Die Begegnungen mit Eichhörnchen sind oft recht flüchtig: Die flinken Tiere huschen im Garten umher und flitzen die höchsten Bäume hinauf. Wie bei Heike Adam und Rainer Kauffelt: In ihrem neuen Garten stießen sie auf eine umtriebige Bande, die eine alte Zeder bevölkerte. Über die Jahre entstand eine einzigartige Freundschaft. Mit bezaubernden Bildern berichten die Autoren in "Eichhörnchen ganz nah" von »ihren« Sulzbachhörnchen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2018Ein kleines Paradies für Sherlock und Rosso
Vor sechs Jahren hat ein Sulzbacher Paar ein Eichhörnchen beim Fressen beobachtet. Das Tierchen rührte sie. Inzwischen dreht sich das Privatleben der beiden fast nur noch um die putzigen Nager.
Von Heike Lattka
SULZBACH. Die große Leidenschaft fing ganz harmlos an. Ein Eichhörnchen machte sich 2012 im kleinen Garten hinter dem Reihenhäuschen von Rainer Kauffelt und Heike Adam am Vogelfutter zu schaffen und schaukelte eifrig knabbernd auf der Meisenknödel-Schnur. Das putzige Kerlchen faszinierte das Paar so sehr, dass der 52 Jahre alte Systemadministrator und Hobbyfotograf Kauffelt, der sonst eher Landschaften fotografiert, die Kamera schnappte und seine Leidenschaft für Tierfotografie entdeckte. Schnell wurde eine eigene Futterstation für die Nager angelegt, die sich fortan wie im Eichhörnchen-Paradies fühlen durften.
Sechs Jahre später ist der Haushalt des Paares komplett auf Eichhörnchen eingestellt. Im Wohnzimmer steht die inzwischen aufgerüstete Kamera samt Stativ mit guter Sicht auf die Terrasse. Die 49 Jahre alte Designerin Adam sammelt vom Plüschtier über Tassen und Teller bis zum Ohrring Utensilien rund ums Eichhörnchen.
Generationen der putzigen Tierchen haben unterdessen den Garten belebt. Allen hungrigen Gästen haben die Sulzbacher einen Namen gegeben. "Bambiii" mit dem weißen Fleck auf dem Fell zum Beispiel hat jede Scheu verloren und klaut öfters Nüsse vom Wohnzimmertisch, Schorschi dagegen hat es selbst als Fotograf versucht, weil er das im Sucher versteckte Futter erschnupperte. Willi wiederum entpuppte sich nicht als Eichkater, sondern als säugende Mutter. Anton, der immer mit seiner Schwester Antonia unterwegs ist, frisst am liebsten im Gras liegende Sonnenblumenkerne. Und ihren Fips erkennt Adam an der Tollpatschigkeit: Er sei sogar einmal in den Teich gefallen, als er auf dem Deko-Stein sitzend Wasser trinken wollte, erzählt sie. Wegen seines besonderen Spürsinns trägt ein Hörnchen den Namen Sherlock, und Rosso erinnerte Kauffelt wegen der Farbe seines Fells an die Salatsorte Lolo Rosso. Schorschino dagegen war so clever, eine Nuss in der Regenrinne des Holzunterstandes vor Futterneidern zu verstecken.
Oftmals werde beim Frühstück der Kaffee kalt, weil die Eichhörnchen-Schau im Garten sie in den Bann ziehe, sagt die Designerin. Stundenlang liegt das Paar auf der Lauer, und es dauert oft tagelang, bis ein Eichhörnchen wie erhofft vor einer der Dekorationen im Garten posiere. "Unsere Models sind eben recht eigenwillig."
Den Nachbarn sei der Sulzbacher Garten schon früher als Eichhörnchen-Refugium bekannt gewesen. Das liege vermutlich an den 50 Jahre alten Bäumen und der mächtigen Zeder, in der sich gleich mehrere der kugelförmigen Nester der Eichhörnchen befänden, sagt Adam.
Wie keck die munteren Kerlchen vorgehen, wenn sie im Januar anfangen, ihre Kobel zu bauen, konnte Kauffelt mehrmals als Foto festhalten. Da wird der Pflanzenschutz weggezerrt, Holzwolle gehamstert und immer wieder trotz reichhaltigem Futterangebots Vogelfutter gestohlen.
Unterdessen ist das Sulzbacher Paar längst mit Eichhörnchen-Freunden aus aller Welt vernetzt und hat sich zu wahren Fachleuten entwickelt mit eigenem Blog im Internet (www.eichhörnchenblog.de). Mandeln soll man Eichhörnchen nie füttern, warnen sie, am besten seien Walnüsse, aber die Tiere liebten auch Karotten. Und weil das Paar so viel von Eichhörnchen versteht und viele rührende Motive der Tierchen zusammentrug, hat es auch ein Buch geschrieben, es heißt "Eichhörnchen ganz nah. Die Geschichte einer Freundschaft", ist im blv-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.
