Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »So, meine Liebe«, sagte Cora Bühler und setzte die beiden Tassen behutsam auf das edle Silbertablett, »mit zwei Löffeln Zucker und einer schönen Sahnehaube, wie Sie beide es am liebsten mögen.« Ihre Worte waren an Lili Hausmann gerichtet, die fast halb so alt war wie sie, nämlich dreiundzwanzig. Cora war fünfundvierzig und seit beinahe zwei Jahrzehnten als Haushälterin und Köchin bei Johannes Graf von Ammerthal und seinem Sohn Florian tätig, Lili war seit fast zwei Jahren Florians Kindermädchen und hatte sich sofort eng an Cora angeschlossen. Bei den Worten der Älteren errötete sie heftig, weil sie, genau wie der elfjährige Florian, Süßigkeiten liebte. ›Schleckermäulchen‹ nannte Cora sie beide gelegentlich mit liebevoll-mütterlichem Unterton. Graf Johannes sah es nicht gern, wenn sein Sohn Zucker in die heiße Schokolade bekam, aber Cora nahm sich die Freiheit heraus, manche seiner Anweisungen zu übergehen, wenn sie fand, dass es ›dem Jungen‹ gut tat. Florian hatte vor zweieinhalb Jahren seine Mutter verloren. Cora fand, wenn zwei Löffel Zucker wenigstens für ein paar Augenblicke ein Lächeln auf sein sonst so trauriges Gesicht zauberten, waren sie gut angelegt und man konnte reinen Gewissens darüber hinwegsehen, dass sie vielleicht seinen Zähnen schadeten. Bei Graf Johannes war es schwieriger, ihm ein Lächeln zu entlocken. Mit zwei Löffeln Zucker war es da nicht getan. Cora erinnerte sich nicht einmal, wann sie ihn zum letzten Mal hatte lächeln sehen. »Wenn das der Graf sähe«, sagte Lili leise. Sie sah noch jünger aus als sie war, man hätte sie auch für einen Teenager halten können mit ihrem spitzen kleinen Gesicht, in dem vor allem die warmen braunen Augen auffielen. Auch sonst schien alles an ihr klein und spitz zu sein. Wann immer Cora, die zu gemütlicher Fülle neigte, sie ansah, hatte sie das Gefühl, sie ein wenig aufpäppeln zu müssen. »Er sieht es aber nicht, und den Jungen macht es glücklich«, erklärte sie gelassen. »Wo bleibt er denn eigentlich?