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Endlich auch auf Deutsch: Ein großer Klassiker der niederländischen Literatur, der an die Romane von Charles Dickens erinnert. Ende des 19. Jahrhunderts wächst Kees Bakels in einfachen Verhältnissen im Amsterdamer Jordaan-Viertel auf. Er träumt sich in Fantasiewelten, um dem langweiligen Alltag zu entkommen. Um endlich etwas Besonderes zu sein, gewöhnt er sich einen außergewöhnlichen Gang an, den er sich von Turnern abgeschaut hat. Bald kennt die ganze Stadt den Jungen, der mit schwingenden Armen durch Amsterdams Straßen läuft. Doch mit dem Tod des Vaters holt ihn die Realität ein und Kees…mehr

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Produktbeschreibung
Endlich auch auf Deutsch: Ein großer Klassiker der niederländischen Literatur, der an die Romane von Charles Dickens erinnert. Ende des 19. Jahrhunderts wächst Kees Bakels in einfachen Verhältnissen im Amsterdamer Jordaan-Viertel auf. Er träumt sich in Fantasiewelten, um dem langweiligen Alltag zu entkommen. Um endlich etwas Besonderes zu sein, gewöhnt er sich einen außergewöhnlichen Gang an, den er sich von Turnern abgeschaut hat. Bald kennt die ganze Stadt den Jungen, der mit schwingenden Armen durch Amsterdams Straßen läuft. Doch mit dem Tod des Vaters holt ihn die Realität ein und Kees muss Verantwortung für seine Familie übernehmen. Theo Thijssen schildert in diesem Roman auf sehr liebevolle und humorvolle Weise, wie ein Junge nicht Gefangener seiner Träume bleibt oder Opfer seiner Frustrationen wird, sondern allmählich in diese Lebensverantwortung hineinwächst.

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Autorenporträt
Theo Thijssen (1879 - 1943) war ein niederländischer Schriftsteller, Lehrer und Politiker. 1905 gründete er die Zeitschrift "De Nieuwe School" und war Herausgeber verschiedener Zeitungen. 1923 erschien sein berühmtester Roman "Kees de Jongen".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2019

Wie geht der Schwimmbadschritt?

In den Niederlanden weiß das jeder: Auf den Spuren von Theo Thijssens 1923 im Original erschienenen Roman "Ein Junge wie Kees", der jetzt in neuer Übersetzung vorliegt.

AMSTERDAM, im Oktober

Es gibt Wörter aus der Literatur, die Teil unserer Biographie sind. Was kann so rätselhaft sein wie Pippi Langstrumpfs Spunk? Und wer, wenn nicht Big Brother, wacht über uns? Für Niederländer, zumindest für die der älteren Generation, ist "zwembadpas", "Schwimmbadschritt", ein solches Wort.

Was es mit dieser sonderbaren Gangart auf sich hat, werden wir auf einigen Spaziergängen durch die Amsterdamer Innenstadt erfahren. Zahlreiche Brücken führen hier über die Grachten, doch nur wenige tragen auch einen Namen. Zwei davon, klein und schmal, liegen dicht beieinander, nicht mehr als zwei Minuten Fußweg entfernt. Sie überspannen die Bloemgracht im Jordaan-Viertel. An ihren Geländern stehen in weißen Buchstaben die Namen geschrieben: Rosa Overbeekbrug und Kees de Jongenbrug.

Kees und Rosa hat es nie gegeben - und auf eine Weise natürlich doch. Es sind die beiden Hauptfiguren eines Romans des niederländischen Schriftstellers Theo Thijssen, der 1923 erstmals veröffentlicht wurde, und in den Niederlanden inzwischen zum Klassiker geworden ist. "Kees de jongen" oder "Ein Junge wie Kees", wie der Roman in der ersten vollständigen deutschen Übersetzung heißt, die kürzlich im Wallstein Verlag erschienen ist, erzählt von Kees Bakels, einem Jungen aus einfachen Verhältnissen, der am Ende des 19. Jahrhunderts in Amsterdam aufwächst. Kees ist überzeugt, etwas Besonderes zu sein. Leider können das die wenigsten erkennen, und zum großen Durchbruch mangelt es ständig an irgendetwas, meistens am Geld. Wer ein großer Maler werden will wie Rembrandt, der braucht schon als kleiner Junge teure Farben. Und will man es im Sport zu etwas bringen, so sind schicke Turnschläppchen geradezu unabdingbar.

