Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Universität Münster (Institut für Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden kulturwissenschaftlichen Studie wird ein aktuelles Thema der Migrationsforschung aufgegriffen und aus einer ethnologischen Perspektive heraus betrachtet: Die Heiratsmigration aus Entwicklungs- und Schwellenländern in westliche Industrienationen. Der Fokus dieser teils literarisch und teils empirisch konzipierten Magisterarbeit ist auf die binationale Eheschließung thailändischer Frauen mit deutschen Männern gerichtet, wobei nach den kulturspezifischen Ursachen von Heiratsmigration gefragt wird. Von zentraler Bedeutung ist hier das Konzept des "bunkhun", der Dankbarkeitsleistung als Gegengabe für erhaltene Fürsorge, die insbesondere Frauen der thailändischen Gesellschaft zur finanziellen Unterstützung ihrer Familien verpflichtet. Ziel dieser Arbeit ist es, die Aktualität dieses soziokulturellen Konzeptes im Kontext der Migration zu eruieren. In Bezug auf materielle Versorgungsleistungen von Deutschland nach Thailand nehmen transnationale Netzwerke als Grenzen überschreitende Aktionsräume einen wichtigen Stellenwert ein. Neben wirtschaftsethnologischen Ansätzen werden neuere Theorien der Migrationsforschung herangezogen. Als "literarische Grundlage" dienen soziologische Studien, die sich mit der Heiratsmigration von Frauen aus Thailand in die BRD befassen, insbesondere wird auf Ergebnisse der Datenerhebungen von Pataya Ruenkaew (Heirat nach Deutschland. Motive und Hintergründe thailändisch-deutscher Eheschließungen, 2003) und Elvira Niesner et al. (Ein Traum vom besseren Leben, 1997) Bezug genommen. Zum weiter führenden Vergleich werden Ergebnisse einer eigenen qualitativen Befragung verwendet, deren Sample aus zehn thailändischen Ehefrauen deutscher Männer bestand. Die Kernfragen der vorliegenden Arbeit beziehen sich vor allem auf die Verbindung von kulturell bedingten Verhaltensnormen und dem Entschluss zur Heiratsmigration: Aus welchen Motiven heraus migrieren Thailänderinnen in die BRD und welcher Stellenwert ist dabei kulturspezifischen Rollenzuweisungen und familiären Bindungen in der Heimat zuzuschreiben? Welchen sozialen Verpflichtungen unterliegen die Frauen und inwiefern sind diese Pflichten in der thailändischen Gesellschaft "traditionell" verankert? Welcher Wert wird der "bunkhun"-Obligation heutzutage beigemessen und besitzt dieses "moralische Gesetz" noch ausreichend Aktualität, um als soziales Sicherungssystem zu funktionieren?
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