Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Romanistik - Spanische Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Bedeutung von Ehre und Gewalt in der Dorfgemeinschaft im Roman "Crónica de una muerte anunciada", unter Berücksichtigung lateinamerikanischer Vorstellungen. Hierzu wird zunächst der Begriff Ehre definiert. Daraufhin soll er von dem Ehrverständnis der lateinamerikanischen Dorfbewohner im Roman differenziert werden. Die Ehrverletzung und der daraus resultierende Ehrenmord sollen in dessen Kontext eingeordnet werden, wobei herausgestellt wird, welchen Motiven die Mörder folgen. Anschließend wird eine Brücke geschlagen zum Phänomen des Machismo, der eines der Hauptkonzepte in dem Werk darstellt, denn er ist verbunden mit der patriarchalischen Weltordnung, die das Leben im Roman bestimmt. Daher wird die Wechselwirkung zwischen dem Matriarchat in beispielsweise Ángela Vicarios Haus und den patriarchalischen Werten, denen alle Dorfbewohner folgen, demonstriert. Mit der Leitfrage, weshalb Gewalt so geläufig ist und ein Mord ohne Weiteres stattfinden kann, wird ihre Toleranz durch die Gesellschaft, aber auch durch die Justiz in den Blick genommen. Noch nie gab es einen Mord, der öfter angekündigt wurde, als der an Santiago Nasar. "Crónica de una muerte anunciada" rekonstruiert die Geschehnisse eines frühen Morgens in einem anonymen Dorf an der karibischen Küste, an dem nach einer langen Hochzeitsnacht ein Ehrenmord begangen wird, weil die frischgetraute Braut Ángela Vicario von ihrem Ehemann in ihr Elternhaus zurückgebracht wird. Der vermeintlich Schuldige Santiago Nasar wird vor den Augen der gesamten Dorfgemeinschaft bestialisch von den beiden Zwillingsbrüdern Vicario ermordet, obwohl vorher fast jeder Einzelne im Dorf von dem Vorhaben höchstpersönlich in Kenntnis gesetzt wird. Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten: Gabriel García Márquez erzählt die Geschichte eines Dorfes in Sucre, in dem sein Bekannter zum Opfer eines Ehrenmordes wurde. García Márquez übt durch Ironie Kritik aus an einigen fragwürdigen Normen und Werten der lateinamerikanischen, vor allem karibischen Gesellschaft.
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