Nur mit dem Schwimmbadschritt ist es anders: "Der Schwimmbadschritt ist das Erste, wozu er nichts mehr braucht, das kann er selber, dafür braucht es nur ihn", sagt Rolf Erdorf, der "Ein Junge wie Kees" ins Deutsche übersetzt hat. Deswegen ist diese Art des Gehens, mit der Kees ganz besonders schnell von der Schule ins Schwimmbad kommt, für ihn "ein Glück im Leben", wie es im Roman heißt. "Wenn man mal schnell vorankommen wollte, musste man sich beim Gehen vornüber neigen, ganz als ob man ständig hinfiele, und dann immer die Arme schwenken, hin und her. Auf diese Art des Gehens verlegte sich Kees ganz speziell; zwar gehörten dazu auch Turnschläppchen, aber das Wichtigste war doch, dass man die Arme hin und her schwenkte."

Die erste Frage, die ihm Niederländer stets gestellt hätten, sagt Rolf Erdorf, als sie hörten, dass er Thijssens Roman ins Deutsche übertrage, war stets die, was denn aus "zwembadpas" werde. Die Lösung war sehr einfach: "Schwimmbadschritt, klar!" Was nicht einfach war, erzählt Erdorf passenderweise in einer ehemaligen Turnhalle. Hier befindet sich der Konferenzraum des Letterenfond, der Niederländischen Stiftung für Literatur, in dem es an diesem Vormittag um "Kees de jongen" und seine deutsche Übersetzung gehen soll. Anstelle von Sportgeräten säumen jetzt niederländische Bücher und ihre Übersetzungen die Wände. Einige davon sind vermutlich von Erdorf.

Mit "Ein Junge wie Kees" habe er sich anfangs schwergetan, sagt er. Den Ton dieses Romans zu finden, die Stimme eines Jungen, der vor mehr als hundert Jahren gelebt hat. Wie soll sie klingen, um zwar nicht von heute, aber auch nicht veraltet zu sein? Was muss niederländisch und für deutsche Leser vielleicht bewusst fremd bleiben?

Rolf Erdorf begleitet uns auch auf unseren Spaziergängen durch die Amsterdamer Innenstadt, auf den Spuren von Kees und seinem Erfinder, dem Schriftsteller, Lehrer und Politiker Theo Thijssen. Genau wie Kees Bakels wuchs dieser ebenfalls im Jordaan-Viertel auf, einem Stadtteil für Arbeiter und Handwerker. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Schicke Cafés reihen sich an Modeboutiquen, und durch die kleinen Gassen strömen Touristenschwärme. Wir stehen am Eingang der Reestraat, der Straße, in der im Roman Rosa Overbeek lebt, in die Kees verliebt ist. Um uns herum drängen sich Menschen, machen Fotos, und Erdorf liest unbeirrt mit lauter Stimme aus "Ein Junge wie Kees": wie Kees eines Nachmittags Rosa zum ersten Mal außerhalb der Schule begegnet und ihr endlich ein Geschenk macht.

Wenige Minuten Fußweg entfernt, vor dem Theo-Thijssen-Museum in der Eerste Leliedwarsstraat, müssen ein paar Jungs im Alter von Kees mit verschämtem Grinsen der deutschen Reisegruppe den berühmten Schwimmbadschritt vorführen. Dann sind wir selbst dran und spalten uns auf in Schwimmbadschrittenthusiasten und die etwas Gehemmten, Schüchternen. Es herrscht Unklarheit: Schwenkt man beim Laufen die Arme nun von vorne nach hinten oder von links nach rechts, und was macht man falsch, wenn man trotzdem nicht besonders schnell ist?

Am 16. Juni 2001, als viele andere Literaturliebhaber im Gedenken an James Joyce einen weiteren "Bloomsday" begingen, rief das Thijssen-Museum anlässlich des 122. Geburtstags des Schriftstellers zum "Tag des Schwimmbadschritts" auf. Ein alter Nachrichtenbeitrag zeigt eine Art Stadtfest, junge Männer mit Arbeiterkleidung der Jahrhundertwende, die geschäftig mit den Armen rudern. Ein Mann erklärt anhand einer Tabelle, wie viel Kalorien man mit dem Schwimmbadschritt verbraucht und ob nun die Vorwärts- oder die Seitwärtsbewegung effizienter ist.

All diese Begeisterung für den Schwimmbadschritt ist kurios und für Außenstehende schwer zu verstehen. Vor allem lässt sie schnell vergessen, welche Bedeutung der Schwimmbadschritt in Thijssens Roman hat. Denn für Kees, dessen Familie verschuldet ist, der sich für seine Kleidung schämt und gern eine schicke Tolle anstelle eines kahlgeschorenen Kopfes hätte, für ihn ist alles, mit dem er sich von den anderen abheben kann, von großer Bedeutung. Gerade diese Eigenschaft ist es, die ihn zu einem ganz normalen Jungen macht, einer Identifikationsfigur.

