Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: Sehr gut, Uniwersytet Warszawski (Universität Warschau), Sprache: Deutsch, Abstract: „Etwa gleichzeitig mit dem expressionistischen Jahrzehnt, vor und nach dem Ersten Weltkrieg, schrieb ein jüdischer Versicherungsbeamter in Prag Prosa, die keiner bestimmten Stilrichtung folgte, zu seinen Lebzeiten nur in Bruchstücken und wenigen Kennern bekannt wurde und von ihm selbst nur zum kleinen Teil als gelungen eingeschätzt wurde.“ Obwohl zu seinen Lebzeiten die Wirkung seiner Werke allerdings bescheiden war, ist Kafkas Bedeutung für die Entwicklung einer modernen Prosa in vielen Literaturen außergewöhnlich groß. Mit anderen Worten: Kafkas Schaffen hat eine späte, aber dann international weit reichende Auswirkung und sehr unterschiedliche Deutung gefunden. Heutzutage erreichen Ausgaben seiner Werke Bestsellerzahlen und werden in viele Fremdsprachen übersetzt. Die anhaltende Wirkung Kafkas bringt den Beweis mit sich, dass moderne Leser auch heute in seinen Werken eigene Erfahrungen und Vorstellungen wieder erkennen können: die Unsicherheiten des sich reflektierenden Ichs, die Zweifel an Erkenntnis und Glauben, die Irritation durch eine erforschte, jedoch nicht verstandene Welt, die Ängste gesellschaftlicher und politischer Unfreiheit u.Ä. Franz Kafka wurde im Jahre 1883 als ältestes von sechs Kindern eines tschechisch sprechenden, vom Lande nach Prag übergesiedelten jüdischen Kaufmanns geboren. Er besuchte ein deutsches Gymnasium und war immer ein außerordentlich guter Schüler, machte sowohl zahlreiche Vergnügungs- wie auch Bildungsreisen, ähnlich wie andere junge Leute. Schon als Kind begann er zu schreiben. Nach der bald aufgegebenen Germanistik studierte er auf Wunsch seines Vaters in Prag Jura, allerdings ohne besonderes Interesse und wurde Beamter mehrerer Versicherungsunternehmen. Er erwies sich als besonders tüchtiger Beamter, zuerst in den Assecurazioni Generali, später auch in der Arbeiter-Unfall- Versicherung. Er litt jedoch unter dem Beruf, der die Kraft, die zum Schreiben helfen könnte, verzehrte. Mit anderen Worten: Kafka stand einerseits „zwischen dem ungeliebten Brotberuf, dem Unverständnis seines Elternhauses und einer verzehrender Leidenschaft zu schreiben“.