Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Universität Wien (Institut für Germanistik), Veranstaltung: PS - Romane der Romantik, Sprache: Deutsch, Abstract: E.T.A. Hoffmanns Roman „Lebensansichten des Katers Murr“ bietet im Zuge einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine Fülle an Betrachtungs- und Untersuchungsmöglichkeiten. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich daher bei der Beschäftigung mit diesem Werk auf die beiden Hauptcharaktere, Kater Murr und Johannes Kreisler. Sie werden dabei im Einzelnen betrachtet . Es sei hier jedoch angemerkt, dass die Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, da schon allein diese beiden Figuren schier unerschöpflich sind. Wie im Inhaltsverzeichnis zu erkennen, wurden deshalb einzelne, wichtige Aspekte herausgegriffen, denen sich diese Arbeit widmet. An dieser Stelle soll außerdem eine kleine Einleitung, bzw. Hinführung zum Roman geliefert werden: „Das Urerlebnis, das E.T.A. Hoffmanns ganzes Werk durchzieht, ist der radikale Dualismus von Ideal und Wirklichkeit, der unlösbare Konflikt zwischen dem gemeinen Alltag und dem hochgespannten Menschengeist, der die Erdenwirklichkeit übersteigen und den Himmel des Ideals erstürmen will. [...] Die lustige erzählerische Fiktion, kraft der sich durch ein Versehen des Setzers in die eine Biographie Fetzen einer anderen eingeschlichen haben, geht bekanntlich auf Jean Paulsche Anregungen zurück.“1 Die zwei verschiedenen Biographien stehen also nicht für sich selbst, sondern sind durch ihre ständige gegenseitige Unterbrechung ineinander verwoben. Dualismus entsteht durch die verschiedenen Welten, die des philiströsen Katers und die des Musikers und wahren Künstlers Kreisler. „Die Kreislergestalt [ist] [...] eine unglaublich tiefere Konzeption als der literarische Kater, und ebenso ist der Kreislerteil des Romans unverkennbar der primäre und substantiellere, der Murrteil der abgeleitete, durch seine Kontrastfunktion bestimmte Bestandteil des Romans.“2 Das Vorwort, sowie auch schon der Titel, ziehen hingegen die ganze Aufmerksamkeit auf den Murrteil, der sich als der eigentliche Roman ausgibt, der Kreislerteil ist laut Vorwort lediglich ein Versehen. Weiterhin zeichnet sich der Murrteil dadurch aus, dass er eine durchgängige, ununterbrochene und vor allem auch chronologische Biographie liefert. Der Kreislerteil weist im Gegensatz dazu Lücken auf, ebenso ist die Anordnung der Teile nicht chronologisch. In dieser Umkehrung selbst steckt ironischer Gehalt 1 Meyer, Herman: Das Zitat in der Erzählkunst. Zur Geschichte und Poetik des Europäischen Romans, Frankfurt a. M. 1988, S. 114. 2 Ebd., S. 114/115.