Theodor Fontane wurde erst sehr spät in seinem Leben als Romanschriftsteller erfolgreich und bekannt. Am bekanntesten wurde er dabei wohl mit der Geschichte der „Effi Briest".
Die Fabel dieses Romans hat ihre Quelle in der Wirklichkeit. Fontane - der auch lange als Journalist gearbeitet hatte -
griff eine Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1886 über ein Duell zwischen einem preußischen Offizier und…mehrTheodor Fontane wurde erst sehr spät in seinem Leben als Romanschriftsteller erfolgreich und bekannt. Am bekanntesten wurde er dabei wohl mit der Geschichte der „Effi Briest".
Die Fabel dieses Romans hat ihre Quelle in der Wirklichkeit. Fontane - der auch lange als Journalist gearbeitet hatte - griff eine Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1886 über ein Duell zwischen einem preußischen Offizier und einem Amtsrichter auf. Der Anlass war die Liebesaffäre zwischen dem Offizier und der Frau des Amtsrichters, Elisabeth von Ardenne.
Damit hatte Fontane sein Thema, wobei er den Schwerpunkt auf die Darstellung der Persönlichkeit der Hauptfigur - Effi - legt.
Fontane gelingt damit eine der beeindruckendsten Darstellungen des Schicksals einer Frau in der deutschen Literatur.
Der Inhalt sei hier nur kurz skizziert: Die 17-jährige Effi verlobt sich mit dem Landrat Geert von Instetten, der immerhin über 20 Jahre älter ist und früher ein Auge auf Effis Mutter geworfen hatte. Die lebhafte Effi langweilt sich im Haushalt Instettens tödlich, zumal er ihr auch nur wenig Aufmerksamkeit zukommen lässt. Auch die Geburt einer Tochter ändert an der für Effi betrüblichen Situation wenig. Erst ein schneidiger junger Offizier namens Crampas bringt ihre Gefühle in Wallung und Frauen, die sich langweilen, sind ja fast zu allem bereit. So hat sie eine kurze, aber heftige Affäre mit ihm und diese fast schon vergessen, als nach Jahren Instetten die Liebesbriefe von Crampas an Effi findet. Er duelliert sich mit Crampas, erschießt diesen und lässt sich von Effi scheiden, die Tochter bleibt bei ihm. Effi - die Ehebrecherin - gerät in gesellschaftliche Isolation und stirbt schließlich verzweifelt und schwermütig.
Fontane gelingt im Roman eine Darstellung Effis, die sie sehr sympathisch macht u d sie eher als Opfer gesellschaftlicher Konventionen und starrer preußischer Ehrbegriffe zeigt, denn als „Familienzerstörerin".
Neben der sehr subtilen Gestaltung dieser Frauengestalt ist vor allem die Prosa Fontanes zu loben - nicht umsonst hat Thomas Mann von sich behauptet, seine literarische Grundbildung bei Fontane erhalten zu haben. Dieses Werk gehört meines Erachtens zum Kanon deutscher Literatur - man muss es gelesen haben.
"Effi Briest" beinhaltet alles, was ein anspruchsvolles und zugleich von vielen Spannungsmomenten durchsetztes Buch enthalten muss. Es ist darüber hinaus ein zeitloses Werk, denn es verdeutlicht die Realität des Fatalen, die offensichtliche Destruktivität latenter Feigheit und fehlender Zivilcourage. Man darf als Leser nicht verkennen, dass Effis Leben einzig und allein durch die bornierten Moralvorstellungen eines prestigefixierten Standes "ruiniert" wurde, wie es im Roman heißt. Sie verließ die geordneten Bahnen und muss nun fortan für diese gesellschaftlich geächtete Verfehlung büßen - in ihrem Falle mit Vereinsamung, Beziehungslosigkeit, dauerhafter Resignation, die sie schließlich mit "Gott und Menschen versöhnt" sterben lässt. Nachdem sie sich auf den letzten Seiten des Romans noch einmal aufrappeln kann und eine Zeit lang vom Fenster aus auf den stillen nächtlichen Park von Hohen-Cremmen blickt, ist es ihr wieder, als ob es "wie ein feines Rieseln auf die Platanen niederfiel". In diesem Augenblick ist sie in ihren Gedanken wieder das freie, das ungehemmte und losgelöste Kind, das sie einmal war. Gottvertrauen ist es, was sie jetzt ausstrahlt. Sie fügt sich dem ihr bevorstehenden Untergang. Und sie weiß, dass es nicht umsonst war, dieses Leben. Zum Schluss überkommt sie ein Gefühl der Befreiung. Ihre letzten Worte sind "Ruhe, Ruhe." Das System hat über sie gesiegt.
Ein großes Buch, ein großer, seinen Protagonisten zugeneigter Literat: "Effi Briest" sollte man gelesen haben.
M. Petzold LK Deutsch Klasse 13 Fr. Engler