Was, wenn das Leben einfach zu viel wird, wenn einem alles über den Kopf wächst, man einfach perfekt funktionieren will, es aber nicht kann, wenn das einzige, was man scheinbar kontrollieren kann, die Nahrungsaufnahme ist?
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Paula ist 19 Jahre alt. Sie ist eine gute Schülerin, hat einen lieben
Freund und auch schon Pläne, wie es weiter gehen soll nach ihrem Abschluss. Trotzdem verspürt sie seit…mehrWas, wenn das Leben einfach zu viel wird, wenn einem alles über den Kopf wächst, man einfach perfekt funktionieren will, es aber nicht kann, wenn das einzige, was man scheinbar kontrollieren kann, die Nahrungsaufnahme ist?
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Paula ist 19 Jahre alt. Sie ist eine gute Schülerin, hat einen lieben Freund und auch schon Pläne, wie es weiter gehen soll nach ihrem Abschluss. Trotzdem verspürt sie seit geraumer Zeit einen enormen psychischen Druck, der dazu führt, dass sie immer weniger isst, immer weniger fühlt, immer weniger das Leben, ihr Leben will. Aus einem anfänglichen Hochgefühl der Kontrolle über ihren Körper, wird im Verlauf ein regelrechter Ekel vor Essen, der sie bis zum Zusammenbruch führt. Nach langem Warten auf einen Klinikplatz, muss sie dort mühselig das Genießen wieder lernen.
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Anne Lund schreibt fast schon poetisch, arbeitet mit Wiederholungen und es gelingt ihr gut ein tiefes Verständnis für die Protagonistin aufzubauen.
Paula auf ihrem Weg zu begleiten war absolut berührend und ich war erstaunt über die Tiefgründigkeit, die innerhalb der doch recht wenigen Seiten (160 Seiten im Print) dargelegt wurde.
Die Krankheit (Anorexia nervosa) wird sehr facettenreich beleuchtet und ich finde es super wichtig, dass auch darauf eingegangen wird, dass es nicht unbedingt in erster Linie um Gewichtsabnahme gehen muss, sondern auch sehr oft der Wunsch nach Kontrolle im Vordergrund steht und die gestörte Körperwahrnehmung nur eine Begleiterscheinung sein kann.
Ebenso wird thematisiert, was diese auch mit Angehörigen und Freunden macht. Es ist eine Krankheit, die einsam macht, die abstumpfen lässt und die, wenn sie, wie im Fall von Paula, mit einer Depression einhergeht, auch sämtliche Gefühle lahmlegen kann. Und es ist eine Krankheit, die Angehörige verzweifeln lässt, da sie nichts tun können, als zuzuschauen. Durch den Schreibstil, der einen direkt in Paulas Kopf versetzt, ist denk ich vieles greifbarer, auch für Lesende, die keinerlei Erfahrungen mit Essstörungen haben, es ermöglicht ein Hineinversetzen in die erkrankte Person und ein Verstehen und könnte Angehörigen helfen Situationen besser einzuschätzen.
Gut fand ich überdies, dass nix beschönigt wurde, dass sowohl soziale, als auch gesundheitliche Folgen eingebaut wurden und auch der Klinikalltag mit all seinen Vorschriften beschrieben wird, sowie die Erwähnung, dass es selbst nach der Behandlung ein steiniger Weg ist und dass nicht alle es schaffen die inneren Dämonen zu überwinden und gesund zu werden.
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Kurz gesagt: Es ist einfach sehr ehrlich. Es zeigt die Schattenseiten, es ist aber auch der Wunsch nach Leben.
Von mir daher eine große Leseempfehlung.