Das emotional einprägsamste Erlebnis, das beide mit ihren munteren Gartenfreunden hatten, gibt es allerdings nicht als Foto zu sehen: Als der kecke Filippo beiden als einziges Eichhörnchen aus der Hand gefressen hat. Diesen Moment, gestehen beide, werden sie nie vergessen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vor sechs Jahren hat ein Sulzbacher Paar ein Eichhörnchen beim Fressen beobachtet. Das Tierchen rührte sie. Inzwischen dreht sich das Privatleben der beiden fast nur noch um die putzigen Nager.
Von Heike Lattka
SULZBACH. Die große Leidenschaft fing ganz harmlos an. Ein Eichhörnchen machte sich 2012 im kleinen Garten hinter dem Reihenhäuschen von Rainer Kauffelt und Heike Adam am Vogelfutter zu schaffen und schaukelte eifrig knabbernd auf der Meisenknödel-Schnur. Das putzige Kerlchen faszinierte das Paar so sehr, dass der 52 Jahre alte Systemadministrator und Hobbyfotograf Kauffelt, der sonst eher Landschaften fotografiert, die Kamera schnappte und seine Leidenschaft für Tierfotografie entdeckte. Schnell wurde eine eigene Futterstation für die Nager angelegt, die sich fortan wie im Eichhörnchen-Paradies fühlen durften.
Sechs Jahre später ist der Haushalt des Paares komplett auf Eichhörnchen eingestellt. Im Wohnzimmer steht die inzwischen aufgerüstete Kamera samt Stativ mit guter Sicht auf die Terrasse. Die 49 Jahre alte Designerin Adam sammelt vom Plüschtier über Tassen und Teller bis zum Ohrring Utensilien rund ums Eichhörnchen.
Generationen der putzigen Tierchen haben unterdessen den Garten belebt. Allen hungrigen Gästen haben die Sulzbacher einen Namen gegeben. "Bambiii" mit dem weißen Fleck auf dem Fell zum Beispiel hat jede Scheu verloren und klaut öfters Nüsse vom Wohnzimmertisch, Schorschi dagegen hat es selbst als Fotograf versucht, weil er das im Sucher versteckte Futter erschnupperte. Willi wiederum entpuppte sich nicht als Eichkater, sondern als säugende Mutter. Anton, der immer mit seiner Schwester Antonia unterwegs ist, frisst am liebsten im Gras liegende Sonnenblumenkerne. Und ihren Fips erkennt Adam an der Tollpatschigkeit: Er sei sogar einmal in den Teich gefallen, als er auf dem Deko-Stein sitzend Wasser trinken wollte, erzählt sie. Wegen seines besonderen Spürsinns trägt ein Hörnchen den Namen Sherlock, und Rosso erinnerte Kauffelt wegen der Farbe seines Fells an die Salatsorte Lolo Rosso. Schorschino dagegen war so clever, eine Nuss in der Regenrinne des Holzunterstandes vor Futterneidern zu verstecken.
Oftmals werde beim Frühstück der Kaffee kalt, weil die Eichhörnchen-Schau im Garten sie in den Bann ziehe, sagt die Designerin. Stundenlang liegt das Paar auf der Lauer, und es dauert oft tagelang, bis ein Eichhörnchen wie erhofft vor einer der Dekorationen im Garten posiere. "Unsere Models sind eben recht eigenwillig."
Den Nachbarn sei der Sulzbacher Garten schon früher als Eichhörnchen-Refugium bekannt gewesen. Das liege vermutlich an den 50 Jahre alten Bäumen und der mächtigen Zeder, in der sich gleich mehrere der kugelförmigen Nester der Eichhörnchen befänden, sagt Adam.
Wie keck die munteren Kerlchen vorgehen, wenn sie im Januar anfangen, ihre Kobel zu bauen, konnte Kauffelt mehrmals als Foto festhalten. Da wird der Pflanzenschutz weggezerrt, Holzwolle gehamstert und immer wieder trotz reichhaltigem Futterangebots Vogelfutter gestohlen.
Unterdessen ist das Sulzbacher Paar längst mit Eichhörnchen-Freunden aus aller Welt vernetzt und hat sich zu wahren Fachleuten entwickelt mit eigenem Blog im Internet (www.eichhörnchenblog.de). Mandeln soll man Eichhörnchen nie füttern, warnen sie, am besten seien Walnüsse, aber die Tiere liebten auch Karotten. Und weil das Paar so viel von Eichhörnchen versteht und viele rührende Motive der Tierchen zusammentrug, hat es auch ein Buch geschrieben, es heißt "Eichhörnchen ganz nah. Die Geschichte einer Freundschaft", ist im blv-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.
Das emotional einprägsamste Erlebnis, das beide mit ihren munteren Gartenfreunden hatten, gibt es allerdings nicht als Foto zu sehen: Als der kecke Filippo beiden als einziges Eichhörnchen aus der Hand gefressen hat. Diesen Moment, gestehen beide, werden sie nie vergessen.
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