Jung, schön, reich, tot
Diana, die dritte Mitford-Schwester, hat es geschafft – sie heiratet 1929 den reichen Brauereierben Bryan Guinness. Fortan besteht ihr Leben aus Shoppingorgien, Partys und Reisen, oft mit einer ganzen Clique illustrer Reicher und Berühmter. Doch bereits auf der
Hochzeitreise nach Paris stirbt einer ihrer Freunde an einer Allergie und im Jahr darauf in Venedig eine…mehrJung, schön, reich, tot
Diana, die dritte Mitford-Schwester, hat es geschafft – sie heiratet 1929 den reichen Brauereierben Bryan Guinness. Fortan besteht ihr Leben aus Shoppingorgien, Partys und Reisen, oft mit einer ganzen Clique illustrer Reicher und Berühmter. Doch bereits auf der Hochzeitreise nach Paris stirbt einer ihrer Freunde an einer Allergie und im Jahr darauf in Venedig eine Freundin an einer Überdosis. Schon der erste Todesfall kam Louisa Canon, Dianas Kammerzofe, die sie überallhin begleitet, merkwürdig vor, doch nach dem zweiten kommt sie ernsthaft ins Grübeln, denn sie entdeckt eine Verbindung zwischen den Toten. Louisa kann ihre Neugier natürlich nicht bremsen und beginnt unauffällig eigene Ermittlungen, bei denen sie selbst ins Visier der Ermittler gerät.
Diana führt von alldem scheinbar unbeeindruckt weiter ihr Jetset-Leben. Immer dabei ist auch der Gesellschaftskolumnist Luke Meyer, den Louisa nicht richtig einordnen kann. Er ist nicht reich und berühmt genug, um wirklich zu Dianas Freundeskreis zu gehören, allerdings lässt er sie in der Presse meist im besten Licht erscheinen und scheint mehr als nur geduldet zu sein. Luke sucht immer wieder Louisas Nähe, ihre Freundschaft, aber sie ist sich nicht sicher, inwieweit sie ihm trauen kann. Und auch mit Diana wird sie nicht richtig warm: „… es lag eher an einer Art Gefühlskälte, die Louisa an ihr spürte und die trotz der freundlichen Fassade immer bestehen blieb.“ (S. 166) Diese Gefühlskälte zeigt Diana auch ihrem Mann gegenüber, der sie abgöttisch liebt und ihr jeden Wunsch erfüllt. Als Diana dann auch noch mit dem Politiker Sir Oswald Mosley sympathisiert, fürchtet Louisa Schlimmstes.
Zur gleichen Zeit suchen Detectiv Sergant Guy Sullivan und Constaple Mary Moon nach einem verschwundenen Dienstmädchen. Auch deren Spur führt nach Paris, wo sich Louisa und Guy wiederbegegnen.
Seit dem ersten Band der Reihe fiebere ich nicht nur mit den „Schwestern von Mitford Manor“ mit, sondern hoffe insgeheim auch, dass aus Louisa und Guy ein Paar wird, doch vor 2 Jahren haben sie sich aus den Augen verloren. Louisa hatte damals auf eine Karriere bei der Polizei gehofft und ist an ihrer Vergangenheit gescheitert. Vielleicht ergeben sich in Dianas Fahrwasser ja neue Chancen.
Ich finde es sehr spannend, wie Jessica Fellowes die Unterschiede von arm und reich, Dienstboten und Dienstherren in zwei scheinbar parallele Welten, die natürlich viele Schnittmengen haben, schildert.
Louisa war früher Dianas Kindermädchen und jetzt tut Diana oft so, als würde die alte Vertrautheit noch zwischen ihnen herrschen, macht Louisa aber gleichzeitig deutlich, dass die ihre Dienerin ist und allen Anweisungen ohne Fragen Folge zu leisten hat. Sie kommt nicht besonders sympathisch rüber, sehr kühl, beherrscht und berechnend.
Louisa hat die Hoffnung auf einen Ehemann fast schon aufgegeben, aber sie will im Gegensatz zu Diana keinen Versorger, sondern selber Geld verdienen, einen Beruf, der ihr gefällt und bis zu einem gewissen Grad unabhängig sein.
Es ist Jessica Fellowes wieder gelungen, die wilden goldenen 20er Jahre lebendig werden zu lassen, wobei sie diesmal auch das Nacht- und Partyleben in Paris auferstehen und den übermäßigen Genuss von Alkohol und Drogen einfließen lässt.
Die Politik kommt ebenfalls nicht zu kurz. Der New Yorker Börsencrash zieht in Europa weite Kreise und die Nationalsozialisten fassen in Großbritannien Fuß. Dianas Bruder Tom, der in Berlin studiert, ist bereits in Deutschland mit ihnen in Berührung gekommen und steckt Diana mit seiner Begeisterung an.
Beim zweiten Band hatte ich ja angemerkt, dass mir die Krimihandlung etwas zu kurz kam, hier hat sie wieder sehr gut gepasst. Es werden relativ schnell Verdächtige präsentiert, aber so richtig sicher ist man sich nie. So kann man bis zum Ende miträtseln, wer es jetzt warum gewesen ist.