Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2, Universität Osnabrück (FB Geschichte), Veranstaltung: Proseminar: Fremde in der Frühen Neuzeit. Außenseiter, Randgruppen, Minderheiten., Sprache: Deutsch, Abstract: Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit mußte man weder Dieb noch Betrüger sein, um seine Ehre zu verlieren. Die "Unehrlichkeit" des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hat mit der heutigen Unehrlichkeit wenig gemeinsam. Es war kein moralisches Problem, sondern "eine rechtliche Zurückstellung bestimmter Berufe, verbunden mit sozialer Distanzierung und Verachtung"1. Als "ehrlos" galten eine Reihe von Berufen, wie zum Beispiel Leineweber, Müller, Töpfer oder Bader. Diese nützlichen und sinnvollen Berufe waren dem Spott und der Verachtung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft ausgesetzt2. Die Müller waren demnach Diebe und betrieben nebenbei ein Bordell in ihrer Mühle3, ebenso die Schneider, die einen Teil des gelieferten Materials verschwinden ließen4; die Türmer arbeiteten nachts, das machte sie unheimlich und verdächtig5. Das ist nur eine sehr kurze Auswahl an Vorurteilen, mit denen die Angehörigen der "ehrlosen" Berufe zu kämpfen hatten. An der Spitze der "unehrlichen" Gewerbe stand der Beruf des Scharfrichters. Auch unter den Namen Henker, Freimann, Carnifex, Nachrichter, Schinder, Meister Hans oder Züchtiger6 bekannt, war dieser Beruf der Unehrlichste unter den "unehrlichen" Berufen. Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit dem Beruf des Scharfrichters als dem "Paradebeispiel" der "unehrlichen" Berufe. Die Anfänge des Gewerbes, der Ursprung des professionalisierten Tötens werden im Kapitel Anfänge des Berufs behandelt. Das Kapitel Erklärungsversuche der "Unehrlichkeit" des Berufs stützt sich hauptsächlich auf die von Jutta Nowosadtko aufgestellten Thesenkomplexe, wie es zu der "Unehrlichkeit" kam. Das Leben der Scharfrichter gibt Einblicke in den Alltag der Henker, ihre Hauptbeschäftigung, "Nebenjobs", Stellung innerhalb der Gesellschaft und die Verarbeitung der Ausgrenzung. Im Schlußteil wird auf die teilweise stattgefundene Rehabilitierung und Gleichstellung des Berufs eingegangen.
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