Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Es war ein Ostersonntag, wie man ihn sich nicht schöner wünschen konnte. In den Tälern und an den Hängen blühten weiß und rosa die Obstbäume. Die Wälder leuchteten hellgrün. Am Vormittag dieses zauberhaft schönen Frühlingstages tummelten sich die Kinder von Sophienlust im Park und auf der mit Frühlingsblumen übersäten Wiese, die sich vom Haus bis zum Forellenbach hinunterzog. Ihre fröhlichen Stimmen und ihr übermütiges Lachen vermischten sich mit dem Jubilieren der Vögel und dem Bellen der Hunde. Dominik von Wellentin-Schoenecker fühlte sich in dieser Kinderschar als Mittelpunkt. Das Ostereiersuchen war für ihn trotz seiner zwölf Jahre nach wie vor ein Heidenspaß. Selbstverständlich glaubte er schon lange nicht mehr an den Osterhasen. Er wusste genau, dass Carola und ihr Verlobter, Wolfgang Rennert, in aller Herrgottsfrühe aufgestanden waren, um die Ostereier für die Kinder zu verstecken. Als Dominik einen zufriedenen Blick in seinen Korb warf, der bis zum Rand mit bunten Eiern, Schokoladenhäschen und anderen Süßigkeiten gefüllt war, ahnte er nicht, dass ihm dieser Tag ein Erlebnis bringen sollte, an das er noch lange denken würde. Eigentlich könnte ich mit dem Suchen aufhören, überlegte er, als er zu Malu hinüberblickte, die ebenfalls einen gefüllten Korb trug. Pünktchen dagegen, das kleine Mädchen, das nach schrecklichen Erlebnissen in Sophienlust eine Heimat gefunden hatte, huschte auf der Suche nach den versteckten Herrlichkeiten noch immer umher. Dominiks Beschützerinstinkt für das niedliche Mädchen, mit der von Sommersprossen übersäten lustigen Stupsnase, war allgemein bekannt. Schließlich hatte er Pünktchen, deren richtiger Name Angelina Dommin war, unter recht verwirrenden Umständen sozusagen von der Straße aufgelesen und nach Sophienlust gebracht. Seitdem hatte er das Gefühl, für Pünktchen voll und ganz verantwortlich zu sein. »Pünktchen, komm mal her!«, rief er dem Kind jetzt zu. »Nick, ich kann keine Eier finden«, beklagte sich Pünktchen. Dabei schob sie enttäuscht die Unterlippe vor, während es in ihren großen blauen Augen verdächtig zu glitzern begann.
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