Die Engländerin Isabella Bird ist 23 Jahre alt, als ein Arzt ihr Reisen gegen ein hartnäckiges Rückenleiden empfiehlt. Ihr Vater schickt sie 1854 mit dem Schiff zu Verwandten nach Nordamerika. Von dort aus zieht Isabella auf eigene Faust weiter. Sie fährt von San Francisco mit der Eisenbahn zum Lake Tahoe, schwingt sich auf ein Pferd und reitet im Cowboysattel durch unerforschte Bergwelten und erobert die Rocky Mountains. Ein einziger wilder Ritt durch raue, gänzlich unzivilisierte Gegenden, in die sich bisher kaum ein Mann, geschweige denn eine Frau gewagt hatte. In England noch stets kränkelnd, meistert Isabella in der abenteuerlichen Fremde alle Herausforderungen bei bester Gesundheit. Eine Frau mit Fernweh! Isabella Birds Reisebeschreibungen werden zu Klassikern der Reiseliteratur.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2018Aber das ist ein anderes Kapitel
Das war ein Leben, aus dem man Romane macht: Isabella Bird, gerade mal eineinhalb Meter groß, litt an einer schweren Wirbelsäulenerkrankung, war von Depressionen geplagt und gefangen in der victorianischen Enge ihres von fanatischer Religiosität geprägten Elternhauses. Aber irgendwann streifte sie alle Fesseln ab, ritt von nun an wie der Teufel, hatte eine Romanze mit Rocky Mountain Joe - "vollendeter Gentleman in nüchternem Zustand, gewalttätig, wenn er betrunken war" - und schrieb wie besessen, als sie das Reisen als Therapie für ein glückliches und freies Leben entdeckt hatte. Sie starb, dreiundsiebzig Jahre alt, als die Koffer für einen Aufbruch nach China gepackt waren. Gereist war sie nach Australien, Japan, Korea, China, Neuseeland und mehrfach in die Vereinigten Staaten, wo ihr berühmtestes von acht Büchern entstand: "A Lady's Life in the Rocky Mountains". Es sind darin nicht nur die Abenteuer in einer fremden, oft feindlichen Welt beschrieben, sondern auch mit einem großen, empfindsamen Staunen die Wunder einer gewaltigen Natur - mit solcher Intensität, dass man dieses Werk noch heute mit atemloser Spannung liest. Unübertrefflich ist zudem - auch wegen der kongenialen Übersetzung von Klaudia Ruschkowski - die wunderbare Sprache. "Wir ...kamen durch Schluchten, in denen sich der tiefe Schnee, den nie ein Sonnenstrahl erreicht, unter den zitronenfarbenen Espen hält, erhaschten hier und da einen Blick auf ferne, schneebedeckte Bergriesen vor einem Himmel aus tief wehmütigem Blau..." Schöner lässt sich kein Anblick beschreiben.
tg
"Durch die Wildnis der Rocky Mountains" von Isabella Bird. Aus der Reihe "Die kühne Reisende". Edition Erdmann, Wiesbaden 2017. 281 Seiten. Gebunden, 22 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das war ein Leben, aus dem man Romane macht: Isabella Bird, gerade mal eineinhalb Meter groß, litt an einer schweren Wirbelsäulenerkrankung, war von Depressionen geplagt und gefangen in der victorianischen Enge ihres von fanatischer Religiosität geprägten Elternhauses. Aber irgendwann streifte sie alle Fesseln ab, ritt von nun an wie der Teufel, hatte eine Romanze mit Rocky Mountain Joe - "vollendeter Gentleman in nüchternem Zustand, gewalttätig, wenn er betrunken war" - und schrieb wie besessen, als sie das Reisen als Therapie für ein glückliches und freies Leben entdeckt hatte. Sie starb, dreiundsiebzig Jahre alt, als die Koffer für einen Aufbruch nach China gepackt waren. Gereist war sie nach Australien, Japan, Korea, China, Neuseeland und mehrfach in die Vereinigten Staaten, wo ihr berühmtestes von acht Büchern entstand: "A Lady's Life in the Rocky Mountains". Es sind darin nicht nur die Abenteuer in einer fremden, oft feindlichen Welt beschrieben, sondern auch mit einem großen, empfindsamen Staunen die Wunder einer gewaltigen Natur - mit solcher Intensität, dass man dieses Werk noch heute mit atemloser Spannung liest. Unübertrefflich ist zudem - auch wegen der kongenialen Übersetzung von Klaudia Ruschkowski - die wunderbare Sprache. "Wir ...kamen durch Schluchten, in denen sich der tiefe Schnee, den nie ein Sonnenstrahl erreicht, unter den zitronenfarbenen Espen hält, erhaschten hier und da einen Blick auf ferne, schneebedeckte Bergriesen vor einem Himmel aus tief wehmütigem Blau..." Schöner lässt sich kein Anblick beschreiben.
tg
"Durch die Wildnis der Rocky Mountains" von Isabella Bird. Aus der Reihe "Die kühne Reisende". Edition Erdmann, Wiesbaden 2017. 281 Seiten. Gebunden, 22 Euro.
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Sie ist eine famose Erzählerin, die selbst in den schlimmsten Mordbuben einen Reste Menschlichkeit auslotet und uns das heulen der Wölfe, die Eiseskälte und die harten Sitten der Bewohner auf die Lese-Couch expediert. Wunderbares Buch einer großartigen Frau, die zu Lebzeiten ein Riesenpublikum fesselte und, sorgfältig ediert und übersetzt, auch heute noch Glanz in unsere hungrigen Abenteureraugen zaubert. weltexpress.info