Alfred zweifelte. Die rätselhaften Tode in seiner unmittelbaren Umgebung, die verschwundenen Burschen, deren Zahl stetig stieg. Vertuschung war überall an der Tagesordnung. Auch er hatte mehr als eine Leichen im Keller. Seine Tochter, deren Behinderung er längst hätte melden müssen, war dafür ein Paradebeispiel. Reichsausschusskind? Seine Tochter? Da sollte mal jemand wagen, dieses unschöne Wort laut in seiner Gegenwart auszusprechen. Mit dem Rücken längst an der Wand stehend, schlug und trat Alfred nun nach allem und jedem, der ihm in die Quere kam. Er war kein Grammatikgenie, vielleicht schrieb er deshalb Gewissen klein. Sehr klein. Allerdings fand dieses Wort all die Jahre in seinem Vokabular auch keine Verwendung. Bis seine Frau Anna es hervorkramte. Der Zweifel schnappte sich diese Gefühlsregung und polierte sie auf Hochglanz. Nun strahlte das Gewissen mit dem Zweifel um die Wette. Doch diese blöde Gefühlsduselei aus der Sippschaft des Zweifels, war ebenso hinterhältig. Ein Hund mit zwei Köpfen. Bisher kannte er nur das schlechte Gewissen. Einerseits vernachlässigte er die Führertreue, den Eid gegenüber seinem Regime. Auf der anderen Seite appellierte Anna an seine Menschlichkeit. Ein Teufelskreis. Gewissen, scher dich zum Teufel und nimm den Zweifel gleich mit. Oder?
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