schrieb Humphry Davy, von einem intellektuellen Streben, das weniger Rang und Unterscheidung kennt, als man es in Frankreich oder England gewohnt sei, voller Freizügigkeit seien Gauß und seine Freunde. Und wie klein hast du ihn gemacht, Kehlmann, der du uns doch von Thomas Mann erlöst und gelehrt hast, was heute eine klare Sprache ist.
Zu deinem Ruhme. Nur aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass die Ehebruchsgeschichte in dem Erzählband mich berührte. Dass der Roman „F “lustig sein wollte, doch voll des Ernstes war, auf den ich wartete. Deine Züge waren markanter, als wir mal wieder an einer Theke standen, die Selbstironie federnder, Bemerkungen über Kinder häufiger. Mit denen fängt das echte Leben halt an. Und nun dieses kleine Buch, das so umwerfend große Kunst ist: „Du hättest gehen sollen“ (Rowohlt Verlag, Reinbek 2016. 96 S., 15 Euro. E-Book 14,99 Euro).
Ergreifend ist nicht nur das Fehlurteil mancher Kritiker, die dir nun Kunsthandwerk, und auch noch schlechtes attestieren. Ergreifend ist auch die lässige Präzision, mit der du den Mann zeigst, der eben noch mit Frau und Kind und Beruf bis zur Hüfte im Glück stand. Jetzt versteht er nicht, dass seine Hand noch bis zum Wasserhahn durch einen Raum mit drei Dimensionen gelangt, dank der Verwendung der Zeit. Um seine Tochter zu baden.
Was bedeutet das? Eine poetischere Schilderung des Selbstverlustes durch Überforderung, Fragmentierung und dialektische Aufhebung aller eigentlichen Motive menschlichen Lebens kenne ich nicht, wenn ich das lese. Unser aller selbstgewählte Hölle aus Kind Mutter Vater plus Karriere plus Karriere plus Haushalt plus plus plus: tausend Leitartikel haben nicht einfangen können, dass man so nicht leben kann und doch muss und will. Dass die Grenzen des Ich sich auflösen, weil man Vorschüsse gewährt.
Wenn man dem Produzenten erzählt, was man schreibt, statt zu schreiben, dem Kind Aufmerksamkeit schuldet, statt welche zu haben, sich fragt, warum man sich nicht fragt, warum man keine Nähe zur Frau mehr empfindet, statt sich zu antworten, aber der Produzent ist schon wieder am Telefon und man kann ihm nicht sagen, was man angeblich gerade schreibt, weil das Kind einen nicht ausreden lässt.
Und wo ist jetzt die Frau? Gar nicht trivial, wenn man selbst die Nagelschere nimmt und sich säuberlichst aus dem Bild schneidet, ohne es zu merken, weil man doch alles nur gut meint und es später einlösen wird, bis man in den Spiegel schaut und dort kein Bild mehr ist. Genau so ist das. Man muss eben leben. Für die Kunst. Die man zum Leben braucht.
Ralf Bönt, geboren 1963 in Lich in Hessen, lebt in Berlin. Er studierte Physik, arbeitete unter anderem im Cern Genf und ist seit 1994 freier Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm der Roman „Das kurze Leben des Ray Müller“ (2015).
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Daniel Kehlmann macht, dass unser eigener Kopf zum Spukhaus wird - und dreht die Schauerliteratur eine ganze Umdrehung weiter. Martin Ebel Die Welt