Ein Meister an der Peripherie des Kapitalismus ist das erste ins Deutsche übersetzte Werk des Literatur- und Kulturkritikers Roberto Schwarz. In dieser 1990 auf Portugiesisch erschienenen Studie analysiert Schwarz den Roman Postume Memoiren des Brás Cubas (1880) von Machado de Assis (Rio de Janeiro, 1839-1908), einer zentralen Figur der lateinamerikanischen Literatur. Scharfsinnig zeigt Schwarz auf, dass der Roman weder brasilianische Besonderheit noch universale Seelennot ausdrückt. Gemäß den Paradigmen der kritischen Theorie steht die Überzeugung im Mittelpunkt von Schwarz' methodisch-konzeptuellen Innovationen, dass sich der soziale Gehalt im literarischen Werk als herausgearbeitete Form erschließen lässt. Anhand einer ausführlichen Textanalyse erhellt Schwarz den modernen Erzählstil Machados als Stil des Sklavenhalters: Wankelmütigkeit, Ironie und Kultiviertheit strukturieren den Roman nicht nur erzählerisch und diskursiv. Sie werden mit einem Klassenbewusstsein verbunden, das sowohl von den bestehenden patriarchalen und kolonialen Verhältnissen als auch von den bürgerlichen Lebensformen profitiert. Schwarz' maßgebliche Lektüre gilt als Vorbild für all jene, die sich im Feld der kritischen Kulturgeschichte bewegen.
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