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47 Kundenbewertungen

Wer war Hanna? Diese Frau, die so oft aus der Rolle fiel, die nacheinander ihre drei Studienfreunde heiratete und drei Töchter bekam, immer mit Gedichten im Kopf, über die sie den Alltag vergaß, die ihren Platz suchte zwischen den Erwartungen der Familie an sie und den eigenen Ansprüchen - und nur selten für sich sein konnte? Viele Jahre nach Hannas Tod blickt die jüngste Tochter zurück auf das Leben ihrer Mutter, auf die eigene Kindheit im Rheinland der Siebziger und Achtziger, in der Hanna dafür sorgt, dass die Tage immer etwas anders sind als üblich. Ein Leben zwischen Bürgerlichkeit und…mehr

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Produktbeschreibung
Wer war Hanna? Diese Frau, die so oft aus der Rolle fiel, die nacheinander ihre drei Studienfreunde heiratete und drei Töchter bekam, immer mit Gedichten im Kopf, über die sie den Alltag vergaß, die ihren Platz suchte zwischen den Erwartungen der Familie an sie und den eigenen Ansprüchen - und nur selten für sich sein konnte? Viele Jahre nach Hannas Tod blickt die jüngste Tochter zurück auf das Leben ihrer Mutter, auf die eigene Kindheit im Rheinland der Siebziger und Achtziger, in der Hanna dafür sorgt, dass die Tage immer etwas anders sind als üblich. Ein Leben zwischen Bürgerlichkeit und Boheme: mit Champagner und Puschkin am Sonntagmorgen im Bett, Besuche nach der Schule in der Institutsbibliothek, wo die Mutter arbeitet und mit verschüchterten Studenten flirtet, Pokern unterm Weihnachtsbaum, abenteuerliche Fahrten in der Ente - bis sich Hanna entscheidet, die Familie zu verlassen und ihr Leben allein von vorn zu beginnen. Mit großer Einfühlsamkeit und Leichtigkeit erzählt Caroline Peters von den Fragen einer Tochter an die verstorbene Mutter und an sich selbst - und davon, was es heißt, eigene Wege zu gehen. Ein sehr persönliches Buch, kraftvoll, berührend und von hinreißendem Humor.

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Autorenporträt
Caroline Peters, geboren 1971, zählt zu den wichtigsten deutschen Schauspielerinnen. Nach einem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Saarbrücken war sie Ensemblemitglied an den bedeutendsten Theatern, u.a. an der Berliner Schaubühne und am Wiener Burgtheater. Caroline Peters spielte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen, etwa in der ARD-Serie «Mord mit Aussicht» oder in Sönke Wortmanns «Der Vorname», und wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis, dem Deutschen Schauspielpreis und dem Nestroy-Theaterpreis. 2016 und 2018 wurde sie von der Zeitschrift «Theater heute» zur Schauspielerin des Jahres gewählt. «Ein anderes Leben» ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine großartige Liebeserklärung an einen untergegangenen Lebensstil ist Caroline Peters in ihrem Romandebüt gelungen, jubelt Rezensent Nils Minkmar. Der Einstieg in dieses Buch freilich, gesteht er ein, ist nicht leicht, es dauert ein wenig, bis man sich zurechtfindet in der Geschichte dieser Familie, in deren Zentrum eine Mutter steht, Hana, die einst Lexikonverkäuferin war - und mit drei anderen Lexikonverkäufern drei Kinder hat. Von heute aus betrachtet sind die geschilderten Familienverhältnisse laut Minkmar alles andere als geordnet, geschweige denn instagramoptimiert, vielmehr dominiert hier Improvisationskunst und der Wunsch, im Leben weiter zu kommen. Im Hintergrund schwingt dabei freilich, erläutert der Rezensent, der Massenmord an den europäischen Juden mit. Wichtig sind in der Familie, heißt es weiter, die Wissenschaft und vor allem die Literatur, insgesamt fügt sich das Buch zu einem ergreifenden Porträt des Bildungsbürgertums. Die Beschäftigung mit Büchern steht hier noch wie selbstverständlich im Zentrum allen Interesses, staunt Minkmar, gerade auch die Beschäftigung mit russischer Kultur ist sehr wichtig. Insgesamt ist Peters ein tolles Buch über unkonventionelle Familienverhältnisse gelungen, resümiert Minkmar, der sich an Peters' Rollen als Schauspielerin erinnert fühlt und den Roman allen ans Herz legt, die noch an die Macht der Literatur glauben wollen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein großartiges Buch ... wahnsinnig berührend, aber auch lustig ... eine absolute Leseempfehlung. Stermann & Grissemann, ORF «Willkommen Österreich»

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2024

Hymne
auf das Lesen
Caroline Peters hat einen Roman geschrieben.
Ein Gewinn, denn in „Ein anderes Leben“ feiert
sie die Literatur und die liebevolle Familie.
VON NILS MINKMAR
Dieser Roman enthält Sätze, die garantiert noch berühmter werden als seine schon sehr berühmte Autorin: „Buchstaben sind die besten Freunde, die sicherste Familie. Sechsundzwanzig Bausteine, aus denen alles, wirklich alles erschaffen werden kann.“ Schlüsselsätze: Die Begriffe Sicherheit und Familie werden in dieser Geschichte nur als Text angeboten, als literarische und poetische Möglichkeit, keinesfalls als Erfahrung. So wird aus dieser singulären, auch sehr schrägen Großfamilie viel mehr, eine Erzählung über Deutschland.
Man muss in die von Caroline Peters erzählte Familiengeschichte aber erst einmal hineinfinden. Mündigkeit und Kombinationsgabe des Publikums wird vorausgesetzt, nichts wird übermäßig erklärt. Am Anfang dieses Debüts geht es erst einmal um das Ende, es ist die Beerdigung des Vaters, in der Familie nur Bow genannt, und zugleich die Auferstehung der Mutter, Hanna. Mit der Beerdigung von Bow wird der Blick frei auf das Leben von Hanna, jedenfalls für die Erzählerin.
Am Grab stehen auch ihre beiden Schwestern – mit ihren jeweiligen Vätern. Es sind diese ersten Seiten, die man, wie eine Stromschnelle meistern muss, um dem Lauf der ganzen Sache zu folgen. Hanna verkaufte als junge Frau Lexika, um sich ihr Studium zu finanzieren. In ihrer Freundesclique, alles Lexikonverkäufer, waren jene drei Männer, die die Väter ihrer drei Töchter werden sollten. Auf der Beerdigung, so viele Jahre später, ist das alles arg unübersichtlich. In vieler Hinsicht ist es eine einmalige Familie, aber wenn die komplizierten Dialoge, Vorurteile und Marotten am Grab und später bei der Totenfeier mit Büfett geschildert werden, werden viele Leserinnen und Leser ihre eigene Familie wiedererkennen.
Peters schildert mir Präzision, Humor und Entsetzen zu gleichen Teilen, wie einst Kinder erzogen und Paarbeziehungen sowie Haushalte gemeistert wurden: nämlich gar nicht. Es ist die Zeit bald nach dem von Deutschland begonnenen und verlorenen Krieg, den Vertreibungen und dem Massenmord an den europäischen Juden, das alles steckt den jungen Eltern noch in den Knochen. Peters schreibt von den Familien der Sechziger- und Siebzigerjahre als einem „Meer aus Toten“.
Das Überleben und Weiterkommen waren wesentliche Kategorien, aber das Streben nach Perfektion, das heute den Familienalltag dominiert, eben nicht. Ehe und Familie waren kein persönliches Projekt, sondern gehörten zum Leben wie das Wetter. Empfängnisverhütung und Familienplanung waren Zukunftswörter, Selbstverwirklichung auch. Wer sich, wie so viele heute, bemüht hätte, Kindererziehung, Kochen, Inneneinrichtung sowie Alltagsroutinen auf Instagram-perfekte Art hinzubekommen, wäre ausgelacht worden. Dafür spielten Literatur und Wissenschaft eine wesentliche Rolle im Leben.
All diese Umstände werden klug reflektiert, und dennoch gerät das Buch zu einer Ehrenrettung und begeisternden Hymne auf labile, improvisierte aber liebevolle Lebensverhältnisse. Hanna ist eine Mutter, bei der heutzutage alle paar Tage das Jugendamt vor der Tür stünde, aber im Buch ist sie eine Superheldin. Die Sonntage werden im Bett verbracht, mit Sekt aus einer Tasse und beim Studium, eher bei der Kritik von Puschkin-Übersetzungen. Die Tochter fungiert als Wörterbuchbotin und liebt es. Hanna ist Slawistin und wird Schriftstellerin und Dichterin. Die ganz wesentliche Rolle der Beschäftigung mit der Kultur Russlands für die deutsche Nachkriegsidentität stellt Caroline Peters hier sehr schön heraus und erinnert – und erklärt auch viele der aktuellen Schwierigkeiten, die sich mit der Frage der Unterstützung der Ukraine auch im linken Milieu verbinden.
Papa Bow ist Architekt, und der Freundeskreis ist ganz ähnlich drauf, eben in die Jahre gekommene Lexikonverkäufer. Diese Lexika werden übrigens in dieser Familie wie Romane gelesen, immer eine Seite nach der anderen und auf der Jagd nach geistigen Reichtümern. In solchen Passagen gerät der Roman zur Ethnologie eines untergegangenen soziokulturellen Milieus, dem Bildungsbürgertum. Diese Erwachsenen lassen alles stehen und liegen, um über Bücher und Filme zu diskutieren oder ins Theater zu gehen.
Es ist peinlich, wenn man sich dafür nicht interessiert oder lieber Geld verdient. Eines Tages werden Sozialhistorikerinnen und Kulturwissenschaftler beschreiben können, was aus dieser für Deutschland so wichtigen Gruppe der Premierenbesucher, Bücherkäuferinnen und Tageszeitungsabonnentinnen wurde. In der man natürlich über Klassiker und Neuerscheinungen gleichermaßen diskutierte, in der das Leben nur die Kulisse bildete, in der diese Themen verhandelt wurden.
Sicher hat sich ihre Gestalt nur verwandelt, denn das Interesse an Kultur besteht ja fort, und ihre Produkte erreichen leichter mehr Menschen, kein Grund also zum Abgesang auf das Abendland. Aber ein Punkt ist schon bemerkenswert in dem von Caroline Peters geschilderten Milieu und insbesondere bei Hanna: Wie sehr Literatur dabei half, die eigene Identität zu definieren, wie sehr das alles andere übertrumpfen konnte. Daher geraten die Szenen zwischen einer allzu aufmerksamen, wachen Tochter und einer ihr Leben improvisierenden, aus dem Koffer der Literatur lebenden Mutter zu den Höhepunkten des Buchs. Solche Mutter-Tochter-Dialoge, ohne Kitsch, ohne Illusionen und doch voller Begeisterung füreinander, liest man selten. Hanna wird geschildert wie eine Entfesselungskünstlerin, die immer die passende Formel, das treffende Zitat zu sagen weiß, um jedes noch so große Chaos zu überwinden.
Die Erkundung unwegsamer Familienverhältnisse, windschiefer Eltern-Kind-Kisten und des postmodernen Lebens zwischen allen Stühlen und Städten, sind auch das Fach der Schauspielerin Caroline Peters. Sie entfaltet ihre zwischen Drama und Komik changierende Virtuosität in Serien, Kinofilmen und auf Theaterbühnen; seit dieser Saison ist sie wieder am Wiener Burgtheater engagiert. Es steht zu erwarten, dass auch dieser Roman, der in seiner Einzigartigkeit wie ein Familienalbum der Republik gelesen werden kann, bald in sehr vielen Bücherregalen einziehen wird. Denn ihm wohnt eine tröstliche, in Zeiten totaler Digitalisierung revolutionäre Botschaft inne: 26 Buchstaben sind alles, was du brauchst, und alles wird möglich.
Bücher halfen damals
noch dabei,
die eigene Identität
zu definieren
„Ich brauche zum Schreiben Ruhe und Konzentration. Eine Bibliothek, in der sehr viele
Menschen still und konzentriert arbeiten ist etwas Wunderbares. Der Buchladen
ist für die Inspiration unerlässlich. Und macht auch gierig und hungrig, was wieder eine
gute Energie zum Schreiben ist.“
Caroline Peters, Schauspielerin und Schriftstellerin, redet am Freitag, dem 18.10.,
um 11 Uhr am SZ-Stand über ihr Buch „Ein anderes Leben“.

Caroline Peters:
Ein anderes Leben.
Roman.
Rowohlt, Hamburg 2024. 240 Seiten, 23 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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