Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.
Dieses alte Zitat bewahrheitet sich auch im Schicksal des Irokesen Deskaneh Levi General, Erbchief der Six Nations. Er war für die Weißen ein Unruhestifter und eine lästige Rothaut. Mit seinen Forderungen nach Eigenstaatlichkeit der Six Nations. Sie
wollten keine kanadischen Untertanen sein: sie lebten auf eigenem Grund, der ihnen von der britischen…mehrNur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.
Dieses alte Zitat bewahrheitet sich auch im Schicksal des Irokesen Deskaneh Levi General, Erbchief der Six Nations. Er war für die Weißen ein Unruhestifter und eine lästige Rothaut. Mit seinen Forderungen nach Eigenstaatlichkeit der Six Nations. Sie wollten keine kanadischen Untertanen sein: sie lebten auf eigenem Grund, der ihnen von der britischen Krone als Anerkennung für ihre Aufopferung im Krieg gegen die amerikanischen Separatisten gewährt worden war.
Willi Wottreng beginnt diese irokesische Biographie mit einem klassischen Autorentrick.
Die Erzählerin findet in einem Nachlass Papiere und Fotos und ist sofort fasziniert. Denn in ihrer Jugend sah sie sich selbst als Winnetou, als Stadtindianerin. Freiheit und Gerechtigkeit waren die Pfeiler ihres Denkens, beeinflusst von Dürrenmatts „Monstervortrag über Gerechtigkeit und Recht“.
Ursula Haldiman beginnt zu recherchieren und blättert ein außergewöhnliches Leben vor dem Leser auf. Das Leben eines Einzelkämpfers, wenn auch mit Unterstützung der Presse und diversen Gruppierungen mit missionarischen Eiferern. Seine vielen Vorträge und seine „bella figura“ im federgeschmückten Ornat garantieren ihm eine große Fan-Gemeinde. Aber all seine Bemühungen, die Causa seines Volkes vor den Völkerbund in Genf zu bringen, scheitern. Kanadas Indianerbetrauftragter Scott sieht in den Indigenen Schutzbefohlene, die man erziehen und zivilisieren müsse. Das klassische Überlegenheitsgefühl der Weißen setzt auch hier drastische Maßnahmen ein.
Deskaneh sah sich voller Stolz als Vertreter einer der ältesten Demokratien der Welt. Doch seine Mission war ein Misserfolg. Er ging ins Exil nach Rochester in den USA, denn nach Kanada konnte er nicht zurück. Schon in der Schweiz hatte ihn eine starke Erkältung so sehr geschwächt, dass er zur Kur musste. Immer liebevoll-tatkräftig an seiner Seite Hedwig Barblan, die in ihm den Weg in ein exotisches Leben abseits der kleinbürgerlichen Schweizer Enge sah. In Rochester überfällt ihn ein Schlaganfall, er wird sich nicht mehr erholen. Er stirbt mit 52 Jahren, an gebrochenem Herzen und…..? Gerüchte über einen unnatürlichen Tod machen die Runde. Ursula Haldiman lässt diese Frage keine Ruhe, sie kann natürlich keine Beweise erbringen, aber Mut-maßungen bleiben offen. Man sagt, im Moment des Todes ziehe das ganze Leben vor den Augen des Sterbenden vorbei. Was sah Deskaneh?
In dieser kleinen Tour d’horizon erfahren wir viel über die Traditionen und Denkweisen der nordamerikanischen Indigenen außerhalb der Hollywood-Szenerie. Viel über die Denkweisen der politischen Machthaber und viel über ihre Selbstherrlichkeit.
Es ist mehr als lobenswert, dass hier in klarer Sprache einem vergessenen Kämpfer ein Denkmal gesetzt wird. Für Freunde der indianischen „Kindheits“-Literatur und für Freunde der indianischen Realität ein unbedingtes Muss.
Das Buch endet mit fünf Fragen. Wer war Deskaneh? Das mag jeder interessierte Leser für sich selbst entscheiden