Diese Studie wertet Strafakten (versuchter) Tötungsdelikte bzw. einer versuchten Anstiftung zu einem solchen Delikt sowie eines vermeintlichen »Blutrache«-Falles aus, um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über Phänomenologie und strafrechtliche Erledigung von »Ehrenmorden« in Deutschland zu gewinnen. Die Auswahl der Fälle beschränkt sich auf Taten, die scheinbar im Kontext einer verletzten Ehre standen und sich in Hessen im Zeitraum von 1982 bis 2010 ereigneten.Anhand der Aktenanalyse werden Einblicke in Täter-Opfer-Strukturen, Hintergründe der Taten und Tatdynamiken gegeben. Weiter wird die Rolle der einzelnen Familienmitglieder, insbesondere die der Mütter, in Hinblick auf das Hervorrufen des Tatentschlusses, die Tatplanung und die Tatbegehung untersucht. Dabei zeigt sich, dass nicht alle untersuchten Tötungsdelikte als »Ehrenmorde« zu klassifizieren sind.Zugleich wird die justizielle Behandlung dieser Delikte vom Ermittlungs- bis zum Hauptverfahren beleuchtet. Die Arbeit nimmt dabei u.a. Stellung zur tatbestandlichen Einordnung dieser Taten und überprüft die Bewertung des kulturellen Hintergrundes im Rahmen der niedrigen Beweggründe sowie bei der Strafzumessung.
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