Neun Personen erinnern sich an eine junge Frau - dieselbe junge Frau -, die sie geliebt haben oder die sie geliebt hat. Sie ist der abwesende Mittelpunkt dieses Romans, das Gravitationszentrum, um das die neun Ich-Erzähler kreisen, ohne ihm wirklich nah zu kommen, das Du, in dem sich immer auch das Ich spiegelt. Ob es der Kunstlehrer, der erste Freund, die Kommilitonin oder der verheiratete, ältere Liebhaber ist, jeder sieht nur einen Teil, eine Facette der jungen Frau. Neun Perspektiven, neun Stimmen zwischen Asien und Europa, in namenlosen und doch vertrauten Städten, die einander überlagern, sich ergänzen und sogar widersprechen und die erst im mehrstimmigen Chor vom Leben der Protagonistin erzählen können, von ihrer Erziehung des Herzens. Ein Herz mit neun Kammern ist der Blick in ein Kaleidoskop, in dem das Objekt der Begierde immer wieder anders, in einem Moment blendend real und greifbar erscheint und es im nächsten Moment wieder verdunkelt und verschwimmt. Janice Pariats brillanter Roman handelt von der vielschichtigen Identität, davon dass andere uns nie ganz sehen, nur Fragmente, und davon, dass wir dazu neigen, zu dem zu werden, was andere von uns wahrnehmen.
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