Titel hat bei mir falsche Hoffnungen geweckt, im Buch aber gute Rezepte und manche Reise-Erinnerung
Der Titel weckte in mir die Hoffnung von längst Vergangenem zu lesen, das einen Aufenthalt in Italien in den 1970er bis 1990er Jahren so unverwechselbar italienisch machte wie beispielsweise
Briefmarken oder Zuckerl als Wechselgeld mangels Münzen beim Bezahlen von Kleinigkeiten zu erhalten und…mehrTitel hat bei mir falsche Hoffnungen geweckt, im Buch aber gute Rezepte und manche Reise-Erinnerung
Der Titel weckte in mir die Hoffnung von längst Vergangenem zu lesen, das einen Aufenthalt in Italien in den 1970er bis 1990er Jahren so unverwechselbar italienisch machte wie beispielsweise Briefmarken oder Zuckerl als Wechselgeld mangels Münzen beim Bezahlen von Kleinigkeiten zu erhalten und ähnliches. Irgendwie enttäuschte mich dann aber der Inhalt und doch nicht. „Cocco bello“ hörte man damals wie heute, „dolce vita“ genießen ist ebenfalls zeitlos in Italien und eine Seite mit Titeln von italienischen Ohrwürmern von seinerzeit gibt es auch. Ich glaube, das ist alles, was so entfernt an „einen Sommer wie damals“ erinnert. Alle anderen Geschichten und Geschichtchen sind eher gegenwartsbezogen oder mit kulinarischem Inhalt. Aber nicht schlecht, nur eben das mit dem „Sommer wie damals“ finde ich persönlich nicht wirklich.
Das Buch des gebürtigen Italieners, der nun in der Schweiz lebt und arbeitet, besteht aber nicht nur aus Erinnerungen an seine Reiseerlebnisse. So schreibt er über „bottarga“ von Meeräschen, den verschiedenen Tomaten-Verwendungsmöglichkeiten, dem eigentlich nicht vorhandenen Unterschied zwischen „alice“ und „acciuga“ – Sardellen und anderen Dingen. Der Großteil des Buches aber präsentiert Rezepte, jetzt auch nicht nur von „einem Sommer wie damals“, sondern durchaus von heute. Vielleicht mit dem Unterschied, dass Del Principe meist originale Rezepte ausgegraben hat. So beim Rezept für „Spaghetti alla carbonara“: ohne Schlagobers (Sahne) und Schinken meint der Autor, dafür mit „Guanciale“, Schweinebacke.
Aufgeteilt in die klassische Reihenfolge eines italienischen Menüs – Antipasti, Primi, Secondi (Fisch, Fleisch) und Dolci – gibt es 71 Rezepte, alle immer doppelseitig: eine ganzseitige Farbaufnahme des Gerichts und eine Seite Rezeptur. Diese sind durchaus einfach zum Nachkochen. Manchmal ist vielleicht eine Zutat nicht unbedingt in Mitteleuropa erhältlich, manchmal schlägt Del Principe dafür alternative Zutaten vor. Die Bilder der Gerichte sind sehr anregend, die Bilder von „einem Sommer wie damals“ unterschiedlich in Qualität und Aussage. So glaube ich in einem Bild von Venedig ein Bestattungsboot zu erkennen. Schade, dass es oft keine Bildtexte gibt und somit der Leser nicht erfährt, wo denn diese oder jene Sommeraufnahme gemacht wurde. Grün-weiß-rote Lesezeichen-Bänder erinnern den Leser an die italienische Flagge und wo er zuletzt gelesen hatte.
Kalbskotelett „Mailänder Art“, Thunfisch-Tatar, Oktopus-Salat, weiße Lasagne, toskanischer Schweinebraten oder Pannacotta mit Sauerkirschen sind Beispiele der Rezepte. Und weil mir einmal ein Kritiker vorgehalten hatte, meine Rezension über ein Kochbuch sei wertlos, weil ich nicht davon schreibe, wie denn die Gerichte schmecken, möchte ich hier anmerken: mir schmecken alle diese Gerichte – auch die Spaghetti mit Sepiatinte, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber es kommt eben immer darauf an, wer diese Rezepte wie kocht! Jedenfalls ist es ein durchaus schönes Buch, das Urlaubserinnerung wecken kann und gleichzeitig bekannte und weniger bekannte Gerichte präsentiert.