Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten.Das heißt doch Auswanderer. Aber wir wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss wählend ein anderes Land, wanderten wir doch auch nicht ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer. Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns aufnahm (...). Aus Bertolt Brecht, Svendborger Gedichte, um 1938. Die Emigranten seien "Vertriebene", "Verbannte" gewesen, so Bertolt Brecht in seinem Gedicht, trifft für die Familie Kuhn sicherlich zu. Im englischen Exil drohte Käthe Kuhn - trotz der unermüdlichen Unterstützung von Gertrud Bing vom Warburg-Institut -, fast zu zerbrechen. Die Sehnsucht nach der Heimat war in den Jahren des Exils immer spürbar. So betonte auch Annette Kuhn, dass das Wort "Heimat" in den USA für sie eine magische Kraft besessen habe: "the treasured word". Der Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft konnte das Gefühl der Fremdheit nicht überdecken. Die Kuhns bauten viele Brücken mit dem Nachkriegsdeutschland. Dazu gehörte der Kontakt mit deutschen Kriegsgefangenen in den USA und mit ehemaligen Widerstandsfamilien des 20. Juli 1944. Hier ist im Besonderen der unermüdliche Einsatz von Käthe Kuhn, das Leben der Hinterbliebenen des deutschen Widerstands zu erleichtern. Käthe Kuhns Aufopferung erinnert an das Wirken von Gertrud Bing im Warburg Institut. Auch Käthe Kuhn hatte die Hoffnung von einem besseren Deutschland. Mit der Herausgabe der Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes waren Käthe Kuhn, Helmut Gollwitzer und Reinhold Schneider in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Widerstandes ihrer Zeit weit voraus.
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