Fee ist zwölf Jahre alt, schüchtern und singt im Knabenchor einer Kleinstadt in Maine. Als es während eines Sommercamps zu sexuellen Übergriffen durch den Chorleiter kommt, schweigt er aus Scham – selbst dann noch, als sein bester Freund das nächste Opfer zu werden droht. Der Chorleiter wird schließlich verhaftet, doch Fee kann sich sein Schweigen nicht verzeihen. Jahre später, inzwischen Schwimmlehrer an einem Internat, wird er erneut mit den schmerzhaften Erlebnissen seiner Vergangenheit konfrontiert. "Edinburgh" erzählt ergreifend von der Suche nach Selbstbestimmung im Schatten traumatischer Erfahrungen. Zugleich ist der Roman eine einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte, anspielungsreich, voller mythologischer Verweise – verfasst in einer poetischen Sprache, die einen gleichsam hypnotischen Sog entwickelt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Tanya Lieske hat dieser Roman über sexuellen Missbrauch in einem amerikanischen Knabenchor tief beeindruckt: Gespickt mit dunkler Symbolik, unterfüttert mit der Familiengeschichte des Protagonisten und kontrastiert mit seiner eigenen Homosexualität, wird die Missbrauchserzählung ihr zufolge nicht zu einer einfachen Verurteilung des Täters oder zu Bewältigungsliteratur, sondern zu einem vielschichtigen Spiel mit den Folgen traumatischer Erlebnisse. Lieskes Fazit: Gerade weil keine einfachen Botschaften übermittelt werden, ist die Lektüre so bereichernd.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH