Sie wollte wieder nach Palästina. Kurz. Jetzt im Krieg sitzt Else Lasker-Schüler hier in Jerusalem fest, zwischen Juden, Arabern, und Briten, Bombenanschlägen und Horrornachrichten. Will Frieden stiften, dringend. Aber dazu braucht sie einen Mann für ein Liebesgedicht. – Mit subtilen Mitteln lässt Christa Ludwig ein intensives Porträt der Dichterin in ihren letzten Lebensjahren entstehen. "Wo soll ich hin, wenn kalt der Nordsturm brüllt –? – Die scheuen Tiere aus der Landschaft wagen sich – Und ich – vor deine Tür, ein Bündel Wegerich." Else Lasker-Schüler, "Die Verscheuchte"
buecher-magazin.deWenn Else Lasker-Schüler spielte, dann tat sie es mit dem größten Ernst. Sie nannte sich selbst "Prinzessin Tino" oder "Prinz Jussuf von Theben" und auch ihre Freunde bekamen Namen. So entstanden ihre Gedichte, die sie besonders gern mit Männern teilte, in die sie sich verliebte. Dichten, spielen, lieben waren für sie untrennbar miteinander verbunden. In ihrer Romanbiografie über die große deutsche Dichterin zeichnet Christa Ludwig ein Bild der bereits alten Else Lasker-Schüler, die ihre letzten Lebensjahre in Jerusalem verbringt. Seit 1933 lebt sie im Exil, nach Palästina wollte sie eigentlich nur für kurze Zeit. Nun sitzt sie an einem Ort fest, der ihr als Jüdin Zuflucht vor den Nazis bietet, aber auch von täglicher Unruhe geprägt ist. Und Else Lasker-Schüler sucht nach Frieden, nach innerer Zuflucht, einem Mann, dem sie ein Liebesgedicht schreiben kann. Ludwig schreibt ihren Roman aus zwei Perspektiven. Die Dichterin selbst kommt zu Wort, ebenso wie ein sie verehrender junger Mann. Durch diese Innen- und Außensicht gelingt es der Autorin, die Dichterin lebendig werden zu lassen und sie auch im historischen Kontext zu verorten. Wer mit Lasker-Schülers Werk vertraut ist, dürfte erstaunt sein, wie gut es Ludwig gelingt, Lasker-Schülers Sprache zu sprechen, wie sie zu "spielen".
© BÜCHERmagazin, Katharina Manzke
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