„Dunkle Stadt Bohane“ ist das Debüt des irischen Schriftstellers Kevin Barry und wurde 2013 mit dem International IMPAC Dublin Literary Award ausgezeichnet, und wenn man den Roman gelesen hat, versteht man auch die Gründe dafür.
Handlungsort ist die fiktive Stadt Bohane an der Westküste Irlands,
einst eine prosperierende Metropole, die aber im Jahr 2053 im Dunkel versunken ist. Gewalt und…mehr„Dunkle Stadt Bohane“ ist das Debüt des irischen Schriftstellers Kevin Barry und wurde 2013 mit dem International IMPAC Dublin Literary Award ausgezeichnet, und wenn man den Roman gelesen hat, versteht man auch die Gründe dafür.
Handlungsort ist die fiktive Stadt Bohane an der Westküste Irlands, einst eine prosperierende Metropole, die aber im Jahr 2053 im Dunkel versunken ist. Gewalt und Clanstreitigkeiten beherrschen den Alltag, Gesetzlose haben das Sagen. Allen voran Logan Hartnett, der aus dem Elendsviertel Smoketown zusammen mit einer Bande von Jugendlichen, den Fancy-Boys, das Leben in der Stadt kontrolliert. Aber seine Vorherrschaft ist in Gefahr, als sein Erzfeind Gant Broderick, den er vor einem Vierteljahrhundert aus der Gegend vertrieben hat, seine Rückkehr ankündigt. Besondere Brisanz erhält dessen Botschaft auch noch dadurch, dass dieser der ehemalige Liebhaber seiner Frau Macu war. Die Frage ist nun, wer aus diesem Machtkampf als Sieger hervorgehen wird. Hartnett oder Broderick – oder steht am Ende schon ein Königsmörder in den Startlöchern?
Ein Genre-Mix, wie wir ihn in „Dunkle Stadt Bohane“ finden, ist nicht so selten, auch wenn die einzelnen Zutaten auf den ersten Blick nicht zusammenpassend erscheinen: Sciene Fiction, Komödie, Western, Märchen, Heldensage, Dystopie und Comic – eine wilde Mischung. Was diesen Roman so außergewöhnlich macht, ist die Sprache. Es muss eine ungeheure Herausforderung für den Übersetzer Bernhard Robben gewesen sein, der den Dialekt des Originals in lesbares und verständliches, mit Rotwelsch gemischtes Deutsch, gebracht hat. Absolut beeindruckend!
Kevin Barry jongliert mit Versatzstücken der verschiedenen Genres. Es gibt Helden, aber diese sind keine Lichtgestalten. Die Geschichte spielt zwar in der Zukunft, aber das Leben in Bohane ist bar jeder technologischer Errungenschaft, keine Autos, keine PCs und keine Handys, noch nicht mal Schusswaffen. Die Gangmitglieder sind sehr jung, und ihre bevorzugte Lektüre sind Modemagazine – nicht unbedingt das, was man von brutalen Killern erwarten würde.
Laut und sexy, schrill und grell, retro und gleichzeitig futuristisch, eine Revue mit übertrieben geschminkten Darstellern, die in keine Schublade passt, so würde ich Barrys Roman beschreiben. Ungewöhnlich, anders, aber genial - und sehr, sehr unterhaltsam. Lesen!