Erzählungen aus dem Warschauer Getto und vom Leben auf der Flucht: Bogdan Wojdowskis Prosa kommt der Wirklichkeit des Nicht-Erzählbaren so nah wie kaum eine andere Literatur. Was Bogdan Wojdowski in seinem Opus Magnum »Brot für die Toten« mit dem langen Atem des Romans entfaltet hat, verdichtet sich in den Erzählungen mit expressiver Energie. Die ersten sechs Erzählungen geben in knapper Konzentration Szenen aus dem Alltag des Warschauer Gettos wieder. Die letzte, breit ausgearbeitete Erzählung – »Der Weg« – handelt von der Flucht eines jüdischen Mädchens aus dem Getto ins Warschauer Umland. Stets in Gefahr, entdeckt und verraten zu werden, schlägt die Jugendliche sich durch, kämpft um ihr nacktes Überleben. Wojdowski schrieb diese Erzählung auf der Grundlage eines authentischen Berichts – unter dem Eindruck der geschilderten Erlebnisse, die seinen eigenen sehr ähnlich waren. Er selbst war 1942 aus dem Warschauer Getto geflohen und hatte dank der Unterstützung durch mehrere Polinnen und Polen in Verstecken im Warschauer Umland überleben können. Die Reihe »Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur« stellt herausragende Werke einer essentiellen Erinnerung vor - teils in Neuauflagen bereits existierender Übersetzungen, teils in Erstübersetzungen. Der zweite Band der Reihe führt aus der Sphäre des Gettos in die Wirklichkeit des besetzten Polens, in dem jeder Quadratmeter ein Ort tödlicher Gefahr ist.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Für den Rezensenten Jörg Plath sind die Erzählungen von Bogdan Wojdowski von der gleichen Dringlichkeit geprägt wie Wojdowskis großer Roman über das Warschauer Ghetto und vereinen ebenso "künstlerische Originalität" und "erlebte Qual". Die zu einem großen Teil bereits veröffentlichten Texte berichten ebenfalls aus dem Ghetto, eine von ihnen folgt einer Jugendlichen auf ihrer beschwerlichen Flucht aus dem Ghetto. Wie in den Texten die "Gegenwart des Vergangenen" stets auf fiebrige Weise lebendig bleibt und der Autor auf diese Weise eine "Poetik der Erinnerung" formuliert, findet Plath beeindruckend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»eine Glanztat, (Wojdowski) wiederentdeckt zu haben« (Jörg Plath, Deutschlandfunk Kultur, 22.0.7.2022) »Das erzählerische Werk, das Wojdowski hinterließ, ist große europäische Literatur und verdient Aufmerksamkeit über die Holocaustthematik hinaus.« (Gerhard Zeillinger, Wiener Zeitung, 20./21.08.2022) »Dramatisch und stilistisch überzeugend« (SAX, 9/2022)