Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2-, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Hauptseminar: Scham und Schande. Zum Problem des Ehrverlustes in der Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: »Er hat den Mann niedergeschossen, der ihm die Frau vom engen Pflichtenpfad abgelockt hatte. Das war sein gutes Recht, war eine Nothwendigkeit, an der ein Mann seines Standes im Ernst nicht zweifeln durfte; auf einer gewissen Stufe der Bildung und des Besitzes ziemt es sich für den christlichen Ehemann, den Verführer seines Weibes zum Zweikampf zu fordern, und es macht einen üblen Eindruck, wenn von den Kämpfern dann nicht Einer tot auf dem Platze bleibt. [...] Herr Geert von Innstetten wurde die seltsam fremden Gedanken nicht los, während der Eisenbahnzug ihn [...] ins alte, entheimelte Haus zurücktrug. [...] Es war gut, daß die Reise rasch zu Ende ging [...] sonst hätte er dem Dogma noch länger nachgegrübelt und schließlich gemerkt, daß, sind nur erst ein paar Stiche aufgetrennt, das Ganze wie Maschinennäherei reißt. [...]«1 Die Geschichte der Effi Briest ist, zumindest auf der zuoberst wahrnehmbaren Ebene, auch die Geschichte eines Verlustes von Ehre. Die gezeigte Gesellschaft ist durch einen aristokratischen und militärischen Ehrenkodex mitbestimmt und indem dessen Normen im Ehebruch übertreten werden, kommen Mechanismen einerseits zu dessen Verdeckung, andererseits zu dessen Ahndung nach der Entdeckung zum tragen. Diese Mechanismen in ihrer Funktion, wie sie der Text darstellt, sollen in dieser Arbeit nachvollzogen und freigelegt werden. Dabei sollen die durch den Text mit dem Konzept der Ehre verbundenen verschiedenen Diskursfäden zusammengeführt werden um ein möglichst weites Feld von Bedeutungszusammenhängen überblicken zu können. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Konzeptionen von Gesellschaft, Macht und Geschlecht, die der Text präsentiert. Wegen des unmittelbaren Zusammenhangs von Ehe, Verführung und Ehebruch soll auch dieses Feld im Licht der Mechanismen der kodifizierten Ehre betrachtet werden. Dabei kann hinsichtlich der Interpretation des Textes, wegen der Beschränkung auf erwähnte Teilaspekte, im Rahmen dieser Arbeit kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Zusammenhänge des Textes, die in den Tiefen der variantenreichen Symbolik liegen können dabei nur am Rande behandelt werden, sollen an geeigneter Stelle aber dennoch nicht unerwähnt bleiben.
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