Fast jeden Tag wird über neue Sicherheitslücken, Identitäts- und Datendiebstahl oder durch Ransomware (Verschlüsselungssoftware) lahmgelegte Unternehmen berichtet. Unsere Systeme werden immer komplexer und vernetzter, da viele Alltagsgegenstände und Systeme (wie z. B. Autos, Kühlschränke, Heizungen
und persönliche Assistenten wie Alexa oder Pulsarmbänder) "smarter" und dauerhaft mit dem Internet…mehrFast jeden Tag wird über neue Sicherheitslücken, Identitäts- und Datendiebstahl oder durch Ransomware (Verschlüsselungssoftware) lahmgelegte Unternehmen berichtet. Unsere Systeme werden immer komplexer und vernetzter, da viele Alltagsgegenstände und Systeme (wie z. B. Autos, Kühlschränke, Heizungen und persönliche Assistenten wie Alexa oder Pulsarmbänder) "smarter" und dauerhaft mit dem Internet verbunden werden. Sogar Kraftwerke sind einfacher anzugreifen als zu schützen. Die Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel beschreibt in ihrem Buch, warum das Internet und insbesondere Windows mit seinen Schwachstellen ein größer werdendes Sicherheitsrisiko darstellt und warum die Spionagesoftware Pegasus eine neue Qualität digitaler Angriffe darstellt.
Für ihr Buch interviewte die Autorin sowohl Sicherheitsforscher als auch Hacker und berichtet über deren Motive und Vorgehensweisen. Herausgekommen sind spannende Reportagen über das Katz-und-Maus-Spiel von Kriminellen und ihren Widersachern.
Generalstabsmäßig geht die aus Russland gesteuerte kriminelle Ransomware-Hackinggruppe Conti vor, die wie ein professionelles Unternehmen organisiert ist, mit Personalabteilung und klarer Rollenverteilung (Coding, Systemadministratoren, Verschlüsselung) sowie Spezialisten für jede Aufgabe, wie z. B. Geldwäsche, gehackte Zugangsdaten und gefälschte Webseiten. Wie in einem Onlineshop können kriminelle Kunden Pakete buchen.
Mit der Professionalisierung werden Cyberangriffe immer ausgefeilter und schwieriger zu stoppen. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch staatliche Hacker gibt und die Abgrenzung zwischen „guten“ und „schlechten“ Angriffen fließend und schwierig zu bewerten ist. Was sollen Sicherheitsunternehmen machen, wenn sie staatliche Schadsoftware in Systemen finden? Offenlegen oder nicht? Manche veröffentlichen die Identität der Angreifer und die ausgenutzten offenen Sicherheitslücken, andere dagegen nicht, teilweise auch in Abhängigkeit davon, ob die Sicherheitsunternehmen und Geheimdienste von Staaten als "befreundet" gelten oder nicht. Ein heißes Eisen, das sehr kontrovers diskutiert wird.
Eva Wolfangel greift noch andere spannende Themen auf, die sie mit ihren Interviews untermauert, wie z. B. Zero-Day-Sicherheitslücken, Werkzeugkästen von Sicherheitsforschern und Hackern, cyberphysische Attacken (vom Blackout über den Ausfall der Wasserversorgung bis hin zu explodierenden Chemieanlagen), hybride Kriegsführung, Social-Engineering-Angriffe oder die Spionagesoftware Pegasus, gegen die es quasi keinen Schutz gibt.
Zwar identifiziert die Autorin am Ende vier Handlungsfelder mit vielen Tipps, um die persönliche Sicherheit vor Angriffen und Überwachung zu schützen, stellt aber letztlich ernüchternd fest, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Trotzdem sollte man die Hürden so hoch wie möglich setzen und das kritische Denken trainieren.
Eva Wolfangels Reportagen sind spannend und anschaulich geschrieben, ohne fachliches Kauderwelsch. Wo Fachbegriffe verwendet werden, sind sie im Glossar am Ende des Buches allgemeinverständlich erläutert. Quellen (meist Internetlinks) sind durch Fußnoten auf der gleiche Seite dokumentiert. Ausgesprochen störend fand ich nur das penetrante Gendern, das den Text schwer lesbar und teilweise auch grammatisch fehlerhaft macht. So lenkt die Autorin unnötigerweise vom eigentlichen Thema ab.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)