Ein durchaus gelungener Roman mit einer tragischen Familiengeschichte
Zunächst muss ich sagen, dass mich dieses Cover auf den ersten Blick fasziniert hat. Es hatte eine regelrechte Sogwirkung auf mich durch diesen Strudel aus Wasser und der Titel "Dunkle Tiefen" hat mich auf einen
Tiefsee-Thriller oder vielleicht etwas in Richtung Horror (z.B. Hai, Krake, Tauchunfall) hindeuten lassen. Mein…mehrEin durchaus gelungener Roman mit einer tragischen Familiengeschichte
Zunächst muss ich sagen, dass mich dieses Cover auf den ersten Blick fasziniert hat. Es hatte eine regelrechte Sogwirkung auf mich durch diesen Strudel aus Wasser und der Titel "Dunkle Tiefen" hat mich auf einen Tiefsee-Thriller oder vielleicht etwas in Richtung Horror (z.B. Hai, Krake, Tauchunfall) hindeuten lassen. Mein zweiter Blick ging zum Klappentext und ich war überrascht. Eine sehr interessante Geschichte dachte ich gleich beim Studieren, hatte aber nun wirklich etwas ganz anderes erwartet. Das Titelblatt ist und bleibt allerdings ein Eyecatcher für mich!
Die Inhaltsangabe hat mich etwas frösteln und gruseln lassen; sie hat mich also gepackt. Hier kommt meine Kurzfassung:
Eine Familie hat ein Ferienhaus an der Steilküste in England und verbringt jedes Jahr den gemeinsamen Urlaub dort: Vater, Mutter und VIER Töchter. Bis vor 20 Jahren die Mutter von zwei Ereignissen aus ihren Grundangeln gerissen wird: Ihr Mann betrügt sie und die jüngste Tochter stirbt bei einem tragischen Unfall. Die hinterbliebenen drei Mädchen werden sich selber überlassen und wachsen zu unterschiedlichen Charakteren heran. Nachdem auch sie keinen Kontakt mehr miteinander hatten, treffen sich Jess, Lydia und Ella im Cottage, nun in dem ehemaligen Ferienhaus wieder und wollen (nicht ganz freiwillig) die Vergangenheit aufarbeiten. Bis es zu einem weiteren dramatischen Ereignis kommt...
Meinung:
DUNKLE TIEFEN ist am 24.06.2022 als Klappenbroschur erschienen und das erste Buch von Elisabeth Kay, das ich gelesen habe. Es gibt bereits andere Geschichten von ihr und ich würde mich freuen, wenn der Bastei Lübbe Verlag auch diese dem deutschsprachigen Raum zugänglich machen würde. An manchen Lesepassagen habe ich für mich gedacht, dass dieser Thriller auch gerne verfilmt werden könnte. Als Krimi (also aus Sicht der Ermittler) oder vielleicht als Episode in einer Fernsehserie.
Ich empfand den Schreibstil als sehr angenehm und ich kam gut in meinen Lesefluss. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten und die 413 Seiten flogen nur so dahin. Der Verlag empfiehlt, diesen Roman ab 16 Jahren zu lesen, was ich auch als gerechtfertigt ansehe; es sind doch einige Szenen zwischen den Geschwistern dabei, die (im "schlechten" Sinne) ans Herz gehen - sehr dramatisch, tragisch, direkt geschildert.
Die Handlung wird aus Sicht der einzelnen Schwestern, der Mutter und auch der Nachbarin erzählt. Was mich zwischenzeitlich etwas verwirrt hat, waren die zeitlichen Sprünge - es wird nicht nur zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her geswitcht, sondern im Jetzt sind auch einige zeitliche Abläufe "durcheinander" erzählt worden, was mich persönlich gestört hat.
Der tragische Unfall von Rose von vor 20 Jahren hat mich tief getroffen. Zu ihr konnte ich auch einen Bezug aufbauen, obwohl die jüngste Tochter nicht häufig im Buch in Erscheinung getreten ist. Die anderen Charaktere empfand ich als ziemlich blass bzw. die Schwestern konnte ich nicht auseinanderhalten. Es wurden zwar die unterschiedlichen Problematiken der Geschwister erzählt, aber diese haben sich bei mir nicht verinnerlicht.
Das Paperback lebt für mich alleine von der düsteren Atmosphäre und den Rückblicken, bis endlich herauskommt, was wirklich vor 20 Jahren geschehen ist - und die Auflösung fand ich sehr erschreckend. Der Ausgang zwischen den Familienmitgliedern hat mich am Ende nicht überrascht, hat mich aber doch etwas ratlos zurückgelassen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Hätte ich mir einen anderen Abschluss gewünscht? Ich glaube JA... oder doch nicht? Diese Geschichte wird mich mit Sicherheit noch etwas beschäftigen und gedanklich begleiten.
Die Bezeichnung THRILLER passt bedingt; ich sehe diesen Roman eher als Familiengeschichte mit (mindestens) einem tragischen Hintergrund an. Als KRIMI würde ich ihn auch nicht unbedingt bezeichnen wollen, da die Ermittlungsarbeit sehr im Hintergrund gehalten