Aus einer Besprechung in AUFGANG, Jahrbuch für Denken, Dichten, Kunst, .2018
Mit der Schrift „Ein Leben … … zwei Welten“ hat der frühere ZDF-Korrespondent Kiu Eckstein seine biographischen Notizen vorgelegt. Darin schildert er sehr lebendig, detailliert und spannend die Entwicklung seines Lebens
auf zwei verschiedenen Kontinenten. Das Leben in den beiden so unterschiedlichen Welten macht dem…mehrAus einer Besprechung in AUFGANG, Jahrbuch für Denken, Dichten, Kunst, .2018
Mit der Schrift „Ein Leben … … zwei Welten“ hat der frühere ZDF-Korrespondent Kiu Eckstein seine biographischen Notizen vorgelegt. Darin schildert er sehr lebendig, detailliert und spannend die Entwicklung seines Lebens auf zwei verschiedenen Kontinenten. Das Leben in den beiden so unterschiedlichen Welten macht dem Autor bewusst, dass er sich von dem, für den er sich einst gehalten hatte, am Ende weit entfernt habe, was ihn zu einem tieferen Nachdenken über seine äußere und innere Entwicklung bringt. Die Reflexion seines Lebens beleuchtet das geistige und spirituelle Wachstum eines Mannes, der sich der Wahrheit und Redlichkeit seines Tuns verpflichtet sieht. Hier ist nichts geschönt; auch das sogenannte Negative, die Schattenseiten des Lebens, werden in den Blick genommen und wandeln sich in positive Konnotationen.
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Die zwei Welten, in denen er lebt, sind analog, d.h. mehrdeutig zu verstehen. Zum einen ist Eckstein ein Mensch, der zwischen den Kontinenten ständig hin- und hergehüpft ist, wie er selber sagt.
Zum anderen stehen die zwei Welten auch für die eigene Bewusstseinerweiterung, sind Symbol für Immanenz und Transzendenz, die sich in seinem Leben im enger zusammenfügen.
Am Ende des Buches beschreibt der Autor die für ihn so radikal erlebte Veränderung der Welt hin zum Worldwide Web und gibt unter Verweis auf die Entwicklungsstufen von Jean Gebser einen Ausblick auf die zu erwartende gesamtgesellschaftliche Bewusstseinsveränderung hin zu einem arationalen Bewusstsein. Arationalität meint nicht die Vernachlässigung oder gar Negation des Rationalen, sondern die Erweiterung des immer noch herrschenden, reduziert rationalen Bewusstseins hin zu einer integralen Lebensform, in der die emotional-spirituelle Dimension wieder mehr Bedeutung erlangt.
Eine Kritik über den letzten Dokumentarfilm Ecksteins über Pinochet und den chilenischen Weg zum Kapitalismus aus dem Jahre 1980 attestiert dem Produzenten ein „Muster an Präzision jedes Mal, eine auf Sekunden und Millimeter genaue Übereinstimmung von Wort und Bild … ein gelungenes Beispiel, dass bildhafte Sprache zugleich genau sein kann … Und zugleich ein Lehrstück dafür, wie man an einer Personengruppe, einer Ideologie, einer politischen Überzeugung glasharte Kritik üben kann, ohne die Objektivität, die Anteilnahme, ja sogar das Wohlwollen auch nur um die Breite eines Worts zu verlassen“ (S.138).
Dieses Urteil passt auch auf Ecksteins biographische Notizen. Ein wichtiges Buch von einem offenen und zugleich kritischen Menschen, der in einem langen Leben außergewöhnliche Erfahrungen gemacht, sich als Mensch grundlegend verändert und seinen Horizont spirituell erweitert hat.
Rüdiger Haas