Dass Thijssen ausgerechnet von einem solchen Protagonisten erzählt, mag mit seiner Biographie, aber auch mit seinem sozialen Engagement zu tun haben. Nicht nur wuchs er, genau wie Kees, als Sohn eines Schuhmachers in bescheidenen Verhältnissen auf und verlor früh seinen Vater. Er war auch, wie die Wände des kleinen Theo-Thijssens-Museums mit wechselnden Ausstellungen zu erzählen wissen, ein engagierter Lehrer und Politiker der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, für die er jahrelang im Parlament saß. Sein Blick auf soziale Missstände kommt im Roman immer wieder zum Vorschein. Doch die Tatsache, dass er sie nicht von oben anprangert, sondern aus der Sicht des Jungen erzählt, macht einige Szenen sehr berührend.

Der kleine Kees geht mit der Annahme durch die Welt, etwas Besseres zu sein, wird aber immer wieder mit der harten Realität konfrontiert. Als der Vater schwer krank wird, bittet er den Jungen, ein kleines schwarzes Büchlein und fünf Rijksdaalder in ein "Büro" zu bringen und niemandem davon zu erzählen. Kees ist stolz und sicher, "dass diese geheimnisvolle Besorgung etwas ganz Besonderes in seinem Leben war". Wenig später muss er begreifen, was der wahre Grund für die Geheimnistuerei ist: Der Vater ist verschuldet.

Wie gut Thijssen die Innensicht von Kees gelingt, wie empathisch er die Ängste und Sorgen seines Protagonisten schildert, ist sicher einer der Gründe, warum sich der Roman auch heute noch gut lesen lässt, obwohl er so deutlich aus einer anderen Zeit stammt. Auch wenn Väter heute nicht mehr an Tuberkulose sterben und Schulden längst digital beglichen werden, sind soziale Ungleichheiten nicht weniger relevant.

Die Bedeutung, die dem Buch in den Niederlanden beigemessen wird, ist dennoch überraschend. Seit den achtziger Jahren ist der niederländische Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur nach Theo Thijssen benannt. "Kees de Jongen" gehört zum "Kanon von Amsterdam", der 2008 festgelegt wurde und die fünfzig wichtigsten Ereignisse der Stadtgeschichte seit 1250 erfassen will. Unsere Führerin im Rijksmuseum, dessen Neubau kurz vor der Zeit eröffnet wurde, in der der Roman spielt, erzählt uns, sie habe ihren Sohn nach Kees benannt. Spätestens jetzt stellt sich die Frage: Gibt es hier eigentlich irgendjemanden, der dieses Buch nicht toll findet? Ja, so stellt sich bei einem Abendessen mit zwei Amsterdamerinnen Ende zwanzig heraus. Sie kennen Kees nicht.

Vielleicht weil ein Grund, aus dem der Roman den Niederländern so ganz besonders am Herzen liegt, wie Rolf Erdorf in seinem Nachwort schreibt, inzwischen aus der Zeit gefallen scheint. Die Frage: "Worin können wir Kleinen groß sein?", bezogen auf die Niederlande, ein Land, das zur letzten Jahrhundertwende noch immer vom "goldenen" 17. Jahrhundert träumte, dürfte für viele jüngere Menschen inzwischen weniger relevant sein. Allein in diesem Aspekt scheint der Nationalheld doch ein wenig in die Jahre gekommen. Vielen älteren Niederländern und auch dem Erzähler des Romans mag das ein Rätsel sein. Heißt es doch gleich im Prolog: "Viele Leute scheinen Kees Bakels überhaupt nicht gekannt zu haben, was eigentlich kaum zu verstehen ist. Ist er denn nicht praktisch der bedeutendste Junge gewesen, den es je gegeben hat?"

ANNA VOLLMER

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»eine besonders schön aufgemachte Ausgabe(...) und (eine) wirklich gelungene und zeitlose Übersetzung Rolf Erdorfs« (Bettina Baltschev, Deutschlandfunk Büchermarkt, 20.09.2019) »eine sehr gelungene Übersetzung (...) und eine hinreißende Vater-Sohn-Geschichte.« (Ute Wegmann, Deutschlandfunk Büchermarkt, 02.11.2019) »Ein sehr liebenswerter Roman!« (Günter Brandorff, ekz. bibliotheksservice, 23.09.2019) »ein psychologisch fein gezeichnetes Porträt eines Amsterdamer Jungen« (Bettina Baltschev, MDR Kultur, 16.12.2019) »Lange gab es keine deutsche Ausgabe, jetzt hat Rolf Erdorf 'Kees de Jongen' neu übersetzt, mit einem frischen Ton, aber ohne die historische Distanz zu verleugnen.« (Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger, 12.03.2020)