»Ein Kunstkabinett«, ein Bild des deutsch-amerikanischen Künstlers Heinrich Kürz, zeigt den steinreichen Bierbrauer Hermann Raffke inmitten seiner Gemäldesammlung. Unter diesen Bildern befindet sich, abermals, »Ein Kunstkabinett«, was dazu einlädt, vom Bild ins Bild ins Bild ins Bild zu steigen. Dass es in der unendlichen Wiederholung Abwandlungen, Brüche und Fehler zu entziffern gibt, weckt im Publikum einen Ehrgeiz, der sich zur Hysterie aufschaukelt. Unweigerlich folgt darauf ein Kunstskandal. Fakten und Fiktion, Spiel und Fallstrick, Fälschung und Replik, Biographie und Anekdote, Beglaubigtes und wild Erfundenes finden sich lustvoll ineinander verwoben, und wie stets bei Perec blitzt die höchste Erzählkunst mitten in der vermeintlichen Statik der Bildbeschreibung auf.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit den Büchern von Georges Perec bekommt Nico Bleutge eine Ahnung von Freiheit. Dass aus der Beharrlichkeit des Beschreibens und durch Regeln Lust entsteht, hat ihn der Autor mit seinen Texten mehrfach bewiesen. Für Bleutge sind Perecs meist recht kurzen Texte aber alles andere als Schmalspurkunst oder sprachliche Etüden. Wie der Autor etwa in diesem Buch über ein Bild des Malers Heinrich Kürz und die darauf abgebildeten Kunstwerke das Verhältnis von Erfindung und Wirklichkeit neu ausrichtet, scheint Bleutge meisterhaft, auch wenn der Autor sich die abschließenden Erläuterungen der im Text wirksamen Spiegelungseffekte seiner Meinung nach hätte sparen können. Eugen Helmlés Übersetzung findet der Rezensent extraordinär gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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