Nach dem Abschuss über England aus dem amerikanischen Kriegsgefangenenlager zu fliehen, bis nach Deutschland zurückzukehren und dann bei einem erneuten Abschuss zu sterben - diese Geschichte machte Franz von Werra zum Helden, zum Mythos. Sie lieferte die Vorlage für den 1956 gedrehten Filmklassiker »Einer kam durch« mit Hardy Krüger in der Hauptrolle. Was kaum jemand weiß: Franz von Werra stammte aus einer verarmten Schweizer Adelsfamilie, wurde 1915 als Kind zusammen mit seiner wenig älteren Schwester Emma in eine deutsche Adelsfamilie gegeben. Über ihre Herkunft im Unklaren gelassen, führten sie viele Jahre ein standesgemäßes Leben, bevor 1931 der wirtschaftliche Niedergang auch diese Familie erreichte und die Kinder erfuhren, dass sie adoptiert wurden. Eine Nachricht, durch die Beziehung zwischen Emma und Franz umso enger wurde. In Dokumenten, Briefen und Tagebucheintragungen folgt Wilfried Meichtry ihren ungleichen Lebensspuren in einer sich dramatisch wandelnden Welt. Gnadenlose familiäre Machtkämpfe, Verschwörungen und Intrigen, aristokratischer Hochmut und der Niedergang des Adels, Kriegsbegeisterung, katholische Glaubenswelten und die Angst vor der Moderne - all dies findet sich in der bewegenden Geschichte einer außergewöhnlichen Geschwisterliebe.
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